Als hochsensible Menschen grübeln wir viel darüber nach, welche Nachteile wir dadurch haben und wie wir diese ausgleichen, ob wir anderen genügen, den Ansprüchen gerecht werden u. v. m. Doch hast du auch schon einmal darüber nachgedacht, warum du aufgrund deiner Hochsensibilität eine Bereicherung für andere bist? Wenn wir nämlich immer nur über unsere vermeintlichen Defizite grübeln, geraten wir in eine Schieflage: Wir übersehen, in welchem Maß unsere Hochsensibilität auch eine Gabe ist. Dabei ist die Erkenntnis, dass unsere Sensibilität eigentlich eine Stärke ist, für hochsensible Menschen sehr wichtig. Die speziellen Perspektiven und Fähigkeiten, die unsere Sensibilität mit sich bringt, können andere durchaus bereichern und inspirieren. Indem wir dies erkennen und akzeptieren, können wir unser volles Potenzial entfalten und einen positiven Einfluss auf die Menschen um uns herum haben. In diesem Blog-Artikel werde ich dir dabei helfen, das einmal wieder in den Vordergrund zu stellen. Du bist nämlich als hochsensibler Mensch garantiert in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für andere. Hier eine kleine Sammlung, in der du dich hoffentlich wieder findest:
Grund Nr. 1: Warum wir die geborenen Helfer sind

Hochsensible sind sehr gute Zuhörer. Aufgrund ihres gründlichen und nachhaltigen Denkens sind sie noch dazu sehr gut darin, Lösungen zu entwickeln. Andere fühlen sich in unserer Gegenwart wohl und schütten uns gern ihr Herz aus. Das ist schön, aber achte darauf, dass es dir nicht zu viel wird! Dazu schrieb mir einmal eine Hochsensible:
Es ist mir selbst nicht wirklich bewusst, aber ich scheine Menschen anzuziehen, ihre Probleme mit mir zu besprechen. Ich höre gern zu. Manchmal finden wir gemeinsam auch Lösungen für Probleme. Eine Bekannte äußerte kürzlich: Du bist meine Therapie. Das freut mich dann schon. Meine „Gabe“ besteht darin, Stimmungen zu empfangen (wie mit einer Antenne). Ich denke, meine Körpersprache zieht dann Menschen an, zu mir zu kommen. Früher war mir das alles zu viel – heute kann ich gut damit umgehen, denke ich.
Hier noch ein Beispiel aus meinem Leben: Die Empathie hochsensibler Menschen ist so groß, dass sie für mich als Coach sogar eine gewisse Herausforderung darstellt. Denn wenn ich einmal einen weniger guten Tag und Augenringe habe, werde ich gleich gefragt, was los ist. Und wenn ich beginne, darüber zu sprechen, kommt es leicht zu einem Rollentausch: Viele wären tatsächlich dazu bereit, sich meine Probleme anzuhören und dafür auch noch Geld zu bezahlen. Das berührt mich zwar sehr, aber das geht für mich natürlich gar nicht. Also bin ich schon vor einigen Jahren dazu übergegangen, mir meine ggf. vorhandenen Augenringe wegzuschminken. ;-)
Übrigens sind ein Drittel aller Hochsensiblen überdurchschnittlich empathisch und deswegen dazu prädestiniert, anderen zu helfen. Bist auch du so ein Helfertyp und möchtest deine Gabe, anderen zu helfen, zum Beruf machen? Dann interessiert dich vielleicht meine Ausbildung zum „hochsensibel sein Coach“ , die im Oktober 2024 startet. Falls ja, kannst du dich hier unverbindlich in meine Warteliste eintragen:
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Grund Nr. 2: gute Menschenkenntnis

Oder, wie es mir eine Hochsensible einmal geschrieben hat:
Meine Menschenkenntnis hat mich nur selten getäuscht. Ich merke, wer doof ist und wer nicht und kann dadurch auch meine Mitmenschen vor doofen Menschen retten. :-)
Grund Nr. 3: ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden

Viele hochsensible Menschen nutzen ihre Sensibilität und ihre Fähigkeiten, um sich für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz und das Wohlergehen anderer einzusetzen. Durch ihr Engagement leisten sie einen positiven Beitrag zur Gesellschaft machen die Welt um sie herum ein Stückchen besser. Das kann im beruflichen Umfeld sein, im Freundeskreis und in der Familie, aber auch in einem Ehrenamt, für Tiere etc.
Eine Hochsensible schrieb mir einmal:
Ich stehe für andere ein, die z.B. bei der Arbeit an Sitzungen nicht zu Wort kommen oder ermutige Schüchterne, sich zu Wort zu melden, weil gerade die Zurückhaltenden oft sehr viel mehr auf dem Kasten haben als die Lauten.
Grund Nr. 4: Hochsensible agieren als Frühwarnsystem

Die Kehrseite der Medaille ist oft leider, dass ihnen nicht geglaubt wird. Denn die anderen merken es einfach noch nicht und können die Warnung dann nicht nachvollziehen. Doch wenn sich einige Male herausgestellt hat, dass der hochsensible Mensch Recht hatte, wird dann meist doch irgendwann auf diesen gehört.
Grund Nr. 5: Hochsensible sind in Extremsituationen überdurchschnittlich belastbar

Da sich die Hochsensiblen schon alles durchgedacht haben, sind sie quasi auf den schlimmsten Fall innerlich vorbereitet. Sie behalten die Nerven, wo andere sie verlieren, und sind immer noch in der Lage, besonnen zu helfen. Viele Rettungssanitäter:innen sind hochsensibel!
Es ist ein wenig zum Schmunzeln – während uns der tropfende Wasserhahn in den Wahnsinn treibt, sind wir, wenn es richtig hart auf hart kommt, sehr belastbar. Mir geht es so, dass ich in einer solchen Situation enorm leistungsfähig bin und die Nerven behalte. Ist die Situation überwunden, fangen mir die Knie zu zittern an und ich bemerke dann erst, was ich da eigentlich bewältigt habe.
Grund Nr. 6: unsere Fähigkeit, nachhaltig und gründlich zu denken

Oft können Hochsensible mit dieser Fähigkeit Aufgaben bewältigen, die andere gar nicht hinbekommen würden. In dieser Hinsicht sind Hochsensible qualitativ leistungsfähiger als andere. Da das eine Menge Energie verbraucht, dürfen sie zwischendurch aber dann auch immer wieder eine kleine Pause einlegen.
Eine Hochsensible beschrieb es mir einmal so:
Wenn ich in Balance bin, kann ich alle Puzzleteile optimal zusammensetzen, es auf den Punkt bringen. Das hat viel mit Intuition zu tun und allen Reizen, für die wir so offen sind. Und es geschieht bei mir in unterschiedlichen Bereichen: in meiner Malerei, bei der Suche nach guten Lösungen im Alltag und auch, wenn ich mich in Gesprächen voll und ganz auf mein Gegenüber einschwinge. Das Ergebnis ist dann meist so, als hätte jemand lange daran gefeilt, doch es ist einfach und im Fluss zu mir gekommen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Grund Nr. 7: Hochsensible sind sehr gewissenhaft

Hochsensible sind auch sehr gut darin, Fehler aufzuspüren. Wenn sie sich in einem Umfeld mit einer offenen Fehlerkultur bewegen, wird dies als eine große Bereicherung empfunden.
Ich liebe es, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten! Seit 2012 arbeite ich als Coach für hochsensible Menschen und in all den Jahren ist es noch nie passiert, dass mir jemand eine Sitzung nicht bezahlt hätte. Das ist einfach phänomenal…
Grund Nr. 8: unser Tiefgang

Hochsensible möchten Dingen wirklich auf den Grund gehen. Es liegt einfach in ihrer Natur. Wo andere sich zufrieden geben, wollen sie noch mehr in die Tiefe. Dabei kommen sie oft zu Erkenntnissen, die für andere eine große Bereicherung darstellen können. Lasse dich davon also bitte nicht abhalten, denn oftmals reagieren andere zunächst mit Unverständnis darauf…
Grund Nr. 9: unser Sinn für das Schöne

Eine Hochsensible hat mir dazu einmal geschrieben:
Ich kann manchmal andere auf die Schönheiten aufmerksam machen, so wie gestern zum Beispiel, als ich diesen wunderschönen Sonnenuntergang mit meinen Worten beschrieben habe und was ich dabei fühle. Ich wurde etwas erstaunt angeschaut, aber ich denke das war eher wohl ein Blick der Verwunderung, wie ich diesen Sonnenuntergang erlebe, so intensiv?
Das kann für andere sehr inspirierend sein!
Grund Nr. 10: Hochsensible sind hochkreativ

Ein Drittel aller Hochsensiblen weist eine überdurchschnittlich hohe Kreativität auf. Sie sind künstlerisch und musisch begabt. Ich hatte einmal eine Star-Innenarchitektin als Klientin. Diese hat mir berichtet, dass in ihrem Studium diejenigen, die die nötige Feinfühligkeit nicht hatten, in andere Kurse gepackt wurden. Man kann also davon ausgehen, dass Hochsensible in kreativen Berufen führend sind. Künstler, Graphiker und Designer:innen sind überwiegend hochsensibel, ebenso viele Musiker, Dichter und Schriftsteller:innen.
Fazit
Ich hoffe, dir ist durch diesen Blog-Artikel bewusst geworden, dass du als hochsensibler Mensch keinesfalls nur eine Belastung für andere darstellst, sondern in erster Linie einiges zu bieten hast. Denke immer daran: Unsere größten Gaben sind genau das, was uns ausgesprochen leicht fällt. Deswegen nehmen wir sie oft für selbstverständlich, nach dem Motto „wenn es so einfach für mich ist, kann es nichts wert sein“. Du kannst dir aus diesem Blog-Artikel dein persönliches Gabenprofil herausschreiben. Welche der zehn Gründe haben auf dich besonders zugetroffen? Achte darauf, wie du diese im Alltag einsetzt und wie andere darauf reagieren. Vielleicht magst du auch bewusst das ein oder andere gezielt anwenden. Das stärkt dein Selbstwertgefühl und deine Verbundenheit zu anderen Menschen.
Zurück zu hochsensibel sein




Hallo Anne-Barbara,
bei deinem Satz „[..] Seit 2012 arbeite ich als Coach für hochsensible Menschen und in all den Jahren ist es noch nie passiert, dass mir jemand eine Sitzung nicht bezahlt hätte.[..]“ musste ich an eine interessante Begebenheit in meiner HSP-Selbsthilfegruppe denken:
Eine neue Teilnehmerin kam zu unseren Treffen und wir legen am Ende immer zusammen für die Raummiete. Diese neue Teilnehmerin, die absolut davon überzeugt zu sein schien, HSP zu sein und auch sehr nachdrücklich ihre Erlebnisse schilderte, hatte nicht genug Geld dabei (es ging um 2 oder 3 Euro), etwas beizusteuern. Und sie hatte auch absolut kein Problem damit, sich die Summe von mir „sponsern“ zu lassen.
Wir waren uns danach alle einig: Egal, wo das Problem dieser Frau liegen mag, aber Hochsensibilität ist es nicht! :-))))
Viele liebe Grüße und danke für diesen Beitrag, der gerade genau in meine Stimmungs- und Gedankenlage passt!
Hallo Christiane,
vielen Dank für dein nettes Feedback! Freut mich, dass der Beitrag für dich gerade so schön passt. :-) Was auch immer mit dieser Teilnehmerin los war, sie passt jedenfalls nicht in Eure Gruppe. Ich würde ihr die Hochsensibilität nicht unbedingt absprechen wollen, aber typisch ist ihr Verhalten tatsächlich nicht…
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Liebe Barbara, deine Zeilen schenken mir immer wieder Rückhalt und Kraft, zu mir und meiner Hochsensibilität zu stehen und meine Potenziale wertzuschätzen. In den vergangenen Monaten hat sich einiges in meinem Leben zum Guten verwandelt und es gelingt mir mehr und mehr, meine Sonnen- und Schattenseiten in Liebe zu integrieren. Lange Zeit fürchtete ich mich davor, wirklich als Kunsttherapeutische Praktikerin, junge Menschen dabei zu unterstützen, all ihre Potenziale zu leben – denn ich hatte Angst vor Überforderung + zu viel Empathie…also, mich nicht abgrenzen zu können. Die Selbsterfahrung während meiner Ausbildung hat mich nun so sehr gestärkt, dass ich weiß: genau hier gehöre ich hin —> junge Menschen entwicklungsfördernd zu unterstützen und sie ressourcenorientiert zu begleiten…ihnen eine stützende Kraft zu sein.
Der kreative Ausdruck kann so sehr dabei helfen, innere Konflikte zu bewältigen…ohne Worte, einfach in Farbe, Form und Struktur.
Liebe Barbara, danke, dass ich es mit deinen Anregungen schaffte, die anstrengende Zeit der Ausbildung durchzuhalten, mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen dabei zu helfen ihren Seelenweg gehen zu können.
Liebe Grüße Alexandra
Liebe Alexandra,
vielen Dank für dein nettes Feedback! Du berührst mich sehr mit deinen Zeilen und deiner Geschichte. Ich bin so froh, Menschen wie dich unterstützen zu dürfen. Du wirst so vielen Menschen helfen können und das freut mich. :-)
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Hallo Anne-Barbara,
zu den Punkten 7), gewissenhaft und 8), Tiefgang ist mir mit anderen oft aufgefallen, dass ich gerade deshalb erstaunt und entsetzt angeguckt werde. In diesen Momenten empfinde ich, eine Zumutung zu sein, weil sich andere überfordert fühlen. Dann kommen die Fragen: „Was ist denn?“, „Warum bist du so (anders)?“, „Was hast du denn?“ ……… und so weiter. Und wenn ich versuchen will, zu antworten, werde ich unterbrochen. In der Folge beklagen sich diese Menschen mich nicht zu verstehen, was ja logisch ist, wenn ich beim Erklären gestört werde. Aber auch eben diese Logik wird nicht verstanden. Es folgt eine Diskussion über das Diskutieren. Da bleibt mir nur noch der Ausweg: „Wenn ich Spass am Diskutieren hätte, wäre ich Politiker geworden.“ — (Ich bin Schreiner.) Und das oft geistlose Gelaber ist für mich extrem belastend: Einerseits werden Antworten erfragt, andererseits gibt es keine Bereitschaft, zuzuhören.
Und dann folgen noch Alpträume: In meiner Phantasie laufen mir diese Menschen mit genannten Fragen hinterher, dringen auf Antworten, die sie aber nicht hören wollen. Der Stress wird dann richtig gigantisch.
Gehört das noch zur HSP, oder ist das schon krankhaft?
Hallo Markus,
tut mir leid, dass du es mit diesen Punkten nicht leicht hast! Ich denke, das Problem ist, dass du in einen Tiefstatus gerätst und zu viel argumentierst, ohne dass du zuvor deinen Status wieder herstellst. Mehr dazu erfährst du in diesem Blog-Artikel:
Hochsensibel? So setzt du dich durch!
Ich hoffe, das hilft dir weiter!
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Hallo Anne-Barbara,
ich habe Deine Antwort gelesen. Ja, es ist mir fremd, erst mal einen Hahnenkampf zu kämpfen, bevor ich zur Sache kommen möchte. Das kommt mir ganz schön albern vor. Aber es wird ja empfohlen, die Sprache zu sprechen, die verstanden wird. Und meine Frage „Wie geht das denn nun?“, die ich im ersten Teil des Artikels hatte, ist, nach meinem Bauchgefühl zu urteilen, verblüffend gut beantwortet. — DANKE!!!
Fortsetzung von Markus:
In meinem Fall ist meine Profession die Hochsensibilität. Und mir gegenüber sind oft Narzissten, die ….
– … gerne kämpfen,
– … gerne Macht haben,
– … gerne besser wissen,
– … und so weiter…
ABER: auch zu dumm sind, um zu realisieren, kaum Empathie, kaum Phantasie, …. und eben auch kaum Sensibilität zu haben.
Nach dem Schlüssel müsste meine Formulierung z. B. heißen:
„Wir sind Kollegen, und ich bin hochsensibel. Und als solcher……“
Wer kaum Sensibilität hat, und zu dumm ist, die eigene Unfähigkeit zu realisieren, wird sich doch dabei scheckig lachen.
Die für mich deutlichste Tatsache ist, dass Narzissten sich in der eigenen Unlogik und dem entsprechenden Lügengebäude verheddern, und sich somit ihr eigenes Problem sind.
Wie würdest Du in diesem Fall den Schlüsselsatz formulieren?