Hochsensibilität und Statusverhalten

In letzter Zeit habe ich immer wieder beobachten können, dass hochsensible Menschen, wenn sie Probleme regeln möchten, sehr auf der Sachebene sind. Das heißt, sie analysieren das Problem, leiten daraus Lösungsmöglichkeiten ab und bemühen sich darum, mit ihrem Gegenüber einen entsprechenden Kompromiss zu finden, der für beide tragbar ist. Gerät man dabei an einen anderen hochsensiblen Menschen, ist es gut möglich, dass das funktioniert. Doch in vielen Fällen wundern sich meine Klienten: Warum hat das nicht geklappt? Warum hat der andere sich nicht darauf eingelassen? Warum werde ich abgewürgt und gedemütigt, wo ich mir doch solche Mühe gegeben habe? Das liegt daran, dass es noch eine zweite Ebene zu beachten gilt, die uns Hochsensiblen in der Regel ein Graus ist: Das Statusverhalten. In jeder Spezies gibt es Rangordnungen, die untereinander ausgefochten werden, so dass klar ist, welches Tier welchen Status einnimmt. Das ist absolut notwendig, um soziale Kontakte zu strukturieren, aber eben auch ein wenig animalisch. Hochsensible mit ihrer feinen Wahrnehmung blenden dieses Gerangel um Status gern aus, weil sie es peinlich finden, und möchten damit einfach nichts zu tun haben.

Doch das Problem ist: Wer ein Statusspiel nicht mitspielt, hat das Statusspiel bereits verloren und nimmt automatisch den tieferen Status ein. So geraten Hochsensible leicht in den Tiefstatus, ohne das bewusst wahrzunehmen. Und dann wird es schwierig für sie, mit ihren Lösungsvorschlägen, die oft sehr gut durchdacht und konstruktiv sind, noch durchzudringen. Sehr schade – aber wie immer gibt es auch dafür eine Lösung!

Wie Statusspiele bei Menschen funktionieren

Bei Menschen sind Statusspiele um einiges komplexer als unter Tieren. Während Tiere ihre Rangordnung ausfechten und dann einen festen Status haben, der erst wieder verloren wird, wenn man von einem anderen Gruppenmitglied unterworfen wurde, kommt es bei Menschen bei jeder Begegnung zu einem Festsetzen der Rangfolge. Wenn beispielsweise die Reinigungskraft im Flur dem Manager nicht ausweicht, weil sie zu tun hat, und er ihr deshalb ausweichen muss, hat sie das Statusspiel gewonnen. Der wahre Status hat also nichts mit dem festgelegten gesellschaftlichen Status zu tun, sondern muss immer wieder neu behauptet werden.

Und so sehr wir Hochsensiblen das auch anstreben, ein von Gleich zu Gleich gibt es in der Praxis nicht. Was den Status betrifft, gibt es nur den Hochstatus oder den Tiefstatus, denn selbst bei Gesprächen auf Augenhöhe herrschen marginale Statusunterschiede. Hoch- und Tiefstatus bewegen sich auf einer Achse, die mit dem psychischen Zustand des Individuums zu tun hat: Möchte man eher gemocht oder eher respektiert werden? Wer viel Wert darauf legt, gemocht zu werden, geht eher in den Tiefstatus; wer jedoch den Schwerpunkt darauf legt, respektiert zu werden, wird den Hochstatus präferieren.

Wir alle kennen das: Es gibt Lehrer, die nicht beliebt sind, aber sehr dafür respektiert werden, dass bei ihnen Ruhe herrscht und man viel bei ihnen lernt. Andererseits gibt es Lehrer, die sehr nett sind, aber in der Klasse herrscht Chaos. Genauso ist es bei Vorgesetzten: Will ein Chef nett sein, ist er oder sie wenig durchsetzungsstark; wenn er bzw. sie sich durchsetzt, geht das auf Kosten seiner/ihrer Beliebtheit. Status entscheidet sich also in der Achse zwischen Beliebtheit und Respekt oder, anders gesagt, zwischen Nähe und Distanz.

Quelle: Status-Spiele: Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte*, S. 19-21

Vier Arten des Statusverhaltens

Neben der Achse Beliebtheit/Nähe und Respekt/Distanz gibt es beim Statusverhalten noch einen weiteren Faktor, nämlich der, wie man seinen Status nach außen hin darstellt. Daraus ergeben sich vier Arten von Statusverhalten:

  1. Der Charismatiker fühlt innen hoch und spielt außen tief.
  2. Der Macher fühlt innen hoch und spielt außen hoch.
  3. Der Arrogante fühlt innen tief und spielt außen hoch.
  4. Der Teamplayer fühlt innen tief und spielt außen tief.

1. Innen hoch, außen tief

So handelt jemand, der innen weiß, was er will, und seine Ziele nach außen hin geschickt, klug und diplomatisch verfolgt. Man legt keinen Wert darauf, jeden einzelnen Aspekt der Auseinandersetzung für sich zu entscheiden, sondern kämpft umsichtig, um im rechten Moment schnell in den Hochstatus zu wechseln. Wer diesen Wechsel zwischen tiefem und hohem Status beherrscht, wird oft als charismatisch empfunden. Dieses Statusverhalten führt dazu, dass man sowohl respektiert als auch gemocht wird.

2. Innen hoch, außen hoch

Der doppelte Hochstatus zeichnet sich dadurch aus, dass jemand genau weiß, was er will, und von Anfang an keinen Zweifel daran lässt, wer das Sagen hat und wer den Gang der Dinge bestimmt. Diese starre Haltung macht es schwer, ein gewisses Maß an Diplomatie walten zu lassen, selbst wenn die Situation dies eigentlich erfordern würde. Der doppelte Hochstatus ist zwar durchsetzungsstark, aber eine Fixierung dieser Rolle zwingt einen dazu, bis zum Äußersten zu kämpfen und sich nie geschlagen zu geben. Das kostet sehr viel Energie. Der doppelte Hochstatus wird respektiert, aber nicht gemocht.

3. Innen tief, außen hoch

Innen tief und außen hoch agiert man, wenn man sich machtlos fühlt und sich davon demoralisieren lässt. Man ist gereizt, genervt und seiner Kräfte beraubt. Nach außen hin tut man so, als wäre man stark. Das führt dazu, dass man eher in schrillen Tönen kommuniziert. Doch diese verbale Kraftmeierei hilft einem nicht weiter, da die starken Worte aufgrund der inneren Gemütslage nicht glaubwürdig, nicht authentisch wirken. Bei diesem Statusverhalten wird man weder respektiert noch gemocht.

4. Innen tief, außen tief

Hier handelt es sich um angenehme und hilfsbereite Zeitgenossen, denen das Wohl ihrer Mitmenschen am Herzen liegt und die eine hohe Kompromissbereitschaft aufweisen. Sie sind der Kitt der Gesellschaft. Dass sie ihre Interessen bereitwillig anderen unterordnen, macht sie zwar sehr sympathisch, hat aber die Konsequenz, dass sich diese Menschen nicht gut durchsetzen können. Ihr Wunsch nach Harmonie ist dafür einfach zu groß. Menschen mit diesem Statusverhalten werden gemocht, aber nicht respektiert. Status-Spiele: Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte*, S. 22-35

Die einzige Möglichkeit, sowohl gemocht als auch respektiert zu werden, besteht also darin, die Rolle des Charismatikers einzunehmen, d.h. innen zu wissen, was man will, dies aber nach außen hin diplomatisch zu vertreten. Dies geschieht, indem man flexibel zwischen dem Tief- und dem Hochstatus wechselt, je nachdem, was gerade zielführender ist. Einige Anregungen, wie es möglich ist, den Status bewusst zu wechseln, hier:

Rettung vor dem den drohenden Tiefstatus

Leider geraten wir oft so blitzschnell und unvorhergesehen in unangenehme Situationen, dass es bereits zu spät zu sein scheint, wenn wir etwas dagegen unternehmen wollen. Das heißt aber nicht, dass wir hilflos bleiben müssen. Wir können uns für solche Situationen rüsten. Um sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, kann man sich ein sogenanntes „Notfallmantra“ zurecht legen, einen Satz, der das automatisch ablaufende Gedanken- und Gefühlsprogramm unterbricht, das uns innerlich demoralisiert und in den Tiefstatus versetzt. Solche Sätze könnten z.B. lauten:

Nicht mit mir!
Mooooment!
Jetzt bin ich dran!

Dieser Satz macht mir bewusst, dass ich jetzt etwas anderes tun muss, als das, was ich bisher in solchen Situationen getan habe. Die Rettung vor dem drohenden Tiefstatus kann z.B. im Humor liegen. Guter Humor funktioniert, indem man sich dümmer macht, als man ist, um dadurch stärker zu sein, als man scheint. Indem der Betroffene sich auf humorvolle Weise selbst kommentiert, kann er sich schlagfertig aus einer unangenehmen oder gar aussichtslos erscheinenden Situation befreien. Status-Spiele: Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte*, S. 186-190

Als mich z.B. der Schreiner, der eine Reparatur an unserem Laminat durchführte, auslachte, als ich meinen Gehörschutz aufsetzte, sagte ich ihm, dass ich mich jetzt extra für ihn chic machen würde. Dies führte dazu, dass wir beide einen Lachanfall bekamen. Auf diese Weise kann man einen drohenden Tiefstatus jederzeit abwenden.

Der Statuswechsel von hoch zu tief

Wenn man gerade dabei ist, sich ungewollt unbeliebt zu machen, ist es angebracht, im Status eine Etage tiefer zu gehen. Ein Notfallmantra für diesen Fall könnte lauten:

Bitte mag mich!

Der Tonfall im weiteren Gespräch sollte bittend, besänftigend oder versöhnlich klingen, während man den Kopf vielleicht auf die Seite legt und etwas Körperspannung herausnimmt. Dies rettet einen, wenn man unwillkürlich in den Hochstatus gegangen ist und deswegen als hochnäsig, abweisend, bissig, verletzend etc. wahrgenommen wird. Die ideale Einstellung in einem solchen Fall ist Demut, sich selbst aus dem Mittelpunkt zu rücken und sich zu fragen, wie es dem anderen gerade gehen mag, wenn er so behandelt wird. Status-Spiele: Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte*, S. 191

Übung macht den Meister

Wie für alles im Leben gilt auch hier, dass Übung den Meister macht. Am Anfang macht es Sinn, erst einmal in Alltagssituationen mit Zufallsbegegnungen zu üben. Wenn man z.B. dazu neigt, zu sehr in den Tiefstatus zu gehen, kann man einmal im Supermarkt damit experimentieren, wie es ist, anderen nicht auszuweichen und sie dazu zu bringen, das zu tun. Umgekehrt kann man auch ausprobieren, wie es ist, anderen auszuweichen und ihnen den Hochstatus zu gewähren. Mit der Zeit kann man das Erlernte dann auf wichtigere Situationen übertragen. Weitere Übungen und viele praktische Beispiele finden sich in folgendem Buch:

Tom Schmitt und Michael Esser: Status-Spiele: Wie ich in jeder Situation die Oberhand behalte*, Frankfurt a.M. 2014

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Bild Steinböcke von Fritz Geller-Grimm auf Wikimedia Commons 

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18 Gedanken zu „Hochsensibilität und Statusverhalten“

  1. Liebe Anne-Barbara

    Entscheidend scheint mir die innere Wahlfreiheit zu sein, zwischen „Ich will gemocht werden“ und „Ich will respektiert werden“ switchen zu können.

    Ich habe den Eindruck, dass gerade erschöpfte Hochsensible in einem „Ich will gemocht werden“-Zustand blockiert sind (verbunden mit Glaubenssätzen wie „Die Welt sollte freundlich mit mir sein“ etc). Ich glaube, dass eine reine Affirmation in dieser Situation nicht so fruchtet, weil sie eher auf der mentalen Ebene wirkt, weniger auf der emotionalen.

    Deshalb wäre für mich ein Ansatzpunkt, um überhaupt an diesem Status-Spielen mitzumachen zu können, aus diesem emotionalen Zustand der Sehnsucht nach Liebe herauszukommen. Beispielsweise mit EFT („Meine Sehnsucht gemocht zu werden, ..“) oder anderen Methoden der emotionalen Befreiung.

    Wie siehst du das?

