Nahrungsergänzung für hochsensible Nerven (Teil 2)

In meinem Artikel Nahrungsergänzung für hochsensible Nerven (Teil 1) habe ich bereits einige Möglichkeiten vorgestellt, mit deren Hilfe man sein Nervensystem bei Hochsensibilität stärken kann. Dort habe ich zunächst betont, wie wichtig es für Hochsensible ist, regelmäßig Kohlehydrate zu sich zu nehmen. Das Gehirn ist darauf angewiesen, weil es weder mit Fett noch mit Eiweiß etwas anfangen kann. Gegen einen Mangel an Kohlehydraten würde deshalb keine Nahrungsergänzung der Welt ankommen. An Nahrungsergänzungsmitteln habe ich dort bereits über Vitamin D, Kalium, Magnesium und D-Ribose geschrieben. Dieser erste Artikel ist recht lang geworden, so dass ich beschlossen habe, die beiden letzten Nahrungsergänzungsmittel, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe, OPC und Vitamin B12, in einem gesonderten Artikel zu beschreiben. Denn auch dazu gibt es wieder eine Menge interessantes zu sagen, und auf diese Weise habe ich den Raum, das zu tun.

Das Nervenvitamin B12

Vitamin-B12-Mangel ist eine regelrechte Volkskrankheit. Hochsensible sind dafür besonders gefährdet, weil sie aufgrund ihrer hohen Empathie mit allem Leben dazu neigen, wenig bis gar kein Fleisch zu essen. Es gibt unter ihnen sogar überdurchschnittlich viele Veganer, die überhaupt keine tierischen Produkte verzehren. Das Tückische an einem Mangel an Vitamin B12 ist, dass er sich unmerklich über zehn, zwanzig bis zu dreißig Jahren entwickelt. Erste Anzeichen sind Anämie mit Blässe, schnelle Ermüdbarkeit und ständige Erschöpfung bis hin zum Burnout.

Ein B12-Mangel führt zum Anstieg des Homocysteinspiegels im Blut und fördert damit Durchblutungsstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wegen der gestörten Bildung von Neurotransmittern können sich vielfältige seelische Störungen ergeben wie Depression, Ängstlichkeit und Schlafstörungen. Nervenschäden aufgrund eines B12-Mangels führen zu Polyneuropathien mit Missempfindungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen, gestörtem Tastempfinden und unerklärlichen Schmerzen bis hin zu Lähmungen. Vitamin-B12-Mangel im Alter wird oft mit Demenz oder Parkinson verwechselt.

Die ersten Anzeichen eines Mangels sind kaum wahrnehmbar, verschwinden oft zwischendurch, um dann doch wieder zurückzukehren. Deswegen werden sie meist ignoriert. Erst wenn sich die Beschwerden verschlechtern und sich schon Krankheiten entwickeln, wird ein B12-Mangel in Betracht gezogen. Oft können die Beschwerden dann nicht mehr rückgängig gemacht werden! Deshalb ist es enorm wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von B12 zu achten.

(Quelle: Thomas Klein, Volkskrankheit Vitamin-B12-Mangel. Über die schwerwiegenden Folgen geringer Zufuhr, gestörter Aufnahme und Verwertung von Vitamin B12, Dresden 2008*, S. 11-14)

Vitamin B12 – für Vegetarier und Veganer unerlässlich!

Vitamin B12 wird von Bakterien synthetisiert und kommt ausschließlich in tierischen Organismen vor. In manchen Algen und anderen Pflanzen wurde zwar eine Form von Vitamin B12 gefunden, doch diese ist biologisch inaktiv. Wer sich vegan ernährt, kann also kein biologisch wertiges Vitamin B12 aufnehmen. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, zu berechnen, wie viel Vitamin B12 Ovo-Lacto-Vegetarier in etwa aufnehmen, und habe festgestellt, dass auch sie nur ca. auf die Hälfte ihres Tagesbedarfs kommen.

Ich persönlich bin tatsächlich einmal in eine Vitamin-B12-Mangelsituation geraten, aufgrund meiner veganen Ernährungsweise. Damals habe ich einem bekannten „Veganer-Papst“ geglaubt, der meinte, dass es Unsinn wäre, dass Veganer einen Vitamin-B12-Mangel entwickeln. Das Ergebnis war, dass ich eine extrem hohe Sensibilisierung erfahren habe, oft unerklärliche Schmerzen in den Armen hatte und dass meine Beine ständig eingeschlafen sind. All das gab sich glücklicherweise wieder, nachdem ich Vitamin-B12 eingenommen habe. Auch meine Sensibilität hat sich wieder auf einem Niveau eingependelt, wie ich mich von früher her kenne.

Vitamin B12 – wie einnehmen?

Bei Vitamin B12 ist es wichtig, die natürlichen Formen Methylcobalamin, Adenosylcobalamin und Hydroxocobalamin einzunehmen, die z.B. in diesen Tropfen* enthalten sind.

Viele B12-Präparate enthalten minderwertiges Cyanocobalamin, das vom Organismus erst unter Abspaltung der (giftigen!) Cyano-Gruppe verwendet werden kann. (Quelle: Thomas Klein*, s.o., S. 73f)

Bei einem Tagesbedarf von mindestens 3 µg klingen 200 µg zwar viel, aber es gibt eine Besonderheit bei der Aufnahme von Vitamin B12. Es handelt sich dabei um ein riesengroßes Molekül, das die Darmschleimhaut nur schwer passieren kann. Der Magen bildet einen sogenannten „Intrinsic Factor“, der dazu in der Lage ist, das Molekül durch die Darmwand zu schleusen.

Doch die Bildung dieses Intrinsic Factor lässt im Alter nach und kann auch bei Magenbeschwerden aussetzen. Bei niedriger Dosierung kann jeder Mensch nur eine begrenzte Menge an Vitamin B12 pro Mahlzeit aufnehmen, die auf alle Fälle unter dem Tagesbedarf von 3µg liegt. Wer also B12 partout niedrig dosiert einnehmen möchte, muss die Tagesdosis auf mehrere Mahlzeiten verteilen.

Wenn man auf Nummer Sicher gehen will, sollte man Vitamin B12 deswegen unabhängig vom Intrinsic Factor einnehmen. Hochdosiertes B12 diffundiert aufgrund der hohen Konzentration von allein durch die Darmschleimhaut, allerdings aufgrund der Molekülgröße nur in sehr geringen Mengen. ‚Deswegen kommen von der hohen Dosis am Ende höchstens 5 µg im Blut an. Diese hohe Dosis sollte man unbedingt auf einmal einnehmen, da nur so die für die Diffusion notwendige Konzentration erreicht wird.

(Quelle: Thomas Klein, Volkskrankheit Vitamin-B12-Mangel. Über die schwerwiegenden Folgen geringer Zufuhr, gestörter Aufnahme und Verwertung von Vitamin B12, Dresden 2008* Dresden 2008, 2. Kapitel: Bildung, Aufnahme und Stoffwechsel von Vitamin B12 S. 25ff)

Wer sollte Vitamin B12 unbedingt einnehmen?

  • Menschen, die wenig bis kein Fleisch verzehren: am besten hochdosiert wie oben beschrieben oder niedrigdosiert auf mehrere Mahlzeiten verteilt
  • Menschen, die unter chronischen Magen-Darm-Erkrankungen und/oder -Beschwerden leiden: Hochdosiert einnehmen, da zu wenig Intrinsic Factor gebildet wird!
  • Menschen, die über 50 Jahre alt sind, weil ab dann die Bildung des Intrinsic Factor nachlassen kann: Hochdosiert einnehmen!

OPC nach Masquelier – durchblutungsfördernd und leistungssteigernd

Achtung: Zu OPC habe ich inzwischen einen eigenen Blog-Artikel mit aktuelleren Informationen geschrieben. Du findest ihn hier:

OPC stärkt hochsensible Nerven

OPC wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Jaques Masquelier entdeckt. Es ist ein natürlicher und ungiftiger Bestandteil von Pflanzen. OPC ist sehr gut erforscht und wird in Frankreich standardmäßig als Gefäßschutzmittel verschrieben. Doch es hat weitere für die Gesundheit bedeutsame Eigenschaften: Es ist das stärkste bekannte pflanzliche Antioxidans. Da es sich im Organismus als hocheffizienter freier Radikalenfänger betätigt, verhindert es die Entwicklung von Krankheiten und kann sogar Krankheitsprozesse stoppen.

In erster Linie hilft es also bei Gefäßproblemen aller Art, Schwellungen, Lymphstau, Hämorrhoiden, Thrombose, Ödeme, etc. und stärkt sowohl Venen als auch Arterien. Es ist aber auch ein Kollagenschutz für die Haut und hilft gegen Faltenbildung, Sonnenbrand, verbessert die Hautelastizität und die Wundheilung, hilft bei Akne, Neurodermitis, Psoriasis u.v.a. Hauterkrankungen.

Alle Wirkungen von OPC aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen! Wer sich dafür interessiert, sei auf dieses Büchlein verwiesen:

Anne Simons, das OPC Arbeitsbuch*

 

Warum OPC bei Hochsensibilität interessant ist, liegt an seiner durchblutungsfördernden Wirkung. Früher habe ich in Zeiten, wo ich mich geistig stark gefordert und leicht reizüberflutet gefühlt habe, Ginkgo eingenommen. Doch die durchblutungsfördernde Wirkung von OPC übertrifft die des Ginkgo bei weitem! Das Ergebnis ist eine höhere geistige Leistungsfähigkeit und ein robusteres Nervensystem.

Welches OPC-Produkt und wie verwenden?

Das von Masquelier in den 1960er Jahren angemeldete Patent ist längst ausgelaufen, was eine Flut von Nachahmer-Präparaten auf den Markt geschwemmt hat. Doch die wissenschaftlichen Studien, die in Frankreich als Basis der medizinischen Verwendung dienen, gelten nur für Präparate, die genauso hergestellt werden wie das Original! Man sollte also darauf achten, OPC nach Masquelier zu verwenden.

Es gibt eine Minimaldosis, die für jeden Menschen als Gesundheitsvorsorge dient. Wenn man keine weiteren Beschwerden hat, sollte man 1-2 mg OPC pro Kilogramm Körpergewicht einnehmen, und das am besten für immer, denn man kann kaum etwas besseres für seine Gesundheit tun. OPC wird aus Pinienrinde und Traubenkernen gewonnen und hat keinerlei Nebenwirkungen!

Quelle: Anne Simons, das OPC Arbeitsbuch*

Aktualisierung: Inzwischen bin ich auf OPC aus Aronia-Beeren umgestiegen, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Es stammt aus Deutschland, ist aus biologischem Anbau und wird als loses Pulver versendet, was deutlich nachhaltiger für die Umwelt ist! Dieses OPC findest Du hier:

Bio-OPC Aronia 

Nahrungsergänzungsfahrplan für Hochsensible: Wer benötigt was?

  • Ich würde jedem raten, Vitamin D und OPC einzunehmen.
  • Vitamin B12 würde ich Vegetariern, Veganern, Menschen mit einer chronischen Erkrankung des Magen-Darm-Trakts und Menschen, die über 50 Jahre alt sind empfehlen (s.o.). Denn ein Zuviel an B12 wird vom Körper mühelos ausgeschieden, während ein Zuwenig zu schweren, oft nicht mehr reversiblen, Erkrankungen und Fehldiagnosen wie Alzheimer und Parkinson führen kann.
  • Magnesium gilt als Migräneprophylaktikum. Viele Hochsensible leiden auch unter Migräne (s. Hochsensibilitätsgen von der Migräne-Forschung gefunden?). Wenn das der Fall ist, macht die Einnahme auf alle Fälle Sinn, ebenso bei Beschwerden wie Wadenkrämpfen oder (ärztlich abgeklärten!) Herzrhythmusstörungen. Ansonsten kann man auch so ausprobieren, ob es einem gut tut.
  • Wenn man öfters unter Schwindelgefühlen und schlappem Kreislauf leidet, macht die Einnahme von Kalium Sinn.
  • D-Ribose gibt einen Energieschub und ist für alle geeignet, die mit Erschöpfungszuständen und Burnout zu kämpfen haben. In diesen Fällen kann man sie dauerhaft einnehmen. Es ist aber auch möglich, sie nach Bedarf in bestimmten Belastungssituationen einzunehmen, da sie schnell wirkt.

Weitere Nahrungsergänzungen, die für dich interessant sein könnten

In diesem Artikel hast du einige gute Basics an die Hand bekommen, die sanft und zuverlässig wirken. Es gibt jedoch noch viel mehr, was du in dieser Hinsicht für dich tun kannst! Das Meiste von dem, was ich empfehle und was ich auch meinen Coaching-KlientInnen weitergebe, ist hochwirksam, sodass es dir schon nach wenigen Tagen, teils sogar in wenigen Minuten, spürbar besser geht.

Wichtig für dich zu wissen ist:

  • Hochsensibilität ist viel mehr als nur ein psychisches Phänomen, sondern hat handfeste körperliche Ursachen
  • Das Nervensystem hochsensibler Menschen funktioniert ein wenig anders
  • Und wenn die Biochemie nicht stimmt, bleibst du mit mentalen Strategien erfolglos, weil dein Gehirn nicht in der Lage ist, die Impulse auch umzusetzen

Ich kann darauf jetzt an dieser Stelle nicht genauer eingehen, weil das den Rahmen sprengen würde. Aber in meinem Buch Nahrungsergänzung für hochsensible Menschen - wie du die Reizschwelle deiner Nerven in 3 Schritten erhöhst und dich im Alltag deutlich leistungsfähiger fühlst* erläutere ich die Zusammenhänge ausführlich und gebe dir leicht verständliche Anleitungen, wie du dich als hochsensibler Mensch nachhaltig gut fühlen kannst. Denn ich möchte, dass du dein Potenzial als hochsensibler Mensch voll einbringen kannst, ganz egal, wo auch immer du im Leben gerade stehst.

Teil 1 und 3 dieser Artikelserie:

Nahrungsergänzung für hochsensible Nerven (Teil 1)
Nahrungsergänzung für hochsensible Nerven (Teil 3)

Clipart Rose von Thomas Arad auf freesvg.org
Clipart von benoitpetit auf freesvg.org
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38 Gedanken zu „Nahrungsergänzung für hochsensible Nerven (Teil 2)“

  1. Liebe Anne-Barbara, was sagst du eigentlich zu der Aussage, dass Antioxidantien (z.B. Vitamin C) auch das Wachstum von Krebszellen fördern kann und dass die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln die Wirkung von Krebs-Medikamenten beeinflussen kann? Zwar leide ich glücklicherweise nicht an einer solchen Erkrankung, aber eine solche Bewertung (z.B. auf verbraucherzentrale.de) verunsichert mich. Viele Grüße, Bianca

    Antworten
    • Liebe Bianca,

      davon habe ich gehört, kenne mich aber nicht damit aus. Deswegen könnte ich Menschen, die eine Krebserkrankung haben, nicht beraten. Doch bei Gesunden schützen Antioxidantien vor Krebs. Denn sie fangen freie Radikale ab, die das Erbgut von Zellen schädigen könnten und die dann entarten könnten. Ich hoffe, das hilft dir weiter!

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  2. Danke für diese tollen Infos! Ich hab jetzt auch das Buch!
    Bin am Ausprobieren….

    Betreffend OPC:
    In Kakaobohnen soll es sehr viel OPC haben…- viel mehr als in Aronia- oder Traubenkern-Produkten. (Ein mögliches Produkt: Von Alnatura gibts Kakaonibs aus Kakaobohnen.)
    Kannst du zu Kakaobohnen (-nibs) als OPC-Lieferant was sagen? Wär das nicht eine einfache Alternative?

    Antworten
    • Liebe Susanne,

      vielen Dank für dein nettes Feedback! Kakaobohnen hatte ich bis jetzt noch nicht auf dem Schirm, was OPC betrifft. Ich habe recherchiert und herausgefunden, dass sie um die 6 g pro 100 g enthalten. Das ist tatsächlich richtig viel! Mit dem Aronia-OPC bekommst du 380 mg täglich. Wenn ich richtig gerechnet habe, kommst du mit 16 g Kakaobohnen auf 380 mg OPC. Die würde ich aber nicht täglich essen wollen, ist eine strohtrockene Angelegenheit… ;-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

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