In meinen Coachings geht es häufig darum, dass meine hochsensiblen Klienten sich unwohl im Beruf fühlen. Besonders als Angestellte/r kann man sich seine Arbeitsbedingungen oft nicht so einrichten, wie es für einen Hochsensiblen gut wäre. Die Frage ist dann, ob man sich lieber selbständig machen soll. Dies ist für viele Hochsensible eine gute Lösung, doch generalisieren kann man das keineswegs. Denn im Endeffekt ist es eine Mentalitätsfrage, ob man eher als Angestellter oder als Selbständiger glücklicher werden kann. Beides hat nämlich auch in Bezug auf Hochsensibilität seine Vor- und Nachteile: Als Angestellter kann man zwar vieles nicht so auf sich maßschneidern, wie man es gern möchte. Aber man bekommt auch einiges abgenommen, was besonders eher introvertierten Hochsensiblen schwer fällt – Selbstmarketing, unregelmäßige Arbeitszeiten und gewisse wirtschaftliche Risiken. Als Selbständiger kann man sich sein Business auf den Leib schneidern und exakt auf die individuellen Stärken und Schwächen abstimmen. Doch man ist auch ganz auf sich gestellt und muss für alle auftretenden Probleme eigenständig Lösungen entwickeln.
Das zeigt, dass die Frage selbständig oder angestellt nicht damit beantwortet werden kann, ob man hochsensibel ist oder nicht, sondern ob man eher der Typ für das eine oder andere ist. Ein extrovertierter Hochsensibler ist vielleicht eher für eine Selbständigkeit geeignet als ein introvertierter, ein Sensation seeker eher als jemand, der ein hohes Sicherheitsbedürfnis hat. Mehr über diese verschiedenen Typen der Hochsensibilität kann man in meinem Artikel Hochsensibilität – jeder hat seinen eigenen Stil nachlesen.
Wer darüber hinaus noch herausfinden möchte, ob eine Selbständigkeit für sie/ihn in Frage kommt oder man sich doch lieber seinen Traumjob sucht, findet im folgenden Test weitere Anhaltspunkte.
Selbständig oder angestellt? Teste deinen Typ
Bitte notiere Dir die Nummern der Aussagen, die auf Dich zutreffen.
- Ich bin gut auf einem bestimmten Gebiet und möchte am liebsten einfach nur diese Arbeit tun.
- Ich bin in der Lage dazu, mich und meine Leistungen erfolgreich anzubieten bzw. bin bereit dazu, das zu lernen.
- Ich arbeite gern eigenständig und auf mich gestellt.
- Ich initiiere gern neue Projekte.
- Ich trage gern etwas zum Gelingen einer Sache bei.
- Es macht mir wenig aus, Risiken auf mich zu nehmen.
- Ich habe oft den Eindruck, besser zu wissen, wie es weitergehen soll, als meine Vorgesetzten.
- Ich kann mich gut in Gruppen integrieren.
- Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt.
- Mir ist ein regelmäßiges Einkommen wichtig.
- Ich habe betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse.
- Eine Aufgabe, die mir gestellt wurde, erfolgreich erledigt zu haben, macht mich sehr zufrieden.
- Ich bin gern Teil eines größeren Ganzen.
- Ich brauche regelmäßige Arbeitszeiten.
- Meine Motivation kommt von innen heraus.
- Wenn ich keine Aufgabe habe, weiß ich nicht, was ich tun soll.
- Ich bin gut in Organisation.
- Ich bin froh, nicht im Vertrieb arbeiten zu müssen.
- Wenn ich etwas in die Hand nehme, gelingt es auch.
- Ich liebe die Vielseitigkeit und mache gern mehr als nur eine Arbeit.
- Mir ist es wichtig, mir meine Zeit frei einteilen zu können.
- Wenn ich etwas mit anderen zusammen machen muss, gelingt es schlechter als wenn ich es allein erledige.
- Routine langweilt mich.
- Das Thema Marketing interessiert mich.
- Ich fühle mich unwohl, wenn es nicht nach meinem Kopf geht.
- Menschen hören auf mich.
- Ich kann mich für große Ideen begeistern, die ich allein nicht umsetzen könnte.
- Ich bin froh, wenn jemand anders die Verantwortung trägt.
- Mir fällt immer etwas ein, was ich machen kann.
- Ich brauche Routine, um mich sicher zu fühlen.
- Lob und Anerkennung spornen mich an.
- Ich kann gut auf Menschen zugehen.
- Ich strebe nach Sicherheit.
- Ich übernehme gern Verantwortung.
- Es macht mich nervös, neben meiner eigentlichen Arbeit auch noch andere Aufgaben übernehmen zu müssen.
- Ich liebe es, im Team zu arbeiten.
- Wenn Probleme auftreten, fällt mir immer eine Lösung ein.
- Ich bin stolz darauf, wenn ich dazugehöre.
- Ich lasse mich gern motivieren.
- Mir fällt es schwer, mit unsicheren Situationen umzugehen.
Deine Test-Auswertung
Jeder Aussage in diesem Test ist ein S für selbständig oder ein A für angestellt zugeordnet. Wenn Du mehr S-Aussagen zugestimmt hast, bist Du eher ein selbständiger Unternehmertyp; wenn mehr A-Aussagen auf Dich zutreffen, bist Du eher jemand, der gute Chancen hat, seinen Traumjob als Angestellte/r zu finden.
S-Aussagen:
2, 3, 4, 6, 7, 11, 15, 17, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 29, 32, 34, 37
A-Aussagen:
1, 5, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 16, 18, 27, 28, 30, 31, 33, 35, 36, 38, 39, 40
Wenn die Aussagen 11 und/oder 17 auf Dich zutreffen, bekommst Du je einen zusätzlichen S-Punkt. Trifft Aussage 18 auf Dich zu, addiere einen A-Punkt.
Selbständig oder angestellt – Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Sowohl die Selbständigkeit als auch der Traumjob als Angestellte/r erfordern eine entsprechende Qualifikation und Fachwissen als „Hardskills“. Die Unterschiede liegen hauptsächlich in den „Softskills“. Während für Angestellte Fähigkeiten wie Anpassungsfähigkeit, Integration in ein größeres Ganzes etc. wichtig sind, benötigen Selbständige Fähigkeiten wie auf andere Menschen zugehen und sich selbst gut präsentieren zu können.
Während man bei der Selbständigkeit eher die Möglichkeit hat, sich seine Arbeit auf den Leib zu schneidern, was Hochsensiblen sehr entgegenkommt, wird man dafür beim Traumjob als Angestellte/r auch wieder von so manchem entlastet, was viele Hochsensible nicht mögen.
Wann in die Selbständigkeit gehen?
Generell kann man sagen, dass man als Selbständiger Fähigkeiten über seine eigentliche Wunschtätigkeit hinaus haben oder erwerben muss. Denn seine Arbeit kann man erst tun, wenn man Kunden akquiriert hat. Man benötigt betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse in Marketing, Kalkulation und Vertrieb. Auch um die steuerliche Seite muss man sich selbst kümmern und ggf. einen Steuerberater konsultieren. Wem diese Themengebiete ganz fremd sind, muss sich diese erst erarbeiten. Und wer sich dafür gar nicht interessiert, sollte sich lieber seinen Traumjob als Angestellte/r suchen.
Ein weiterer grundlegender Punkt ist, wie die Verdienstmöglichkeiten in der jeweiligen Branche aussehen. Im Bereich IT findet man z.B. gutbezahlte Jobs bei besten Arbeitsbedingungen. Hier am Ende mit einer Selbständigkeit besser dazustehen, dürfte schwierig sein und muss deshalb gut überlegt werden.
Ein Gegenbeispiel liegt im sozialen Bereich, wo hochqualifizierte Hochsensible hervorragende Arbeit zu sagenhaft schlechten Konditionen bei miserabler Bezahlung und oftmals noch im Schichtdienst leisten. Da kann es relativ einfach werden, mit der richtigen Idee ein höheres Einkommen zu bedeutend besseren Arbeitsbedingungen zu erzielen.
Aufgrund ihrer Berufserfahrung haben viele Sozialarbeiter/innen einen tollen Background, um sich eine selbständige Beratertätigkeit aufzubauen. Heutzutage gibt es, wenn man die richtige Nische findet, realistische Möglichkeiten, über Online-Marketing bei niedrigen Investitionen ein verhältnismäßig sicheres Einkommen zu erzielen. Ein guter Weg ist für viele, vorläufig in Teilzeit angestellt zu bleiben, und die freie Zeit zu nutzen, um sich eine Selbständigkeit aufzubauen. Das gibt Sicherheit und Flexibilität.
Clipart von systemedic auf openclipart.org
Zurück zu hochsensibel sein
Danke für den Text. Bei mir halten sich S- und A-Aussagen mit einem Punkt Abstand die Waage. Daher fühle ich mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni gut aufgehoben. Die Mischung passt einfach perfekt: Weder völlig abhängig noch total selbstständig sein. Ein schönes Kontrastprogramm bekomme ich durch einen Sozialdienst-Nebenjob, der sehr geregelt ist, aber eben doch nicht komplett. Da muss man dann für andere verfügbar sein, wenn man gebraucht wird. Wie man sich selbst in dem Moment fühlt, ist erstmal zweitrangig. Durch diesen Kontast werden mir die Unterschiede mit allen Vor- und Nachtilen immer wieder sehr präsent und klar. Das hilft mir, beides wertzuschätzen.
Hallo Bianca,
danke für Dein interessantes Feedback! Spannend zu lesen, dass Du in beiden Kategorien nahezu gleichviele Punkte hast, und wie Dein tatsächliches Berufsleben dann aussieht. Da scheinst Du ganz am richtigen Platz zu sein!
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Bei mir war es genauso, nur lag die Selbstständigkeit mit 2 Punkten weiter vorn. Dennoch fühle ich mich mit dem was ich im Moment tue sehr wohl und kann mich in keinster Weise beschweren. Auch wenn einige Punkte dafür sprechen, kann ich mir nicht vorstellen als Angestellter zu arbeiten.
Hallo Anika,
wenn Du Dich als Selbständige wohl fühlst, ist das doch super! Mein Vorschlag wäre, dass Du die Aussagen noch einmal mit der Auflösung durchgehst und schaust, wo Du noch Entwicklungspotenzial in Richtung Unternehmerin hast, damit Dein Business auch langfristig ein Erfolg bleibt.
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Hallo Anne-Barbara,
danke für Deine Bestätigung.
Auch wenn ich die Selbstständigkeit in gewisser Weise reizvoll finde, schreckt es mich irgendwie doch mehr ab, als es mich fasziniert. Mit Eigenwerbung habe ich es ebensowenig wie mit Betriebswirtschaft. Wobei ich mir zweiteres noch eher aneignen kann, als ich mir vorstellen kann, das entsprechende Selbstbewusstsein für Eigenwerbung zu entwickeln.
Gruß. Bianca
Hallo Anne-Barbara,
hilfreicher Test und Text; vielen Dank dafür! Mein Testergebnis war eindeutig der selbständige Typ. Ich wage jetzt noch einmal befristet das Vollzeit-Angestellten-Verhältnis. Bei mir ist es ebenso, dass ich die Selbständigkeit und Online-Business super interessant finde, mich aber die „Eigenwerbung“ ebenso abschreckt wie Bianca im vorigen Kommentar erwähnt hat.
Viele Grüße
Linda
Hallo Linda,
danke für Deine nette Rückmeldung, die mich sehr freut! Vielleicht hast Du ja jetzt doch Deinen Traumjob gefunden, das wäre doch super. Und wenn nicht, weißt Du ja jetzt, dass eine Unternehmerin in Dir schlummert. Das mit der Eigenwerbung ist übrigens gerade online viel einfacher, weil man sich einmalig Texte dazu überlegen muss, die dann ja automatisch immer angezeigt werden. Solltest Du also eine gute Idee haben, nur zu! :-)
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara
Ich habe doppelt so viele S-Punkte wie A-Punkte. Ich habe lange in der Pflege gearbeitet und mache gerade eine Umschulung. Vieles von dem was ich jetzt lerne, macht mir wirklich Spaß und ich merke erst jetzt, wie wenig geeignet mein alter Job für mich war. Allerdings, stelle ich mir gerade die Frage, wie es nach der Umschulung weitergehen soll. Ich habe in einer Umorientierung viel über mich gelernt, z.B. das ich lieber für mich alleine arbeite und gerne meinen eigenen Rhythmus schaffe. Zudem suche und finde ich viel schneller Lösungswege als andere. Mich stört es auch, wenn ineffizient gearbeitet wird. Danke für diesen tollen Test. LG
Liebe Klara,
danke dir für dein nettes Feedback! Freut mich, dass der Test dir weitergeholfen hat. Klingt wirklich so, als wäre es besser für dich, dein eigenes Ding zu machen. Ich wünsche dir viel Erfolg! Und wenn du noch Fragen hast, immer gern.
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara