Meine Eltern haben fest an Darwin geglaubt. Nur der Stärkere kann überleben, und so meinten sie auch, mich erziehen zu müssen. Sie dachten, dass sie mir einen Gefallen damit tun würden, mir meine Hochsensibilität „austreiben“ zu wollen. Gestützt wurde diese These durch die spezielle Art von Tierfilmen, wie sie in meiner Kindheit üblich waren. In Prof. Grzimeks Filmen über die Serengeti oder in Walt Disney’s „Die Wüste lebt“ wimmelt es von Szenen, in denen die „schwächsten“ aus einer Herde von Huftieren von wilden Raubkatzen, Hyänen und weiteren Bestien aller Art gejagt, erlegt und grausam in Stücke gerissen werden. Und so sollte ich ja nicht enden, meinten meine Eltern. Eine solche Sichtweise führt im Endeffekt dazu, dass Hochsensibilität als etwas nicht Überlebensfähiges eingestuft wird. Doch ist das Leben wirklich nur eine endlose Abfolge grausamer Schlachten ums Überleben?
Beziehungen
Carl Rogers: aktive Empathie für Hochsensible
Der Titel dieses Artikels ist bewusst doppeldeutig gewählt, denn hochsensible Menschen sind einerseits dazu in der Lage, besonders empathisch zu sein, benötigen aber auch selbst besonders viel Empathie. Ein Klima der Empathie ist für uns wie das Wasser für den Fisch, bildet eine Wohlfühlwolke, in der wir uns richtig geborgen und anderen wirklich nah fühlen. Aufgrund unserer Disposition können wir hochsensible Menschen sehr feine Veränderungen der Stimmungen um uns herum wahrnehmen. Wir spüren, wie andere sich fühlen und bemerken jede kleine Unstimmigkeit. All das hat einen unmittelbaren Einfluss auf unser Wohlbefinden. Nur wie kann man an dieser Stelle eingreifen, ohne andere zu verunsichern oder gar vor den Kopf zu stoßen? Für mich hat die Beschäftigung mit Carl Rogers, seinem Verständnis von Empathie und seiner Technik des aktiven Zuhörens eine große
Hochsensible Kriegsenkel
Neulich hatte ich ein intensives Gespräch mit einer Freundin, in dem wir uns über das Thema Kriegsenkel ausgetauscht haben. Die Eltern von uns Kriegsenkeln haben die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg als Kinder noch miterlebt. Im Zeitraum zwischen den späten 1950ern und der Mitte der 1970er Jahre wurde dann unsere Generation der Kriegsenkel geboren. Obwohl unsere Großeltern die eigentlichen Kriegsakteure waren, wirken die NS-Zeit und der Krieg dennoch massiv auf uns nach, wenn diese Wirkungen auch sehr subtil und schwer erkennbar sind. Die Geschichte, die meine Freundin mit mir in diesem Gespräch herausgearbeitet hat, hat mir eindringlich vor Augen geführt, in welchem Maß gerade wir Hochsensiblen von diesem Thema betroffen sind. Aus diesem Grund habe ich meine Freundin, die auch hochsensibel ist, gefragt, ob ich ihre Geschichte aufschreiben und hier veröffentlichen darf. Dem hat meine Freundin unter der Bedingung, dass sie anonym bleibt, zugestimmt, wofür ich ihr an dieser Stelle danke. Ich hoffe, dass durch diese Geschichte verständlicher wird, warum gerade unsere Generation der Hochsensiblen auf besondere Schwierigkeiten stößt. Hier nun Lisas Geschichte (Name geändert):
Sind Hochsensible die besseren Menschen?
Aufgrund unserer Feinfühligkeit empfinden wir hochsensible Menschen die Welt oft als zu laut, zu bunt und zu hart. Manchmal kommt es uns so vor, als sei die Welt „schlecht“, weil sie uns gegenwärtig nicht gerade ein Umfeld bietet, das für unsere Bedürfnisse geeignet wäre. Der Umkehrschluss ist dann schnell gezogen: Wenn die Welt „schlecht“ ist, heißt das ja automatisch, dass wir Hochsensible „gut“ sind. Doch ist das wirklich so? Tatsache ist, dass wir als hochsensible Menschen in zahlreichen Alltagssituationen einem Zuviel an Reizen ausgesetzt sind. Aus Sicht normalveranlagter Menschen reagieren wir dann überempfindlich oder gar hysterisch, während wir in diesen Fällen dazu neigen, uns von Bosheit und Rücksichtslosigkeit umgeben zu fühlen. Jeder steckt in seiner eigenen Haut, und es ist schwer, sich vorzustellen, wie jemand die Welt erlebt, der ganz anders veranlagt ist. Das Problem bei der Sache ist,
Hochsensibilität und Partnerschaft
Auch wenn es noch keine nennenswerte Forschung zu diesem Thema gibt, liest man doch immer wieder, dass Partnerschaften zwischen zwei hochsensiblen Menschen genauso ihre Vor- und Nachteile haben, wie wenn nur einer der beiden Partner hochsensibel ist. Ich persönlich hatte das Glück, bzw. das Pech (je nachdem, von welcher Warte aus man es sehen möchte), in meinem Leben zwei langjährige, wichtige Beziehungen geführt zu haben. Nur einer der beiden Männer war hochsensibel. Von daher habe ich beide Konstellationen längerfristig erlebt. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich bestätigen, dass beides seine Vor- und Nachteile hat. Ich finde es wichtig, zu wissen, in welcher Konstellation man lebt, um dann mit realistischen Erwartungen an seine jeweilige Beziehung heranzugehen. Um das genauer herauszuarbeiten, möchte ich zunächst meine beiden Ehen kurz beschreiben. Mein erster Mann ist 1999 verstorben. Der Kummer darüber ist längst verarbeitet. Gut daran ist, dass
Beziehungen durch Vergebung in fünf Schritten heilen
Als hochsensibler Mensch ist man verletzlich. Da man dünnhäutig ist, geht einem vieles näher, als es vielleicht sein müsste. Auch nimmt man ein schädigendes Verhalten bereits im Ansatz deutlich wahr, noch bevor es zu ernsten Konsequenzen führt. Wir empören uns darüber schon, wenn andere Menschen das noch gar nicht nachvollziehen können. Die Gefühlslage, die daraus erwächst, ist nicht angenehm. Man gewinnt den Eindruck, dass einem am laufenden Band Schmerz zugefügt und man dann auch noch damit alleingelassen wird. Die damit verbundenen Emotionen von Ärger und Enttäuschung können sich verfestigen und uns hartnäckig verfolgen. In diesen Situationen kann Vergebung, wenn sie auf die richtige Weise erfolgt, unsere Verletzungen und die Beziehungen zu anderen Menschen heilen.