    Herzlich,

    Barbara

    Antworten
    • Liebe Barbara,

      vielen Dank für das Teilen Deiner Gedanken. Ich finde es eine super Idee, solche Glaubenssätze mit EFT aufzulösen! Das ist mit Sicherheit eine prima Vorarbeit.

      Nach meiner Erfahrung sind Hochsensible nicht unbedingt grundsätzlich im Tiefstatus. Manche Hochsensible neigen auch dazu, im Zustand der Reizüberflutung eher gereizt zu reagieren. Dann kann es passieren, dass sie plötzlich ungewollt in einen Hochstatus geraten und andere versehentlich mehr angehen, als ihnen lieb ist. Deswegen habe ich auch die Tipps zum Wechsel vom Hochstatus in den Tiefstatus mitgegeben.

      Mir ist an dieser Stelle wichtig, nichts zu pauschalisieren, sondern sich bewusst zu machen, was man wirklich tut. Denn nur weil wir hochsensibel sind, heißt das nicht, dass wir stets zu nachgiebig sind. Es kann genauso passieren, dass wir kratzbürstiger sind, als wir es gewollt haben… ;-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Vielen Dank für deine Antwort, das war noch mal eine wichtige Spezifizierung. :-)

      Ich wollte im übrigen auch nicht pauschalisieren, habe in meinem Kommentar ein paar relativierende Wörter weggelassen. Wenn ich mich unter den erschöpften Hochsensiblen umsehe, die ich kenne, dann meine ich zu sehen, dass das „Gemocht-Werden-Wollen“ eine grosse Rolle spielt.

      Herzlich,

      Barbara

    • …ja, ich denke auch, dass das bei vielen Hochsensiblen eine große Rolle spielt, und besonders bei den Erschöpften. Denn die, die eher dazu neigen, ausfällig zu werden, wenn sie reizüberflutet sind, können sich in der Regel recht gut behaupten. Deswegen neigen sie dann auch weniger zu Burnout.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  2. „Es gibt Lehrer, die nicht beliebt sind, aber sehr dafür respektiert werden, dass bei ihnen Ruhe herrscht und man viel bei ihnen lernt.“
    Liebe Anne-Barbara,
    die meisten Gedanken des Textes kann ich schon nachvollziehen – zumal ich dieses Spiel im Supermarkt (ausweichen oder nicht) selbst schon gespielt habe. Je nach meiner eigenen Verfassung, konnte ich den Tiefstatus mit einem Gefühl von innerer Größe einnehmen. Ein anderes Mal war ich selbst nicht gut drauf und habe ganz bewusst „keinen Platz“ gemacht.
    Aber der Satz oben hat mich sofort aufgeregt. Warum glauben wir, dass man bei einem Lehrer viel lernt, bei dem Ruhe herrscht? In der Regel herrscht in einem solchen Klassenraum eine Atmosphäre von Angst – und in einer solchen kann Lernen nicht stattfinden! Pauken vielleicht, Lernen nein. Also eher nicht so positiv, wie das in dem Text dargestellt wird! Denn Respekt ist etwas ganz anderes als Angst!!!!! Die differenziertere Darstellung kann ich nachvollziehen.
    LG
    Hildegard

    Antworten
    • Liebe Hildegard,

      freut mich, dass Du vieles von dem, was ich geschrieben habe, nachvollziehen konntest!

      Dein leidenschaftliches Plädoyer für ein angstfreies Lernen klingt so, als hätte das Thema etwas mit Dir persönlich zu tun. Magst Du mir und den anderen Leserinnen und Lesern vielleicht etwas dazu schreiben? Für mich wäre das hilfreich, da ich Deine Reaktion so besser verstehen könnte.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Hallo Anne-Barbara,
      vielleicht ist es noch nicht zu spät für eine Antwort mit Erläuterung.
      Also, das Thema „angstfrei Lernen“ hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Ich arbeite mit s.g. Schulversagern – nicht ausschließlich, aber viel. Und durch meine eigenen Kinder werde ich auch immer wieder mit diesem Thema konfrontiert.
      Aus diesen Gründen habe ich mich tiefergehend mit dem Lernen befasst. Die moderne Hirnforschung hat da viele neue Erkenntnisse erlangt…es lohnt sich auf jeden Fall sich damit zu beschäftigen.
      Immer wieder stoße ich bei meiner Arbeit auf meine eigenen Schulängste; und das obwohl ich die Schule bereits seit 3 Jahrzehnten hinter mir gelassen habe.
      Das kann nicht gut sein!
      Meine Leib- und Seele-Kinder haben soviele (unheilbare?)Wunden davon getragen und wenn man bedenkt, dass man nach 2 Jahren Abstand von der Schule nur noch etwa 10% vom Stoff, den man angeblich gelernt hat, weiß…..
      Echtes Lernen geht nur mit Freude und Begeisterung, niemals mit Angst – und ist übrigens ein Grundbedürfnis des Menschen!
      Das was wir gemeinhin als Lernen bezeichnen, ist KEINES!
      LG
      Hildegard

    • Liebe Hildegard,

      da hast Du ja Dein Lebensthema und eine Lebensaufgabe gefunden, das finde ich gut! Ich drücke Dir die Daumen für Dein weiteres Engagement.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Mir ist der Absatz über Lehrer auch etwas aufgestoßen – meiner Meinung nach zu pauschal gefasst.

      Wie überall im Leben gibts die unterschiedlichsten Menschen auch unter Lehrern – ich habe in meiner Schulzeit neben den zwei im Artikel erwähnten Typen auch Lehrer erlebt, die strikt und ernst waren, bei denen man dennoch nicht gut lernen konnte, was zu Unbeliebtheit führte, aber auch sehr entspannte sympathische unterhaltsame, bei denen man eine Menge lernen konnte, was wiederum zu Beliebtheit führte.

      Ich denke, wir Menschen täten gut daran, in so manchem Aspekt nicht in Schubladen zu denken, auch wenn es an sich einfacher IST & mitunter ein purer Reflex, eben, um etwas einfach zu GESTALTEN. „Wir Menschen“, weil sich eben keiner komplett davon freimachen kann & es ja auch garnicht tutti completti erforderlich ist. Die Kunst liegt wohl darin, wahrzunehmen, wann es sinnvoll und wann man damit in eine „Falle“ tappt.

      Nicht vorwurfsvoll gemeint – ich schließe mich da nicht aus. ;-)

    • Liebe Anke,

      ich bin voll und ganz Deiner Meinung, was Lehrer betrifft, und habe da die gleiche differenzierte Meinung wie Du. Bitte beachte jedoch, dass dies ist kein Blog-Artikel über Lehrer ist, sondern über Statusverhalten. Und dort dient das Beispiel eines Lehrers, der nicht gemocht, aber respektiert wird, der Veranschaulichung eines Hoch-Hoch-Status. Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil fast jeder sich an einen solchen Lehrer erinnern kann und es dadurch plastisch wird.

      Natürlich gibt es auch Lehrer, die respektiert und gemocht werden, das sind dann aber Charismatiker mit innen hoch und außen tief, oder welche, die respektiert werden, bei denen man aber trotzdem nichts lernt, weil sie zwar einen Hochstatus einnehmen, aber als Lehrkraft eben didaktisch schwach sind.

      Kann es sein, dass diejenigen, die sich an diesem Beispiel so stören, ein Schultrauma haben? Bitte da unbedingt hinsehen und es auflösen! Eine sehr gute Technik dafür findest Du hier:

      Expressive Writing – in 4 Tagen ein Trauma überwinden

      Wenn Du magst, schreibe einfach nach dieser Anleitung einmal 4 Tage über Lehrer und schau, was passiert…

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  3. Hallo,

    vielen Dank für den interessanten Bericht und den Blog. Das mit dem Ausweichen im Supernarkt und im Strassenverkehr insbesondere mit Radfahrern ist zumindest für die Grossstadt überholt, als Teamplayer fahre ich mit erhobenem Haupt, wenn ich auf Regeln beharre riskiere ich oftmals einen Unfall und rege mich nur auf. Ich denke es ist gut, wenn man eine Wahlfreiheit hat, hier lasse ich es laufen, hier setze ich mich durch und manchmal bin ich schnell genug oder schlagfertig, da versuche ich nachzuverhandeln oder suche Trost. Manchmal ist es auch Abwägen, viel Ernergie das Durchsetzen kostet, ob es sich lohnt.

    Liebe Grüsse

    Bernie aus Frankfurt

    Antworten
    • Hallo Bernie,

      freut mich, dass mein Bericht Dir gefällt! :-) Klingt so, als hättest Du schon eine gute Methode zur Umsetzung gefunden. Du hast vollkommen Recht – keine Experimente im Straßenverkehr, das ist zu gefährlich! Wenn zwei Einkaufswagen aufeinanderknallen, kann man das noch verschmerzen… ;-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  4. Ich weis nicht wie es euch geht aber ich finde dieses ganze hoch und tief sehr kräfteraubend. Warum kann nicht jeder Mensch einfach so sein wie er ist ohne eine Rolle einnehmen zu müssen? Manchmal habe ich das Gefühl das man keine normale Kommunikation mehr führen kann jeder will sich behaupten und spielt mit dem gegenüber ein Spiel. Muss man sich den wirklich immer Gedanken machen was man gerade sagen sollte, wie man es sagt mit welches Gestik Mimik? Ich finde es einfach nur anstrengend

    Antworten
    • Liebe Dalida,

      vielen Dank für das Teilen Deiner Gedanken! Müssen muss man gar nichts – wenn Du diese Anregungen als Belastung empfindest, dann brauchst Du sie auch nicht umzusetzen, ist doch klar.

      Zum Thema „normal“: Statusverhalten ist für Menschen normal und kommt in jeder Kommunikation vor. Wichtig ist, ein Bewusstsein dafür zu haben, dass sich eben viel mehr abspielt als rein auf der Sachebene. Denn dann bekommt man mehr Handlungsoptionen und kann den eigenen Standpunkt besser vermitteln. Und wenn das gelingt, ist das eben eine große Entlastung, wie ich es bei vielen meiner Klienten beobachte, die sich nun viel leichter behaupten können.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  5. Danke, liebe Anna-Barbara, für diesen Artikel. Ich finde das ein sehr spannendes Thema gerade in Bezug auf Hochsensibilität. Die von dir vorgestellten Modelle empfinde ich als hilfreich, die eigenen Präferenzen zu hinterfragen und evtl auch mal andere Strategien auszuprobieren.
    Ergänzen würde ich geschlechtsspezifische Unterschiede. Ich habe das Gefühl, dass Männer noch feinere Antennen für das Thema Status haben und Frauen öfter in den niedrigeren Status wechseln um Frieden zu stiften und zu verbinden.
    Und gleichzeitig bleibt das Fazit gleich: die Wahl des Status stellt die eigentliche Freiheit dar.

    Antworten
    • Lieber Jean-Christoph,

      vielen Dank für Dein nettes Feedback! Das mit den geschlechtsspezifischen Tendenzen finde ich einen interessanten Gedanken. Meine Erfahrung in meinen Einzelcoachings ist, dass es auch jede Menge Frauen gibt, die bis dahin ungewollt in viele Konflikte geraten sind, weil sie zu sehr auf ihrem Hochstatus beharrt haben, ohne dass ihnen dies je bewusst war. Von daher dürfte es meiner Meinung nach wohl eine Tendenz geben, aber im Einzelfall ist es wichtig, stets genau hinzusehen. Was sich bei Frauen und Männern auf alle Fälle deutlich unterscheidet, ist, woraus sie ihren Status ziehen. Das ist natürlich gesellschaftlich bedingt und hängt vom jeweiligen Männer- und Frauenbild ab.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  6. Für mich war es sehr wichtig, dass im Klassenzimmer Ruhe herrschte, sonst konnte ich mich nicht konzentrieren. Jetzt im Alter von 62Jahre und nach einer schweren Krebserkrankung werde ich immer empfindlicher gegen Lärm. Ich habe auch schlechte Erfahrungen mit Lehrern gemacht. Aber für Ruhe im Klassenraum sorgen nicht nur „böse“ Lehrer. Im Idealfall können das auch Lehrer, die beliebt und respektiert werden.

    Antworten
    • Liebe Gabriele,

      genau, die Lehrer, die geliebt und respektiert werden, sind diejenigen, die ich im Blog-Artikel als Charismatiker beschreibe, die innen hoch und außen tief sind. Diejenigen, die respektiert, aber nicht gemocht werden, sind das Beispiel für jemanden, der innen hoch und außen hoch ist.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

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