Hochsensibel – welcher Freundschaftsyp bist du?

Viele Hochsensible fragen sich, inwiefern ihre Hochsensibilität die Art prägt, wie wir Freundschaften und Beziehungen gestalten. Doch darauf gibt es keine pauschale Antwort. Denn Hochsensibilität bedeutet nicht automatisch, dass man weniger Freunde hat, sondern dass man Beziehungen bewusster, intensiver und nach eigenen Bedürfnissen gestaltet. Viele Hochsensible fühlen sich in einem kleinen, vertrauten Kreis am wohlsten, wo tiefes Verständnis und Nähe möglich sind. Andere lieben es, zahlreiche Kontakte zu pflegen und genießen den inspirierenden Austausch in einem größeren Netzwerk. Und wieder andere ziehen sich lieber zurück, pflegen nur wenige enge Verbindungen und schöpfen Kraft aus langen Phasen der Ruhe und Alleinzeit. Zu verstehen, welcher Freundschaftstyp du bist, kann enorm entlastend sein: Du lernst, deine sozialen Bedürfnisse klar zu benennen, passende Beziehungen zu wählen und dich nicht länger an Erwartungen zu messen, die nicht zu dir passen. In diesem Artikel zeige ich dir die Freundschaftstypen unter Hochsensiblen, die mir häufig begegnen. Vielleicht findest du dich in einem davon wieder oder erkennst eine Mischung, die genau dich beschreibt.

Freundschaftstyp 1: Die Intensivfreundin

Die meisten Hochsensiblen fühlen sich in diesem Freundschaftsstil am wohlsten: wenige, aber dafür sehr bedeutsame Verbindungen. Die Intensivfreundin (bzw. der Intensivfreund) hat in der Regel drei bis fünf enge Freundschaften, in denen er:sie sich vollständig öffnen kann. Oberflächliche Kontakte liegen ihr nicht – sie sucht Tiefe, Vertrautheit und ein echtes Verständnis füreinander.

Für sie zählt nicht, wie oft man sich sieht, sondern wie echt und verbindlich die Begegnungen sind. Gespräche drehen sich oft um persönliche Themen, Gedanken und Gefühle, und es gibt einen starken gegenseitigen Rückhalt. Die Intensivfreundin investiert Zeit und Aufmerksamkeit in diese wenigen Beziehungen – und erwartet umgekehrt, dass auch ihre Freund:innen bereit sind, sich auf diese Tiefe einzulassen.

Dieser Typ weiß: Ein kleiner Kreis kann oft erfüllender sein als ein großes Netzwerk. Die Intensivfreundin schöpft Kraft aus diesen Verbindungen und braucht nur selten darüber hinaus weitere Kontakte, um sich sozial genährt zu fühlen.

Freundschaftstyp 2: Die Extrovertierte

Laut einer niederländischen Studie zählen 30 % aller Hochsensiblen zu den extrovertierten High Sensation Seekern – und sie zeigen, dass Hochsensibilität und Geselligkeit kein Widerspruch sein müssen. Die (bzw. der) extrovertierte Hochsensible liebt Menschen, den lebendigen Austausch und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Er:Sie fühlt sich wohl, wenn sie viele Kontakte pflegen kann, und fühlt sich in Gruppen wie der Fisch im Wasser.

Ob gemeinsames Kochen mit Freunden, spontane Treffen oder große Veranstaltungen – dieser Typ genießt die Vielfalt an Eindrücken und Begegnungen. Trotzdem braucht auch die extrovertierte  Hochsensible mehr Rückzugszeit als andere, um ihre vielen Eindrücke zu verarbeiten. Ihre Tage sind oft ein Wechselspiel aus geselliger Aktivität und bewusst eingeplanter Ruhe.

Die Extrovertierte legt großen Wert auf Gemeinschaft, Inspiration und Austausch. Sie knüpft schnell Kontakte und hält gern mehrere Kreise parallel am Leben – von der engen Freundesgruppe bis zum weiten Bekanntenkreis. Für sie bedeutet Erfüllung, immer wieder neue Impulse von Menschen zu bekommen, ohne dabei den inneren Anker zu verlieren.

Freundschaftstyp 3: Die Eremitin

Die Eremitin (bzw. der Eremit) ist zutiefst introvertiert, oft sensibel für feinste innere Regungen und nicht selten tief spirituell. Sie (bzw. er) lebt hauptsächlich aus ihrer inneren Präsenz heraus – aus der Verbindung zu sich selbst und dem, was ihr innerlich Kraft gibt. Kontakte zu anderen Menschen schätzt sie durchaus, doch sie weiß auch: Zu viele Begegnungen, oder der zu enge Kontakt mit den Ängsten und Begrenzungen anderer, können sie aus ihrer Mitte bringen.

Für sie genügt oft eine Partnerschaft, ergänzt durch vielleicht ein oder zwei enge Freundschaften. Mehr Beziehungen kann und will sie meist nicht pflegen, nicht aus Unfreundlichkeit, sondern weil ihre Energie und Aufmerksamkeit kostbar sind. Um in ihrer Klarheit und inneren Ruhe zu bleiben, braucht sie viel ungestörte Zeit allein.

Die Eremitin findet Erfüllung in Stille, Selbstreflexion und oft auch in spiritueller Praxis. Ihr Leben ist bewusst reduziert auf das Wesentliche, und genau darin liegt ihre Stärke: Sie wahrt ihre innere Verbindung und pflegt die wenigen Beziehungen, die wirklich zu ihr passen, mit Achtsamkeit und Tiefe.

Freundschaftstyp 4: Die Charismatische

Die (bzw. der) Charismatische ist ganz bei sich selbst und lebt ihre (bzw. seine) Authentizität ohne Kompromisse. Sie  passt sich nur selten an – und genau das macht sie so faszinierend. Oft bringt sie neben ihrer Hochsensibilität noch weitere Besonderheiten mit: Sie ist vielleicht Künstlerin, Musikerin, Dichterin oder auf andere Weise kreativ und unkonventionell. Ihre Ausstrahlung ist inspirierend, ein wenig schillernd – und für manche Menschen regelrecht magnetisch.

Die Charismatische sucht nicht aktiv nach Freundschaften. Stattdessen lässt sie ihre Aura strahlen und zieht genau die Menschen an, die mit ihrer Einzigartigkeit in Resonanz gehen. Diese Begegnungen entstehen wie von selbst und entwickeln sich organisch. Wer sie nicht so annehmen kann, wie sie ist, bleibt nicht lange in ihrem Umfeld – und das ist für sie völlig in Ordnung.

Für die Charismatische sind Freundschaften ein freier, lebendiger Austausch zwischen gleichgesinnten Seelen. Sie lebt nach dem Prinzip: Qualität statt Quantität – und das ohne Anstrengung. Ihre Stärke liegt darin, sich treu zu bleiben und so genau die Verbindungen ins Leben zu lassen, die zu ihr passen.

Freundschaftstyp 5: Die Überempathische

Die (bzw. der) Überempathische knüpft schnell Kontakte und findet leicht Zugang zu anderen Menschen. Sie (bzw. er) hört aufmerksam zu, hat für jedes Problem ein offenes Ohr und ist oft die Erste, die Hilfe anbietet. Ihre Wärme und ihr Mitgefühl sind aufrichtig – und genau das macht sie für viele so liebenswert.

Doch ihre große Empathie hat auch eine Schattenseite: Sie vergisst dabei oft ihre eigenen Bedürfnisse. Grenzen zu setzen fällt ihr schwer, und selbst wenn sie merkt, dass sie ausgelaugt ist, sagt sie selten nein. Über längere Zeit trägt sie so nicht nur ihre eigenen Herausforderungen, sondern auch die Sorgen und Ängste ihrer Freund:innen mit – bis die Belastung zu groß wird.

Irgendwann bleibt ihr oft nur der Rückzug, um wieder Kraft zu schöpfen. Dadurch verlaufen ihre Freundschaften nicht immer langfristig, auch wenn die Verbindungen anfangs intensiv und herzlich sind. Ihre größte Aufgabe besteht darin, Selbstfürsorge und gesunde Abgrenzung zu lernen – damit ihre Herzlichkeit nicht zur Erschöpfung führt, sondern zu tragfähigen, bereichernden Freundschaften.

Freundschaftstyp 6: Die Unkonventionelle

Die (bzw. der) Unkonventionelle tickt anders als die meisten Menschen – und das ist ihr durchaus bewusst. Sie denkt, fühlt oder verhält sich auf eine Weise, die nicht der „Norm“ entspricht. Manchmal hat das mit neurologischen Besonderheiten wie Asperger-Autismus zu tun, manchmal einfach mit einer sehr eigenen Art, die Welt zu sehen.

Andere finden sie oft „komisch“ oder schwer einzuordnen – und das beruht auf Gegenseitigkeit. Auch sie empfindet viele Menschen als anstrengend, oberflächlich oder unverständlich. Wenn sie merkt, dass sie nicht so angenommen wird, wie sie ist, zieht sie sich zurück, bevor zu viel Energie verloren geht.

Meist kann sie gut allein sein und vermisst nicht unbedingt etwas, wenn sie nur wenige oder gar keine Kontakte hat. Allerdings hat sie manchmal den Gedanken, dass man „doch Freunde haben muss“. Sie lernt im Laufe der Zeit, dass es völlig in Ordnung ist, wenn sie keine hat, solange sie sich mit sich selbst wohlfühlt.

Ihre Freundschaften entstehen selten zufällig, sondern meist in Nischen und besonderen Kontexten, wo Individualität nicht nur akzeptiert, sondern geschätzt wird. Dort kann sie ganz sie selbst sein, ohne erklären zu müssen, warum sie anders ist. Die (bzw. der) Unkonventionelle beweist: Echtes Miteinander braucht keine Anpassung, sondern gegenseitige Wertschätzung – gerade in all seiner Verschiedenheit.

Fazit: Lebe deinen eigenen Freundschaftsstil!

Ob Intensivfreundin, Extrovertierte, Eremitin, Charismatische, Überempathische oder Unkonventionelle – jeder dieser Freundschaftstypen ist eine wertvolle Ausdrucksform hochsensibler Persönlichkeit. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg, Beziehungen zu gestalten. Entscheidend ist, dass dein Freundschaftsstil zu deiner Energie, deinen Bedürfnissen und deinem Lebensrhythmus passt.

Hochsensibilität verstärkt oft das Bedürfnis nach Echtheit, Tiefe und Achtsamkeit in Begegnungen. Wer sich darüber klar wird, welcher Typ er oder sie ist, kann leichter Grenzen setzen, bewusst passende Kontakte wählen und das soziale Umfeld so gestalten, dass es stärkt statt erschöpft.

Erlaube dir, deinem eigenen Rhythmus zu folgen – egal, ob du in einem großen Kreis aufblühst, in einem kleinen Hafen tiefer Verbundenheit zu Hause bist oder deine Kraft vor allem aus dir selbst schöpfst. Wahre Freundschaft beginnt immer damit, dir selbst treu zu bleiben.

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