Hast du dich jemals müde oder antriebslos gefühlt, obwohl du genug geschlafen hast? Oft suchen wir die Lösung in Kaffee, Nahrungsergänzungsmitteln oder mehr Bewegung – doch ein entscheidender Faktor wird häufig übersehen: unsere Atmung. Tatsächlich kann die Art und Weise, wie wir atmen, einen enormen Einfluss auf unser Energielevel, unsere Konzentration und unser allgemeines Wohlbefinden haben. Eigentlich ist unser Körper darauf ausgelegt, von Natur aus richtig zu atmen – tief, ruhig und gleichmäßig. Doch unter Stress verändert sich unsere Art zu atmen, ohne dass wir das bewusst merken. In diesem Artikel erfährst du, warum viele Menschen unbewusst falsch atmen, wie du durch bewusstes Atmen mehr Energie gewinnen kannst und welche Rolle Sauerstoff für Körper und Geist spielt. Lass uns gemeinsam die Kraft des richtigen Atmens entdecken…
Zwei Arten zu atmen
Die Natur hat uns grundsätzlich zwei Arten zu atmen mitgegeben:
- Die Bauchatmung
- Die Brustatmung
Die Bauchatmung wird vom Zwerchfell gesteuert, dem wichtigsten Atemmuskel, den wir haben. Es ist ein großer Muskel, der am unteren Rippenbogen ansetzt. Im entspannten Zustand ragt das Zwerchfell kuppelförmig in unseren Brustkorb hinein, wie du es auf der Abbildung rechts siehst. Wenn wir einatmen, spannt sich das Zwerchfell an und bewegt sich nach unten. Dabei drückt es auf die Organe im Bauchraum. Diese müssen dem Druck ausweichen, weshalb der Bauch sich nach vorne wölbt. Bei der Bauchatmung atmen wir also gar nicht in den Bauch, sondern in die Lungen. Dass der Bauch dabei hervortritt, ist nur eine Folge der Bewegung des Zwerchfells. Das Zwerchfell ist unser größter und wichtigster Atemmuskel.
Wir haben aber noch viele weitere kleinere Atemmuskeln, z. B. zwischen den Rippen. Am Hals gibt es die Treppenmuskeln, die am Schlüsselbein andocken und durch Kontraktion in der Lage sind, den Brustkorb zu heben. Mithilfe dieser vielen kleineren Muskeln sind wir in der Lage, über den Brustkorb zu atmen. Bei dieser sogenannten „Brustatmung“ hebt und senkt sich der Brustkorb.
Wie Bauch- und Brustatmung zusammenspielen
Das Zwerchfell ist der wichtigste Motor für unsere Atmung. Nur über die Bauchatmung entsteht eine intensive Luftzirkulation, die unseren Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgen kann. Die Brustatmung dient eigentlich nur als Ergänzung, damit wir nicht außer Atem kommen, wenn die Zwerchfellatmung nicht reicht.
Während wir im Ruhezustand also hauptsächlich mit dem Zwerchfell atmen sollten, schaltet der Körper die Brustatmung je nach Bedarf hinzu. So sind wir auch dann gut mit Sauerstoff versorgt, wenn wir körperlich aktiv werden. Die Brustatmung ist also im Grunde genommen unsere Reserveatmung, während die Bauchatmung die Hauptrolle spielen sollte.
Warum wir unter Stress „falsch“ atmen – Hochsensible sind anfällig dafür!
Als hochsensible Menschen haben wir viele wunderbare Gaben, aber auch einen Nachteil: Aufgrund unserer feinen Wahrnehmung sind wir stressanfälliger als der Bevölkerungsdurchschnitt. Das kann für unsere Atmung fatale Folgen haben.
Denn wenn wir Stress haben, heißt das für uns, die wir ja genetisch noch immer Steinzeitmenschen sind, dass uns ein Gegner attackieren will, wir kämpfen oder flüchten müssen o. ä. Dabei ist es enorm wichtig, dass wir unsere Bauchmuskeln anspannen. Denn nur so können wir unsere empfindlichen Bauchorgane vor Schlägen schützen. Eine angespannte Bauchdecke ist hart wie ein Brett. Dadurch wird die Zwerchfellatmung unmöglich. Wir sind gezwungen, auf die Brustatmung umzusteigen.
Das war früher insofern kein Problem, weil solche Stresssituationen nie lange gedauert haben. Sobald der Angreifer abgewehrt war, haben wir uns wieder entspannt und konnten dann auch wieder in den Bauch atmen.
Man kann also nicht sagen, dass wir unter Stress wirklich „falsch“ atmen. Denn evolutionär gesehen macht es ja absolut Sinn, uns in solchen Situationen entsprechend zu schützen. Doch heutzutage stehen wir unter Dauerstress. Kämpfen oder flüchten tun wir nicht. Die Bauchdecke bleibt hart und angespannt und wir atmen dauerhaft in die Brust. Dafür ist unser Körper nicht gemacht. Ohne dass wir dies bemerken, geraten wir in einen Sauerstoffmangel.
Die lebenswichtige Rolle von Sauerstoff im Körper
Sauerstoff ist der Treibstoff unseres Körpers – ohne ihn können unsere Zellen nicht funktionieren. Jede einzelne Zelle benötigt Sauerstoff, um Energie in Form von Adenosintriphosphat (ATP) zu produzieren, dem Hauptenergieträger unseres Organismus. Dieser Prozess, die sogenannte Zellatmung, findet in den Mitochondrien statt und sorgt dafür, dass wir uns vital und leistungsfähig fühlen.
Wenn wir nicht genügend Sauerstoff aufnehmen – sei es durch flache Atmung, schlechte Luftqualität oder Stress – kann dies weitreichende Folgen haben. Unser Körper gerät in einen Energiemangel, was zu Müdigkeit, Konzentrationsproblemen und sogar Kopfschmerzen führen kann. Gleichzeitig steigt die Menge an Kohlendioxid im Blut, was zu einer Übersäuerung des Körpers führen kann und das Stressniveau erhöht. Ein Teufelskreis – denn durch das erhöhte Stressniveau atmen wir noch weniger mit dem Zwerchfell.
Doch die gute Nachricht ist: Durch bewusstes und tiefes Atmen können wir unsere Sauerstoffversorgung optimieren. Das verbessert nicht nur unsere körperliche Energie, sondern hat auch positive Effekte auf unsere geistige Klarheit, unser Immunsystem und unser allgemeines Wohlbefinden.
So atmest du richtig
Es ist also von entscheidender Wichtigkeit, dass du dein Zwerchfell wieder in Gang bringst! Es kann von der dauerhaften Stressatmung regelrecht eingerostet sein. Um es wieder zu aktivieren, lege dich am besten mit angewinkelten Beinen auf den Rücken. Lege deine Hände auf den Bauch und versuche, in den Bauch zu atmen. Wenn du es richtig machst, heben sich deine Hände, wenn du einatmest, und senken sich wieder, wenn du ausatmest.
Wenn du spürst, wie du in den Bauch atmest, achte darauf, dies regelmäßig zu tun. Wie atmest du, wenn du am Schreibtisch sitzt? Wie atmest du, wenn du körperlich aktiv bist? Wie fühlt sich deine Bauchdecke an, bretthart wie ein Schutzpanzer, oder kannst du sie locker lassen?
Achte darauf, dass nichts dich an der Bauchatmung hindert:
- Öffne ggf. im Sitzen den obersten Knopf deiner Hose. Das sieht niemand, wenn du einen Pulli darüber trägst. Bequeme Kleidung ist sehr wichtig, um frei atmen zu können!
- Auch zu viel essen und viel Bauchfett hindern dich daran, mit dem Zwerchfell zu atmen. Achte darauf, dass du genug isst, um satt zu sein, aber nicht mehr.
- Wenn du den Bauch einziehst, weil du dich schämst und schlanker aussehen möchtest, ist es unmöglich für dich, mit dem Zwerchfell zu atmen. Befreie dich von falschen Schönheitsidealen und setze deine Gesundheit und deine Energie an die erste Stelle.
Ich wünsche dir eine lockere Bauchdecke, einen freien Atem und viel mehr Energie! Hier findest du noch ein gutes Video, wie du dein Zwerchfell wieder in Schwung bringst: