In meinem Artikel Hochsensibilität und Intuition habe ich bereits darüber geschrieben, dass hochsensible Menschen aufgrund ihrer erniedrigten Reizschwelle in der Lage sind, besonders feine Schwingungen aufzunehmen. Daraus ergeben sich hohe intuitive Fähigkeiten, die oftmals an sogenannte „außersinnliche“ Wahrnehmungen grenzen. Solche Wahrnehmungen sind jedoch keineswegs „außersinnlich“, sie beruhen einfach nur auf sehr feinen Reizen, die bei anderen im Filter hängen bleiben. Diese ausgewiesene Intuitionsstärke bei Hochsensiblen macht, dass wir sie auch durchaus gern verwenden, und das ist ja auch gut so. Mir ist nur in letzter Zeit etwas aufgefallen, das ich bei vielen Hochsensiblen beobachte, und zwar, dass sie ihre Intuition manchmal an der falschen Stelle einsetzen. Es gibt nämlich auf der einen Seite Dinge, die wir nur erahnen können, und da ist es gut, auf unsere Intuition zu bauen, auf der anderen Seite gibt es aber auch Dinge, die wir wissen. Und wenn wir an dieser Stelle unsere Intuition zum Einsatz bringen, kann es passieren, dass wir in die Irre laufen. Deshalb möchte ich heute meine Gedanken dazu festhalten, wie unsere Intuition und unser Wissen am besten ineinander greifen.
Was können wir wissen?
Nun, diese Frage stellen sich Philosophen schon seit Jahrtausenden und ich denke nicht, dass ich an dieser Stelle zu einer endgültigen Antwort kommen werde. Mir geht es aber auch gar nicht um eine philosophische Klärung, sondern um eine praktische, denn unsere Entscheidungen, auf welche unserer Ressourcen wir zurückgreifen, spielt sich ja meist in einfachen Alltagssituationen ab. Und da möchte ich einfach einmal einige Beispiele bringen, damit klar ist, was ich damit meine:
- Ich muss nicht „fühlen“, wie schnell ich fahre, sondern kann auf meinen Tacho sehen.
- Auch wenn ich „spüre“, was ein anderer denkt, ist es besser, zu fragen, was er tatsächlich denkt.
- Ich kann zwar eine Ahnung haben, was morgen oder in der Zukunft geschehen wird, aber ich muss doch abwarten, was wirklich eintritt.
- Man kann an alles mögliche glauben, an Engel, an ein Leben nach dem Tod, an Elfen, Zwerge, Wesen einer anderen Welt, aber wir wissen es nicht, bevor wir es erfahren.
- Alles, was man ausrechnen kann, was allgemeingültig bewiesen ist, darauf dürfen wir auch bauen; wobei ein kritisches Auge auf die Qualität wissenschaftlicher Studien und Statistiken durchaus gerechtfertigt ist und selbstverständlich zu einer mündigen Vernunft gehört.
Die Liste ließe sich noch viel weiter fortführen, aber ich denke, die Beispiele bilden in etwa das ab, was ich meine. Und für genau diese Dinge, die wir ganz alltagspraktisch wissen können, sollten wir auch unseren Verstand benutzen und auf intuitive Praktiken wie Bauchgefühl, Orakel, Pendeln etc. verzichten, sonst landen wir bald wieder im Mittelalter.
Was können wir nicht wissen?
Das ist, wie ich finde, eine sehr wichtige Frage, denn genau an dieser Stelle können wir unsere Intuition sehr nutzbringend einsetzen. Es gibt in der Tat vieles, was wir nicht wissen können, zum Beispiel:
- Viele Krankheiten gelten als „unheilbar“, dabei wissen wir nur noch nicht, wie sie geheilt werden können.
- Wir wissen nicht, was nach dem Tod geschieht und ob es ein Jenseits gibt.
- Wir wissen nicht, was der Sinn des Lebens ist, können ihm nur einen Sinn geben.
- Was die Zukunft bringt, wissen wir nicht.
- Wir wissen noch nicht einmal, inwieweit fest steht, was zukünftig geschehen wird, oder ob die Zukunft offen ist.
- Was in anderen vor sich geht, wissen wir erst, wenn wir sie fragen.
Auch diese Liste könnte man noch viel weiter ausbauen. Das überlasse ich dir, liebe Leserin und lieber Leser, denn es ist wichtig, dass du dir darüber klar wirst!
Fakt, Meinung oder Emotion?
Bei allem, was wir im Laufe eines Tages mitbekommen, ist es sehr wichtig, zwischen Fakt, Meinung und Emotion zu unterscheiden. Selbst in seriösen Nachrichtenmagazinen wird einem erstaunlich vieles, was einfach Meinung ist, als Fakt verkauft.
Ganz zu schweigen von sozialen Netzwerken wie Facebook. Facebook weiß aufgrund deiner Likes, wofür du dich interessierst, und schickt dir nur Informationen, die dazu passen. Wer sich also über Facebook informiert, lebt in einer Blase von Gleichgesinnten und bekommt nach dem Mund geredet. Die Folge sind fürchterliche Verzerrungen in der Realitätswahrnehmung, die momentan unsere Gesellschaft spalten und postfaktischen Parteien wie der AfD großen Zulauf bringen, die eben „gefühlte Wahrheiten“ vermitteln und auf die „Lügenpresse“ schimpfen. Klar, weil Facebook hat natürlich Recht… :-(
Es ist also gerade in unserer Zeit besonders wichtig, zwischen Fakt und Meinung zu unterscheiden. Und wer sich dabei von Facebook leiten lässt, hat schon verloren. Wie heißt es so schön unter Mediatoren: Über Fakten braucht man sich nicht streiten, die stehen ohnehin fest. Und über Meinungen braucht man sich auch nicht zu streiten, denn wir haben Meinungsfreiheit.
Oft werden unsere Gefühle hinterfragt, und auch wir hinterfragen die Gefühle anderer, doch Emotionen sind unverhandelbare Tatsachen, über die wir uns auch nicht zu streiten brauchen.
Fakten sind das, was wir wissen und worauf wir uns einstellen dürfen, Meinungen sind frei, und ob jemand an seinen Emotionen arbeiten möchte, was durchaus möglich ist, bleibt seine Entscheidung.
Beispiele: Wissen und Intuition richtig einsetzen
Wissen und Intuition an der richtigen Stelle zum Einsatz zu bringen bedeutet für hochsensible Menschen eine Garantie, sich optimal weiter zu entwickeln. Ein Beispiel:
Beispiel 1: Gesund werden
Jemand leidet an einer „unheilbaren“ Krankheit. Wenn dieser Mensch akzeptiert, dass diese Krankheit tatsächlich „unheilbar“ ist, wird er sich in sein Schicksal fügen.
Wer aber erkennt, dass die sogenannte „Unheilbarkeit“ nur der gegenwärtige Stand unserer Medizin ist, der fängt vielleicht an, sich genauer zu informieren, was in seinem Körper vor sich geht, wird auf sein Bauchgefühl hören, was ihm gut tut und was nicht, sich intuitiv an sein Krankheitsgeschehen herantasten und dann womöglich „zufällig“ auf Informationen und alternative Heilmethoden stoßen, die ihn weiterbringen.. Dieser Mensch hat seine Intuition an der richtigen Stelle eingesetzt, so dass eine fruchtbare Entwicklung in Gang kommt!
Das Gegenbeispiel wäre jemand, der eine Krankheit mit guten Heilungschancen hat, wenn er eine bestimmte Therapie in Anspruch nimmt, diese aber ablehnt, wie sie schulmedizinisch ist, und lieber zu einem Wunderheiler geht. In diesem Fall wurde nicht darauf vertraut, was man wissen kann, und Heilungschancen wurden vertan.
Beispiel 2: Selbstständigkeit aufbauen
Wenn sich jemand z.B. selbstständig machen möchte, gibt es auch vieles, was man wissen kann und was man nicht wissen kann:
Der eine hat eine Idee, was er gern machen würde. Er geht auf seine Zielgruppe zu, fragt dort nach, wo der Schuh drückt, und prüft, ob seine Idee tatsächlich die Lösung dieses Problems ist. Außerdem erkundigt er sich, wie man ein solches Projekt bewirbt, kümmert sich auch sonst um betriebswirtschaftliche Grundlagen etc… Er sammelt, was er wissen kann.
Nun bleibt aber noch genügend übrig, was dieser Mensch alles nicht wissen kann. Er muss am laufenden Band Entscheidungen treffen, für die es keine Wissensgrundlage gibt, weil zukünftige Entwicklungen eine Rolle spielen, weil manches zu komplex ist, um sich in angemessener Zeit darüber zu informieren etc. Wenn man an dieser Stelle seine Intuition als hochsensibler Mensch zum Einsatz bringt, ist das wunderbar!
Umgekehrt scheitern viele mit ihren Projekten, weil sie nur auf ihr Bauchgefühl hören, was sie gern tun würden, und den Realitätsbezug nicht herstellen. Am Ende interessieren sich dann einfach nicht genügend Menschen für das, was sie tun…
Beispiel 3: Vitamin-D-Mangel ausgleichen
Eine Hochsensible in meinem Bekanntenkreis hatte einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel, und was das bedeutet, kannst Du in meinem Artikel Winterdepression? Sonnenvitamin D für Hochsensible! nachlesen. Sie ließ sich vom Vitamin-D-Rechner, der sehr zuverlässig ist, ausrechnen, wie viel Vitamin D sie benötigt. Das wollte sie nicht glauben und befragte ihr Pendel, das ihr wiederum zu einer viel zu niedrigen Dosierung riet.
Wer seine Intuition auf diese Weise einsetzt, gefährdet seine Gesundheit! Glücklicherweise hat diese Bekannte inzwischen erkannt, wie wichtig der Ausgleich ihres Vitamin-D-Mangels ist, und hält sich an die bewährte Einnahmeempfehlung.
Fünf Schritte für das ideale Zusammenspiel zwischen Verstand und Intuition
Wenn du also etwas vor hast, sei es möglichst gesund zu werden, sei es ein berufliches Projekt oder der Aufbau und die Pflege von Beziehungen, kannst du deinen Verstand und deine Intuition in fünf Schritten optimal in Einklang bringen:
- Wenn du an dein Vorhaben denkst, was kannst du wissen? Eigne dir das an!
- Was kannst du nicht wissen? Schreibe dir das auf!
- Was sind die Fakten, was ist Meinung (und damit beliebig), was sind Emotionen?
Bei unserem Beispiel mit dem Vitamin-D-Mangel: Fakt ist der Mangel, der als Blutwert gemessen wurde, Fakt ist, wie viel Vitamin D der Körper benötigt. Meinung ist, dass sie zu einem realistischeren Ergebnis kommt, wenn sie pendelt. Emotion ist, dass sie sich mit der ganzen Sache unwohl fühlte. Genauso kannst auch du deine Situation in Fakt, Meinung und Emotion sortieren. Das gibt dir eine Menge Klarheit! - Baue auf die Fakten, bilde dir eine qualifizierte Meinung über die Dinge, die weniger greifbar sind, und sorge dafür, dass du dich gut fühlst. Du kannst z.B. unangenehme Gefühle mit EFT auflösen, mehr dazu in meinem Artikel EFT – emotionale Befreiung für Hochsensible.
- Wenn nun noch Entscheidungen zu treffen sind, für die nicht genügend Informationen vorhanden sind, nutze deine Intuition, dein Bauchgefühl, werfe eine Münze, befrage ein Orakel oder ein Pendel…
Mit dieser Vorgehensweise bringst du deine Intuition optimal zum Einsatz und wirst als hochsensibler Mensch weit kommen! Denn der Einsatz unserer Intuition lohnt sich nur dann, wenn er die Wahrscheinlichkeit, sich zu irren, herabsetzt.
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Danke für den Artikel! Bin aber etwas unsicher mit dem einen Beispiel: Können wir echt zu 100% wissen wieviel Vitamin D genau ein individueller Körper braucht? Schulmedizin ist super, aber das sind doch alles Richt-/Durchschnittswerte. Letztendlich wissen wir vieles, aber bei weitem nicht alles, wie die komplexer Systeme unseres Körpers zusammenspielen. Das macht Pendeln nicht zuverlässiger als medizinische Vorschläge und ich finde das Beispiel mit der Krankheit gut, für die es erforschte Behandlungsmethoden gibt. Wollte einfach sagen, dass sich das Wissen auch weiterentwickelt. Noch vor wenigen Jahrzehnten meinte man zB zu wissen, dass Säuglinge noch keine entwickelte Schmerzwahrnehmung hätten und hat sie ohne Betäubung operiert…
Und klar, das war ein emotionaler subjektiver Kommentar. Antibiotika sind vielleicht ein gutes Beispiel. Die nimmt man entweder in der vorgeschlagenen Dosierung und Dauer oder nicht, und hört nur in Fällen extremer Unverträglichkeit auf.
Liebe Clara,
danke für Deinen Diskussionsbeitrag und Dein nettes Feedback! Ja, wir wissen, wie viel Vitamin D ein Körper braucht, das kann man genau ausrechnen und durch Bluttests nachprüfen. Und wer meint zu „wissen“, dass Säuglinge kein Schmerzempfinden haben, der ist einfach nur herzlos und menschenverachtend. Denn was andere Wesen empfinden, können wir nicht wissen, besonders, wenn wir sie nicht fragen können.
Ich freue mich über Deinen Beitrag, weil er genau die Problematik aufzeigt, die ich oben geschildert habe, dass man auch wissenschaftlichen Studien gegenüber kritisch sein darf. Schön, dass Du Dir diese Gedanken machst.
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Liebe Anna Barbara,
Danke für Deine Erklärung von EFT. Vor Jahren habe ich es einmal mit einer
Freundin gemacht, die leider dann an Brustkrebs verstorben ist. Mir war es
damals zu stark, dass weiss ich noch. Später hat mir es noch einmal eine Psychologin gezeigt, mit ihr hatte ich nicht das Heu auf der gleichen Bühne. Deine Erklärung nur zu massieren leicht auf den Punkten wie Akupressur scheint mir richtig und passend für mich.
Ist s eigentlich auch möglich Dich persönlich zu kontaktieren?
Besten Dank für Deine Informationen und herzliche Grüsse!
Karin Küster
Liebe Karin,
freut mich, dass Dir mein Tipp mit dem Massieren geholfen hat! Wenn Dir EFT „zu stark“ ist, gehörst Du nämlich zu den Glücklichen, die mit EFT mit sehr wenig Aufwand sehr viel erreichen können. Diese Menschen brauchen wirklich nur wenige Runden und dürfen eben nur nicht klopfen, weil das schon zu heftig ist.
Für alle, die das auch interessiert, diese Technik stelle ich hier vor:
Gratis Online-Kurs für Hochsensible
Du kannst mich gern persönlich kontaktieren:
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Herzliche Grüße,
Anne-Barbara