Motivation für Hochsensible in 4 Schritten

Im Grunde genommen sind Hochsensible gar nicht so leicht zu motivieren, zumindest nicht vordergründig. Geld, Karriere, Leistungsdenken, Anerkennung von außen etc. machen uns eher skeptisch, als dass uns diese Dinge anspornen würden. Lautes „Tschakkaaaa-Gebrüll“ ist auch nicht wirklich unsers… Und doch gibt es etwas, das uns antreibt, und wir sehnen uns danach, verstanden zu werden, nach Ermutigung und einem Rückhalt, der uns in dieser Richtung weiterbringt. Auch spüren wir deutlich, dass vieles in unserer Umgebung uns herunterzieht, und manchmal ziehen wir uns sogar selbst herunter. All das sind Anzeichen dafür, dass uns etwas fehlt – eben etwas wie Motivation. Wobei das gerade nicht heißt, dass wir jemanden brauchen, der uns von außen anfeuert oder sonst irgendwie unter Druck setzt. Vielmehr geht es um eine innere Reinigung, die uns Klarheit gibt und uns wieder auf Kurs bringt, indem sich zeigt, dass unsere Mühe sich lohnt und es Sinn macht, dass es uns gibt.

Was Hochsensible motiviert

Hochsensible neigen aufgrund ihres sehr aktiven Gehirns dazu, Dinge gründlich zu Ende zu denken. Deswegen mögen wir schnelle Lösungen nicht, sondern neigen zu Nachhaltigkeit. Und in dieser Richtung liegen dann auch die Punkte, die uns wirklich motivieren:

  • Etwas zu tun, das in Beziehung zum Gemeinwohl steht
  • Etwas zu tun, das anderen Menschen oder Lebewesen langfristig und nachhaltig nützt
  • Sich dafür einzusetzen, die Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen, als sie das ohne unsere Aktivitäten wäre
  • Sich im Einklang mit einem größeren Ganzen zu fühlen, sei es mit der Familie, beruflich mit einem Team, mit einer bestimmten Gruppe von Menschen, mit der Natur, oder auch spirituell gesehen mit dem Kosmos, dem Chi, dem Logos, der universellen Lebensenergie oder wie man es auch immer nennen mag

Was die Motivation hochsensibler Menschen ausbremst

Da nur ca. 20% aller Menschen hochsensibel sind, leben wir in einer Umgebung, die für die Bevölkerungsmehrheit gemacht ist. Und auch die Maßnahmen, die zur Motivation von außen an uns herangetragen werden, sind auf diese Mehrheit zugeschnitten. Deswegen passen sie meist nicht auf uns und ziehen uns eher herunter. Wir stellen uns aber auch gern selbst ein Bein, indem wir unsere Energie damit verschwenden, allzu sehr über die anderen und deren Motivationsgründe nachzudenken. Daraus ergeben sich folgende Motivationsbremsen:

  • Motivationsversuche von außen mit Anreizen, die uns banal erscheinen und nicht zu unserem Nachhaltigkeitsdenken passen
  • Die Erkenntnis, dass die Mehrheit der Menschen anders tickt als wir und deshalb nicht unbedingt mit uns an einem Strang zieht
  • Darüber nachgrübeln, warum diese Menschen so sind, warum sie dies oder jenes tun, was sie sagen, denken, vorhaben… Denn selbst, wenn wir darüber genauestens Bescheid wüssten, hätten wir noch keine Lösung! Von daher ziehen uns solche Gedanken nur herunter.
  • Darüber nachgrübeln, warum uns solche Menschen begegnen, warum wir das „anziehen“, und ob womöglich etwas mit uns nicht stimmt; denn wir ziehen das nicht an, es ist einfach sehr weit verbreitet!
  • Etwas auf das Lob von Menschen geben, die nicht im Einklang mit dem großen Ganzen leben, und die deswegen mit sich selbst schon nicht zufrieden sein können

In vier Schritten hochsensibel motiviert

Aus dieser kleinen und sicher unvollständigen Sammlung dessen, was uns Hochsensible motiviert und was unsere Motivation ausbremst, lassen sich vier Schritte ableiten, wie man sich bei Hochsensibilität wirklich motivieren kann:

Schritt 1: Finde deine Aufgabe und konzentriere dich darauf

Wo auch immer du gerade im Leben stehst, was auch immer deine Tätigkeit ist: Was ist deine Aufgabe dort? Was kannst du an dieser Stelle für die Menschen um dich herum und für alle Menschen tun? Es ist ganz egal, ob das, was du jetzt tust, wirklich deine große Berufung ist oder ob du dort einfach nur deinen Lebensunterhalt verdienst. Es gibt immer etwas wichtiges, was du zum großen Ganzen beitragen kannst. Finde das heraus und konzentriere dich darauf!

Schritt 2: Richte deine Gedanken auf das Gute

Verschwende Deine Gedanken nicht an andere, die nicht in Beziehung zum Gemeinwohl sind, denn das lenkt dich nur von deiner Aufgabe ab. Wenn du an deine Aufgabe denkst, wirst du dich stets gut fühlen, weil dies konstruktiv ist und dich und andere weiterbringt; Gedanken an Menschen, die aus dieser Ordnung fallen, werden dich belasten. Wenn du nur selten und nur dann, wenn es für das Allgemeinwohl wichtig ist, über das nachdenkst, was ein anderer sagt, bringst du deine volle Energie in deine Angelegenheiten ein und erfüllst damit deine Bestimmung.

Schritt 3: Vertraue deiner Bestimmung

Vertraue darauf, dass das, was dir im Außen begegnet, deiner Bestimmung entsprechend ist. Alles, was dir geschieht, hat einen Sinn und ist wichtig für deine Entwicklung. So kannst du im Grunde deines Herzens alles willig hinnehmen, was dir zustößt und zuteil wird. Das gibt dir die Kraft, das beste aus jeder Situation zu machen, statt dich im Widerstand dagegen aufzureiben oder gar zu meinen, dass etwas mit dir nicht stimmt.

Schritt 4: Lieber wenige gute Freunde als viele schlechte

Suche nicht nach der Anerkennung vieler, sondern nach der Achtung der Menschen, die die gleichen Werte haben und ähnliche Ziele verfolgen wie du. Mache dir stets bewusst, wie die Menschen, die aus der Ordnung fallen, sich benehmen. Auf das Lob solcher Menschen kannst du getrost verzichten. Es ist egal, wie viele Anhänger du hast; wichtig ist, dass dich die Gleichgesinnten achten!

Mehr Lesestoff in dieser Richtung…

Im Grunde genommen ist mein Blog-Artikel hier zu Ende. Was ich aber noch loswerden möchte, ist, dass mich ein Abschnitt aus den „Selbstbetrachtungen“ des Philosophen Marc Aurel zu diesem Artikel inspiriert hat. Dieser Abschnitt ist mir in den letzten Tagen „zufällig“ begegnet, und er hat mich sehr bewegt, weil ich ihn wirklich gewaltig finde. Wenn du magst, bist du herzlich eingeladen, diesen Abschnitt in der Folge noch zu lesen. Es ist halt eine etwas antiquierte Sprache, weswegen ich mich im obigen Artikel bemüht habe, den Inhalt auf moderne Weise aufzubereiten und damit mehr in die Gegenwart zu bringen. Hier nun das Originalzitat:

Verbringe den Rest deines Lebens nicht in Gedanken an andere, wenn sie keine Beziehung zum Gemeinwohl haben. Denn du versäumst damit die Erfüllung einer anderen Pflicht, wenn du deinen Geist damit beschäftigst, was dieser oder jener tut und warum, was er sagt, was er denkt oder vorhat usw., was dich von der Beobachtung deiner regierenden Vernunft abzieht. Du mußt also aus deiner Gedankenreihe jeden Zufall, jedes Unnütze, jede Neugier und jede Arglist verbannen, mußt dich gewöhnen, nur solche Gedanken zu haben, daß, wenn man dich plötzlich fragt, woran du denkst, du freimütig antworten kannst: An dies oder das; so daß man an deinen Gedanken erkennt, daß alles Einfachheit und Wohlwollen ist, wie es einem geselligen Wesen geziemt, daß du nicht an bloßes Vergnügen oder irgendeinen Genuß denkst, nicht an Haß, Neid, Argwohn oder sonst etwas, dessen Geständnis dich schamrot machen müßte. Ein solcher Mann, der nichts versäumt, sich in der Tugend zu vervollkommnen, ist wie ein Priester und Diener der Götter, innig vertraut mit der Gottheit, die in ihm ihren Tempel hat, die ihn unbefleckt von Lüsten, unverletzbar von Schmerzen, ungebeugt von Kränkung erhält; sie macht ihn unempfindlich gegen jegliche Schlechtigkeit, macht ihn zum Helden im größten aller Kämpfe, über alle Leidenschaften zu siegen, tief durchdrungen von Gerechtigkeitsliebe, im Grunde seines Herzens alles willig hinnehmend, was ihm zustößt und zuteil wird. Indem er sich selten und nur im Hinblick auf das allgemeine Beste mit dem beschäftigt, was ein anderer sagt, tut oder denkt, wendet er seine ganze Tätigkeit seinen eigenen Angelegenheiten zu, und die Bestimmung, die ihm die ewigen Naturgesetze auferlegen, ist der beständige Gegenstand seines Nachdenkens. Jenes verrichtet er so gut er kann, dieses hält er mit fester Überzeugung für gut, denn das uns zugeteilte Los ist für jeden entsprechend. Er erinnert sich, daß jedes vernünftige Wesen mit ihm verwandt ist und daß es der Menschennatur angemessen ist, unseresgleichen zu lieben, daß man nicht nach der Anerkennung der Menge, sondern nach der Achtung derjenigen, die der Natur gemäß leben, trachten müsse. Er erinnert sich stets, wie diejenigen, die nicht so leben, zu Hause und außer dem Hause, sowohl nachts als bei Tage sich benehmen und mit was für Leuten sie sich herumtreiben. Das Lob solcher Leute, die mit sich selber nicht zufrieden sein können, achtet er für nichts.

[Quelle: Marc Aurel, Selbstbetrachtungen, Drittes Buch 4. Abschnitt, Spiegel Online – Projekt Gutenberg abgelesen am 10.11.16; dort kann man das ganze Buch von Marc Aurel lesen. Es gibt aber auch modernere Übersetzungen im Buchhandel.]

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6 Gedanken zu „Motivation für Hochsensible in 4 Schritten“

  1. Danke für diese immer wieder sehr hilfreichen Impulse …. Sie kommen für mich mit ihrem Inhalt komischer Weise immer genau zu einem Zeitpunkt zu dem ich diese Information auch brauche um etwas zu verstehen was gerade in mir vorgeht … Liebe Grüße … Evelyn Kubicek

    Antworten
    • Liebe Evelyn,

      vielen Dank für dein nettes Feedback, das mich sehr freut! Mir geht es genauso, ich bekomme regelmäßig Gänsehaut, weil ich immer wieder feststelle, wie parallel die Entwicklung meiner Leserinnen und Lesern, Klientinnen und Klienten zu meiner verläuft. Irgendwie scheinen wir eine tiefe Verbindung zu haben… Ein schönes Gefühl! :-D

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  2. Liebe Frau Kern,
    ich danke Ihnen für die wunderbar wertvollen Artikel, die Sie mir mit diesem newsletter zukommen lassen. Ich profitiere in meinem Alltag sehr von Ihren Tipps und den Lebensratgebern für Hochsensible. Manchmal vergesse ich, dass ich ja auch zu dieser Gruppe gehöre und Sie führen mich wieder hin zum Reflektieren. Es hilft mir sehr, nicht zu grübeln, und ich übe auch, meine Gedanken frei und los zu lassen. Dann fühle ich mich leichter, fokussierter, freier und bin konzentriert auf meine Aufgabe. Auch das Nichtstun manchmal ist so wertvoll um aufzutanken.
    Ich möchte keinen newsletter missen. Danke Ihnen vielmals! Herzliche Grüße aus Wien, Dorothea

    Antworten
    • Liebe Dorothea,

      vielen Dank für Ihr nettes Feedback, das mich sehr freut! Es ist einfach wundervoll, zu erfahren, dass die Mühe, die ich mir gebe, sich lohnt, und Menschen wie Ihnen weiterhilft. Genau dafür brenne ich! :-)

      Die Entwicklung, die Sie von sich beschreiben, klingt sehr gut, also weiter so! :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Liebe Ursula,

      hey, vielen Dank, das freut mich total! Mir hat es nämlich auch gut getan, diesen Artikel zu schreiben… :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

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