Die Reizschwelle hochsensibler Menschen liegt im Vergleich zu den normal Veranlagten niedriger. Wir nehmen mehr Eindrücke auf und brauchen entsprechend mehr Zeit und Energie, um diese Reize zu verarbeiten. Da aber unser Umfeld auf die Bedürfnisse der Bevölkerungsmehrheit abgestimmt ist, herrscht dort ein für uns chronisch zu hohes Reizniveau. Aus diesem Grund sind hochsensible Menschen viel schneller gestresst. Normal Veranlagte wären dies auch, wenn sie sich ständig in einer Umgebung bewegen müssten, die für sie überstimulierend ist. Aus diesem Grund sind für hochsensible Menschen regelmäßige Pausen wichtig. Ideal sind vier kleine fünfminütige und eine große Pause von etwa 20 Minuten pro Tag. Um diese Pausen wirklich effizient zu nutzen, sind Entspannungstechniken von Bedeutung, denn eine Pause, in der ich mir alles durchdenke, was die letzten zehn Jahre passiert ist, was passieren könnte und wie ich das löse, ist keine Pause. (Mehr dazu kannst Du in meinem Artikel Hochsensibles Hirnrasen nachlesen.) Das Gehirn sollte in diesen fünf Minuten eben richtig Ruhe haben. Gefragt sind also Entspannungstechniken, in denen ich in dieser Zeit auch wirklich herunterkomme, ohne dass ich mich extra großartig zurückziehen muss. Eine solche Technik ist die Prana-Atmung, die ich nun vorstellen möchte.
Was ist Prana?
Prana ist ein Sanskritwort und heißt übersetzt „Lebensatem, Lebenshauch“. Es bedeutet im Hinduismus Leben, Lebenskraft und Lebensenergie und ist mit dem chinesischen Qi und dem japanischen Ki vergleichbar. Prana gehört in der hinduistischen Vorstellung zu den unsterblichen Lebensbestandteilen und wird deswegen als zentrale Lebenskraft gedacht. In den Atemübungen des Yoga wird die Zusammenführung dieser Lebensenergie mit dem Körper angestrebt. [Quelle: Art. Prana auf Wikipedia, 2016]
Gerade für hochsensible Menschen ist es wichtig, dass sie ihren Energiehaushalt optimieren, da sie für die Verarbeitung der vielen Eindrücke, die sie aufnehmen, eben auch entsprechend Energie benötigen.
Die Prana-Atmung
Vorbereitung: Eine stärkende Haltung einnehmen
Eine stärkende Haltung ist eine Haltung, die unseren Energiekreislauf optimiert. Das ist möglich, indem wir die Zunge an den Gaumen legen, denn dann ist der Kreislauf zwischen den Meridianen der vorderen und der hinteren Körperseite geschlossen.
Außerdem falten wir die Hände, entweder, indem wir vor unserem Körper beide Hände ineinander legen oder indem wir hinter dem Rücken eine Hand ballen (den Daumen nach innen legen!) und mit der anderen umschließen.
Durch die Einnahme einer stärkenden Haltung steigert sich die Energie sofort.
Die Technik der Prana-Atmung
Jetzt führt man die Prana-Atmung mit der Technik 7-1-7-1 durch, indem man ausschließlich in den Bauch atmet. Beim Einatmen zählt man bis sieben, hält den Atem dann eine Zählzeit an, zählt beim Ausatmen wieder bis 7 und hält dann wieder eine Zählzeit an.
Alternativ kann man auch die Technik 6-3-6-3 verwenden, d.h. man atmet jeweils 6 Zählzeiten und macht dazwischen 3 Zählzeiten lang eine Atempause. Diese Variante empfinden viele als angenehmer, weil sie unserem natürlichen Atemrhythmus näher kommt.
Das Ganze wird dann zehnmal wiederholt. Danach atmet man für 12-14 Atemzüge lang normal (ca. eine Minute). Dann ist ein Zyklus Prana-Atmung abgeschlossen. Für drei Zyklen Prana-Atmung benötigt man nur 5-6 Minuten, sie ist also ideal für eine kleine Pause. Noch dazu lässt sie sich unauffällig durchführen, so dass sie fast in jedem Umfeld möglich ist.
[Quelle: Choa Kok Sui, Energetischer Selbstschutz. Psychische Stärke gegen bewußte und unbewußte Übergriffe, München 2005, S. 46-53]Wissenschaftliche Begründung der Wirksamkeit von Atemtechniken
Wem das bisher beschriebene zu esoterisch daherkommt, der sei darauf hingewiesen, dass man auch in der wissenschaftlichen Forschung längst herausgefunden hat, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Atmung und Gehirnchemie gibt. Candace B. Pert, Forscherin, Professorin für Physiologie und Entdeckerin des Opiat-Rezeptors im Gehirn, schreibt, dass bewusstes Atmen, wie es von Yogis und Gebärenden angewandt wird, außerordentlich wirkungsvoll ist:
[Quelle: Candace B. Pert, Moleküle der Gefühle. Köper, Geist und Emotionen, Reinbek bei Hamburg 2001, S. 285]Es gibt eine Fülle von Daten, die zeigen, daß Veränderungen in der Häufigkeit und Intensität der Atemzüge die Menge und Art der vom Hirnstamm ausgeschütteten Peptide verändern. Und umgekehrt! Wenn man sich diesen Prozess bewusst macht und ihn willkürlich verändert – indem man entweder den Atem anhält oder umgekehrt besonders schnell atmet – kann man die Peptide veranlassen, sich rasch in der Gehirn-Rückenmarksflüssigkeit auszubreiten. Das ist ein Versuch zur Rückgewinnung der Homöostase, des Feedbackmechanismus des Körpers zur Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des Gleichgewichts. Da viele dieser Peptide Endorphine, körpereigene Opiate sowie andere Arten von schmerzlindernden Stoffen sind, bewirken sie rasch eine Linderung Ihrer Schmerzen. Kein Wunder, daß man in vielen Heilverfahren, traditionellen wie esoterischen, die Wirksamkeit kontrollierter Atmung entdeckt hat. Der Zusammenhang zwischen Peptiden und Atmung ist eingehend dokumentiert: Praktisch jedes Peptid, das irgendwo vorkommt, wird auch im Atemzentrum gefunden. Möglicherweise liefert dieses Peptidsubstrat die wissenschaftliche Begründung für die Heilwirkung einer bewußt gesteuerten Atmung.
Dies zeigt, dass Atemtechniken gar nicht hoch genug eingeschätzt werden können. Von daher – unbedingt ausprobieren! :-)
Erlernbarkeit: sofort
Entspannungstiefe: gut
Ausübbarkeit: überall
Zeitaufwand: gering
Weitere Entspannungstechniken findest Du hier
zurück zu hochsensibel sein
Clipart von GDC auf openclipart.org
Liebe Anne-Barbara,
ein wunderbarer Beitrag, auch ich habe Yoga für mich entdecken können und finde auch das spirituelle sehr hilfreich in vielen Lebenssituationen. Ich danke dir für diese kleine einfache Übung, die man auch super in dden Alltag integrieren kann.
Viele Grüße
Jacqueline
Liebe Jacqueline,
bitte, immer gern, und danke Dir für Dein nettes Feedback! :-)
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Sorry dies ist alles anderes aber keine Pranaatmung.
Hallo Nikolai,
ich nehme an, dass mehrere Versionen an Prana-Atmung „im Umlauf“ sind. Was verstehst Du denn darunter?
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Ich bin schon öfter auf solche Atemtechniken gestoßen, bei denen gezählt wird. Allerdings löst dieses Zählen bei mir nur Spannungen aus. Ich kann mich dann kaum auf die Atmung konzentrieren, weil ich so mit dem Zählen beschäftigt bin…
Liebe Gerry,
dann ist diese Entspannungstechnik für dich nicht geeignet! Jeder Mensch reagiert anders auf Entspannungstechniken. Deswegen ist es immer gut, einiges auszuprobieren, um zu testen, was für einen selbst funktioniert. Weitere Entspannungstechniken findest du hier:
Entspannungstechniken auf hochsensibel sein
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara