Es war einer dieser Abende, an denen ich Entspannung brauchte und da schaue ich mir im Fernsehen sehr gern Tiersendungen an. Die, die ich mir ausgesucht hatte, versprach, ganz harmlos zu sein und wirklich nur Aufnahmen niedlicher Tiere zu zeigen. Doch es kam anders. Die Geschichte, die mir hier präsentiert wurde, berührte mich bis ins Mark. Das hatte nichts mit dem entspannten Abend zu tun, den ich geplant hatte. Etwas in mir wurde so tief berührt, dass ich Tage brauchte, um dies zu verarbeiten. Erst habe ich mich darüber geärgert, überhaupt ferngesehen und mir damit neue Bewusstseinsinhalte aufgeladen zu haben, statt einfach in der Stille zu sein. Doch dann habe ich verstanden. Es war eine wichtige Lernaufgabe über die Liebe, die mir hier zuteil geworden ist. Jetzt bin ich dankbar für diese Geschichte und möchte sie gern mit meinen Leserinnen und Lesern teilen.
Tuyas Geschichte
Tuya war eine Hündin, die bei einem Vermehrer unter schrecklichen Bedingungen gehalten wurde. Sie war einfach nur dazu da, so viele Welpen wie möglich zu “produzieren” und ihrem Besitzer mit diesem tierschutzwidrigen Geschäft Geld einzubringen. Nie hatte sie etwas Gutes von Menschen erfahren. Zum Glück wurde der Hof vom Amtstierarzt überprüft und anschließend geschlossen und aufgelöst. Tuya war zu dieser Zeit hochschwanger und kam deswegen nicht ins Tierheim, sondern in eine Pflegestelle. Sie war untergewichtig und musste aufgepäppelt werden.
Susanne, die Tuya erst einmal aufgenommen hat, war der erste Mensch, der Tuya Fürsorge, Freundlichkeit und Liebe entgegenbrachte. Statt dass dieses Tier misstrauisch gewesen wäre, erkannte sie die Hilfe, die ihr hier zuteil wurde. Sie öffnete ihr Herz für ihr Pflegefrauchen, und das ganz und gar. Es war sehr ergreifend, dies zu sehen. Tuya brachte ihre Welpen zur Welt und wurde immer kräftiger. Susanne kümmerte sich bestens um alle, sie wurden nach und nach vermittelt. Am Ende wurde auch für Tuya, zusammen mit einer ihrer Töchter, ein neues schönes Zuhause gefunden.
Ende gut, alles gut? Leider nein, denn es war eine sehr starke Bindung zwischen Tuya und ihrem Pflegefrauchen entstanden. Dort gab es schon vier Hunde, sodass Susanne dachte, sie könne Tuya einfach nicht behalten und müsse sie abgeben. Als Tuya in den Kennel gesetzt und dessen Tür verschlossen wurde, war ihr Blick ein einziges “Nein, Nein, Nein”! Sie war zwar brav, aber völlig verzweifelt. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn als der Wagen den Hof verließ, brach Susanne in Schluchzen aus und rannte schnell ins Haus.
Obwohl viele dachten, dass dies nur ein schmerzlicher Moment sei, der vorübergeht, hatte ich gleich das Gefühl, dass das so nicht gehen würde. Es kam dann tatsächlich so, dass Tuya sich bei der Ankunft aus dem Kennel befreite und wegrannte. Zum Glück richteten einige Tierfreunde Futterstellen für sie ein, sodass sie nach zehn Tagen eingefangen werden konnte. Jetzt kam das richtige Happy-End: Susanne holte sie dort ab und nahm sie wieder zu sich, wo Tuya jetzt endlich für immer glücklich sein kann. Respekt, denn die Dame hat nun fünf Hunde zu versorgen!
Was mich an Tuya so berührt hat
Es ist gar nicht leicht zu beschreiben, was mich an Tuya so sehr berührt hat. Es waren ihre ausdrucksstarken Blicke und ihr großes Herz. Sie war für mich die personifizierte Liebe, obwohl ihr selbst nie zuvor Liebe zuteil geworden war. Dieses riesengroße Herz hat sie dem ersten Menschen geschenkt, der auch ihr Liebe entgegengebracht hat, und das ganz und gar und bedingungslos.
Als sie dann woanders hin sollte, hat sie die Welt nicht mehr verstanden. Denn ihr Herz war vergeben. Egal, ob sie glücklich mit der geliebten Person zusammen sein konnte, oder ob sie unglücklich allein im Wald umherstreifte. Unter allen Umständen hat sie an dieser Liebe festgehalten. Auch wenn sie damit unglücklich war, weil sie diese Liebe nicht leben konnte. Aber sie hat sich nicht auf ein neues Frauchen einlassen können. Dazu saß ihre Liebe zu tief.
Mich haben diese Blicke, die ich von ihr aufgefangen habe, nicht mehr losgelassen: Das Glück, wenn sie Zeit mit ihrem geliebten Pflegefrauchen verbringen konnte, strahlte so aus der Tiefe ihres Herzens durch ihre Augen. Dann diese Verzweiflung, dass das jetzt doch nicht sein kann, in dem Moment, als der Kennel geschlossen wurde und sie vor der Gittertür zurückweichen musste. Es hat mich tief bewegt, dass dieses Wesen so viel hat durchmachen müssen, dann in der neuen Umgebung so voller Hoffnung war und auch das wieder verlieren musste, zumindest vorübergehend.
Am Ende war ihre Liebe ja so groß, dass sie ihr Pflegefrauchen überzeugen konnte, sie doch für immer aufzunehmen. Doch dass sie dafür erst verzweifelt zehn Tage durch den Wald hat streifen müssen, hat mir fast das Herz gebrochen. Aber schon die alten Römer wussten: Amor vincit omniat – Liebe besiegt alles.
Das habe ich von Tuya über die Liebe gelernt
Als mich diese Sache so beschäftigt hat, wurde mir klar, dass Tuyas Geschichte etwas in mir berührt haben muss, das mit meiner eigenen Geschichte zu tun hat. In meiner Herkunftsfamilie wurde viel über Liebe gesprochen, doch eigentlich wurde Liebe als Schwäche angesehen. Denn wer mehr liebte, war derjenige, der die Machtkämpfe verlor. Obwohl ich ein ausgesprochen liebevoller Mensch bin, habe ich mir in dieser Umgebung einen negativen Glaubenssatz eingefangen, der mir vor einiger Zeit bewusst geworden ist: “Ich darf nicht lieben”. Und so war ich früher oft in meinem liebevollen Ausdruck gehemmt, was ich erst auflösen konnte, als mir diese Sache bewusst wurde.
Tatsächlich hat es ja auch einige Nachteile zu lieben. Liebe ist zwar schön, wenn man sie leben kann, verursacht aber viel Leid, wenn das nicht der Fall ist. Viele Menschen, gerade hochsensible, versuchen deshalb unbewusst, sich vor zu großer Liebe zu schützen, aus Angst, verletzt zu werden. Das hat mich an Tuya so beeindruckt: Es war ihr egal, ob sie leidet oder nicht. Sie hat einfach unter allen Umständen an ihrer Liebe festgehalten.
Von Tuya habe ich gelernt, dass man immer an der Liebe festhalten sollte, egal, wie die äußeren Umstände sind. Denn ob man die Liebe gerade leben kann und damit glücklich ist, oder nicht und darunter leidet, sind eben nur äußere Umstände, die kommen und gehen. Das Wesentliche ist die Liebe.
Leider denken wir oft umgekehrt: Wir halten es für wichtig, wie es uns momentan geht, und unterdrücken unsere Liebe in den Momenten, wo wir sie als belastend empfinden. Wenn wir so denken, sehen wir Liebe als eine Gefahr für unser Wohlbefinden an. Das ist eigentlich eine schreckliche Haltung.
Die Liebe zu meinem Kater
Diese Erkenntnis half mir im Sommer 2020 sehr dabei, zu ertragen, dass mein damaliger heißgeliebter Kater ziemlich alt geworden war. Er brauchte zu dieser Zeit viel Pflege, weil er chronisch krank war. Letztlich ging es nur noch darum, ihm noch eine möglichst gute Zeit zu bescheren und ihn bestmöglich aus dem Leben zu begleiten. Das war traurig.
Doch Tuya hat mir gezeigt, dass das egal ist. Wichtig ist, an der Liebe festzuhalten. In unseren guten Zeiten war es wunderbar, mit meinem Kater zu leben. Er begleitete mich durch viele schwere Zeiten begleitet und legte sich immer, wenn ich dachte, ich könnte nicht mehr und es ginge nicht weiter, laut schnurrend auf meinen Schoß. Ich hielt an der Liebe zu ihm fest und begleitete ihn. Und ob ich dabei auch traurig war, trat in den Hintergrund. Denn ich hatte ein höheres Ziel, an meiner Liebe festzuhalten, egal, wie die äußeren Umstände waren. Danke dir, liebe Tuya.
Mein geliebter Kater ist dann Ende des Sommers 2020 aus dem Leben gegangen. In einem Trauerbuch für Tierhalter:innen* habe ich einen sehr schönen Satz gelesen, der hundertprozentig zu meinen Gedanken in diesem Artikel passt:
Trauer ist das schlimmste aller Gefühle, aber Trauer ist Liebe. Und ich kann mir nicht vorstellen, jemals ohne Liebe zu leben.
Dr. Marion Schmitt
Und es hat sich gelohnt, mein Herz offen zu halten: Im Herbst 2021 fuhr ich auf der Autobahn hinter einem LKW her, der auf der Ladeklappe ein Plakat des Tierheims hatte, das ganz in unserer Nähe war. Da hatte ich plötzlich das Gefühl, dass in diesem Tierheim jemand ist, der ganz dringend meine Hilfe braucht. Und so war es dann auch. Dieser jemand war der kleine Kater Bodo. Er lebt jetzt bei uns und mit ihm bin ich wieder genauso glücklich.
Liebe Anna-Barbara,
vielen Dank für das Teilen dieser Geschichte. Ich erkenne mich in vielen Punkten auch wieder.
Liebe Grüße,
Christine
Liebe Christine,
danke Dir für Dein nettes Feedback! Freut mich, dass Du Dich in dieser Geschichte wieder erkennst.
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Diese Geschichte wird mir im Herzen bleiben, vielen Dank, Frau Kern.
Ein befreundeter Aufsteller sagt, die Tiere (v.a. die Säugetiere?) sind alle inkarnierte Engel und sind gekommen, uns zu helfen, unsere Bewußtheit immer weiter voranzubringen. (so wie in diesem Fall :))
Als Hochsensi hatte ich schon immer die Frage, was es mit dem unfaßbaren Leid der Tiere auf sich hat. Ich habe immense Hochachtung vor all den (oft jungen) Leuten, die sich an allervorderster Front für die Tiere einsetzen und Unvorstellbares bezeugen … In vergleichsweise kurzer Zeit, so kommt es aus allen Ecken und Kanälen, wird die Menschheit das den Tieren nicht mehr antun, weil die Evolution nun einen beachtlichen Bewußtseinssprung am Einleiten ist. Glücklicherweise trägt ja ein jeder Mensch bei, der damit befaßt ist, sich aus seinen eigenen Schattenfrequenzen raufzuschrauben in höhere Schwingungen … Das ist so hoffnungsvoll. In diesem Sinne herzlichen Dank an alle und auch an Sie, Frau Kern. *herz* :))
Liebe Karin,
vielen Dank für Ihr nettes Feedback und das Teilen Ihrer Gedanken, was mich beides sehr freut! :-) Man spürt die Tierliebe aus jedem Ihrer Worte. Schön, dass Sie trotz all dem Leid, das geschieht, so einen hoffnungsvollen und zuversichtlichen Blick auf die Zukunft haben! Ich würde mich auch sehr darüber freuen, wenn das Bewusstsein der Menschen einen solchen Sprung machen und es den Tieren dadurch besser gehen würde… :-) <3
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Liebe Anne-Barbara,
eine sehr berührende Geschichte, danke fürs Teilen. Ich habe mir auch die Videos angesehen…
Sein Herz zu öffnen und „an der Liebe festzuhalten“ finde ich auch sehr wichtig.
Wenn wir nicht tief empfinden, in die Höhen und Tiefen des Lebens hinein, fehlt uns etwas – die Lebendigkeit im Leben. Die Hingabe an die Liebe, auch in schwierigen Zeiten (z. B. bei bevorstehendem Verlust eines lieben Menschen oder Tiers, wie du es von deinem Kater erzählst), erfordert allerdings sehr viel Mut.
Dein Beitrag hat mich zum Nach- und Weiterdenken angeregt :).
Herzliche Grüße
Constanze
Liebe Constanze,
danke Dir für Dein nettes Feedback, das mich sehr freut! Wie schön, so etwas mit Gleichgesinnten teilen zu dürfen. :-) Ich spüre so viel Liebe und Harmonie aus Deinen Worten. Zum Glück geht es meinem Kater wieder besser und ich darf hoffen, dass wir noch Zeit zusammen haben werden… :-)
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Lieben Dank für das Teilen dieser wunder-baren Geschichte. Ich empfinde es auch immer unerträglicher, welches unvorstellbare Leid Tieren angetan wird und es berührt mich immer im tiefsten Innern. Soll mir dieses Berührt-Sein zeigen, wie TIEF ich fühlen kann, wenn ich es zulassen (..mich nicht dagegen verschließen kann..)?
Alles Liebe 🧡 und viel Kraft nach dem Verlust Ihres Weggefährten.😪
Liebe Regina,
danke Dir für Dein nettes Feedback! Ich finde es schön, dass es Menschen wie Dich gibt, die sich vom Leid der Tiere berühren lassen. Was Dir das zeigen soll, kann ich Dir nicht sagen. Ich denke, dass solche Dinge immer genau den Sinn haben, den wir ihnen geben. Wenn Dich diese Gefühle zu einem Handeln inspirieren, das gut für Tiere ist, machen sie auf alle Fälle Sinn!
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara