Aufgrund unserer erniedrigten Reizschwelle nehmen wir Hochsensible, ob wir es wollen oder nicht, mehr Information auf als der Bevölkerungsdurchschnitt. Wir haben eine dünnere Haut, und es geht uns vieles näher zu Herzen. Das ist nicht immer angenehm. Aus diesem Grund werde ich oft gefragt, ob man sich bei Hochsensibilität mehr Abgrenzung antrainieren kann und welche Übungen es dafür gibt. In meinem Blog-Artikel Der Regenschirmspaziergang – 5 Schritte für mehr Abgrenzung habe ich diesem Wunsch Rechnung getragen und eine Methode beschrieben, mit deren Hilfe man sich gegen Außenreize abschirmen kann, die für das eigene Leben mehr oder weniger irrelevant sind. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Doch kann mehr Abgrenzung grundsätzlich die Lösung aller Probleme mit Hochsensibilität sein? Kann man sich Hochsensibilität irgendwie abgewöhnen, oder
Aggression als Trostpflaster – wenn aus Opfern Täter werden
Viele der hochsensiblen Menschen, mit denen ich in meinen Coachings arbeite, haben in ihrer Kindheit schlimme Dinge erlebt. Und mir selbst ging es ja auch nicht anders, wie ich bereits in meinem Artikel Trauma und Hochsensibilität beschrieben habe. Aufgrund dieser Erfahrungen erwuchs in mir ein großes Interesse an der Frage, warum Menschen anderen Menschen so etwas antun, wie das nur möglich ist. Vor Kurzem habe ich dazu eine Talkshow zum Thema Sexuelle Gewalt als Waffe im Fernsehen gesehen, die ich sehr interessant fand (Vorsicht, keine leichte Kost!). Dort erklärte Prof. Willi Butollo, ein Traumatherapeut, dass die Ausübung von Gewalt eine lindernde Wirkung auf posttraumatische Belastungsstörungen hat, und dass deswegen davon auszugehen ist, dass die meisten Gewalttäter selbst Opfer von Gewalt waren. Ich wandte mich daraufhin per Email an Herrn Prof. Butollo, der mich an Dr. Roland Weierstall von der Uni Konstanz weiter verwies. Dieser mailte mir dann freundlicherweise seine Habilitationsschrift zu, die den neuesten Stand der Aggressionsforschung
Smalltalk für Hochsensible – alles andere als oberflächlich
Ich habe lange Jahre nicht verstanden, was die Leute da reden. Da wurden lauter völlig unbedeutende Dinge besprochen, wie z.B. das Wetter, was gerade in den Nachrichten Thema ist und sonst so durch die Medien geht, über Kleidung und wer was an hat und warum das gut aussieht oder nicht, wie die Formel 1 gerade läuft und was im Fußball los ist. All das erschien mir reichlich oberflächlich. Ich fühlte mich unglücklich mit diesen Themen, die meine tiefe Sehnsucht nach authentischen Beziehungen und intensiven Kontakten unbefriedigt ließen. Ständig kämpfte ich darum, mehr “Tiefe” in solche Gespräche hereinzubringen, in der Annahme, dass das doch für alle angenehmer sei. Doch es geschah das genaue Gegenteil dessen, was ich eigentlich erreichen wollte – statt meine Kontakte zu vertiefen eckte ich einfach nur an. Daran verzweifelte ich fast und
Hochsensibilität und Intuition
Aufgrund unserer erniedrigten Reizschwelle nehmen wir Hochsensible nicht nur mehr, sondern auch feinere Reize auf. In welchem Maß unterschiedliche Wahrnehmungen zu abweichenden Konstrukten von Wirklichkeit führen, habe ich bereits in meinem Artikel Das bildest du dir ein – Hochsensibilität und Wahrnehmung beschrieben. Noch stärker trifft dies zu, wenn hochsensible Menschen extrem feine Schwingungen wahrnehmen. Sie entwickeln dann eine Intuition für Dinge, die andere überhaupt nicht nachvollziehen können. In meiner Arbeit mit hochsensiblen Menschen begegnen mir solche Phänomene immer wieder. Da gibt es z.B. den hochsensiblen Gastronomen, der eine geradezu hellseherische Intuition für die Bedürfnisse seiner Gäste hat und es damit schafft, dass sein Laden brummt. Doch ihm selbst und manchmal auch den Menschen, mit denen er zu tun hat, ist das fast
Der Regenschirmspaziergang – 5 Schritte für mehr Abgrenzung
Wir Hochsensible kennen das – ständig sind wir auf Empfang, nehmen Stimmungen, Schwingungen und unterschwellige Energien der Menschen auf, die uns begegnen. Und das nicht nur bei denen, die uns wichtig sind, wo das ja durchaus von Vorteil sein kann, sondern auch bei allen möglichen Zufallsbegegnungen. Ob wir wollen oder nicht, ob es uns interessiert oder nicht, oft können wir gar nicht anders, als all diese Dinge wahrzunehmen. Das kann dann natürlich schnell zu viel werden, was uns in einen Zustand der Reizüberflutung versetzt. Ich selbst z.B. habe mich noch vor ca. eineinhalb Jahren dabei ertappt, dass ich jeden Menschen, der mir beim Einkaufen begegnete, daraufhin abgescannt habe, was dieser für eine Laune hat. Und habe mich dann gewundert, warum ich nach einem simplen Einkauf schon fix und fertig war. Um eine bessere Abgrenzung zu erreichen, schlägt die Hochsensibilitätsforscherin Elaine N. Aron in ihrem
Hochsensibel? 10 Tipps für erfüllte Ostertage
Ostern steht vor der Tür. Wir freuen uns über alles, was schon blüht, auf freie Tage, Begegnungen mit Menschen, die uns nahe stehen und vieles mehr. Ein paar Sonnenstrahlen zwischen den apriltypischen Regenschauern wären auch nicht schlecht. So weit, so gut – doch für hochsensible Menschen können solche Feiertage immer auch eine Herausforderung darstellen, entweder in Richtung Über- oder Unterforderung. Viele Hochsensible bemühen sich darum, mitten im Leben zu stehen und dort mit den Normalveranlagten Schritt zu halten. Diese Hochsensiblen neigen dazu, sich sogar an Feiertagen zu überfordern, weil sie ein großes Bedürfnis haben, sich in ihr Umfeld einzufügen. Ein anderer Teil von uns lebt hingegen so zurückgezogen, dass mehrere Feiertage hintereinander mit Einsamkeit und Langeweile verbunden sein können. Mein Lieblingszitat der Hochsensibilitätsforscherin Elaine N. Aron lautet:
Entlastung im Alltag durch vier Arten von Aufmerksamkeit
In meinem Artikel Open Focus – Entspannung in der Erfahrung des Raums habe ich darüber berichtet, dass uns unsere dauerhaft verengte Aufmerksamkeit überlastet und Stress bewirkt, den man durch die Erweiterung seines Focus auflösen kann. Les Fehmi unterscheidet in seinem Buch The Open Focus Brain. Harnessing the Power of Attention to Heal Body and Mind* in vier Arten der Aufmerksamkeit, zwischen denen wir über den Tag fließend und je nach Anforderung wechseln sollten, um unser Gehirn nicht zu überlasten. Mir hat es gut getan, dass ich mir diese vier Arten der Aufmerksamkeit ins Bewusstsein geholt habe. Alle vier waren mir in gewisser Hinsicht vertraut, aber die beiden anstrengenden waren die Hauptmodi, in denen ich bisher gelebt habe, während die beiden entspannenden nur recht selten vorkamen und ich sie auch nur mit Mühe bewusst herbeiführen konnte. Kein Wunder also, wenn das Leben dann besonders für hochsensible Menschen recht
Hochsensibler Erfolg kommt von Herzen
In den letzten Wochen habe ich noch einmal ganz neu über das Thema Erfolg nachgedacht und aufgrund meiner Erkenntnisse beschlossen, einen weiteren Artikel darüber zu schreiben, der die Gedanken in Hochsensibel: Was heißt Erfolg? erweitern und ergänzen soll. Auslöser sind die vielen Gespräche, die ich mit meinen hochsensiblen Klienten geführt habe. Es wird mir dadurch immer deutlicher, wie Erfolg und Hochsensibilität zusammenpassen und wie nicht. Und das Ganze bestätigt mir immer mehr, wie wichtig es ist, dass hochsensible Menschen ihren Platz in dieser Gesellschaft einnehmen. Während ein normaler Juwelier einfach nur Schmuck verkauft, macht sich die hochsensible Schmuckdesignerin Gedanken darüber, wie die Rohstoffe dafür abgebaut werden und arbeitet ausschließlich mit Fairtrade-Gold, um nur ein Beispiel zu nennen. Das heißt, dass Erfolg für hochsensible Menschen eine tiefere Bedeutung hat, weil es dabei immer um Verbundenheit mit den Menschen, der Welt und
Zwei Arten zu streiten
Viele hochsensible Menschen fragen sich, warum sie mit bestimmten Menschen Konflikte klären können, während es in anderen Fällen wiederum zu erschreckenden Eskalationen kommt. Das kann einem ganz schöne Selbstzweifel einjagen, zu denen wir ohnehin neigen. Doch da sind ja auch die Beispiele, in denen wir wunderbare Konfliktklärungen erleben. Was machen wir in diesen Fällen richtig, in jenen falsch? Auch ich habe viele Jahre gerätselt, warum das bei mir so ist. Erst in meiner Ausbildung zur Mediatorin bekam ich die Antwort: Es gibt nämlich zwei Arten zu streiten. Und wenn jemand die eine Art pflegt, kann er sich schlecht mit Leuten verständigen, die ihre Konflikte auf die andere Art austragen. Man bewegt sich in zu unterschiedlichen Regelsystemen; es ist, als würde einer Tennis, der andere Fußball spielen. Das zu wissen hat mir das Leben ganz schön erleichtert, da ich
Liebe ist stärker als Angst
Wir Hochsensible kennen das alle. Manchmal fühlen wir eine tiefe Verbundenheit mit der Welt und allem Leben auf dieser Erde. Das sind Momente, in denen wir ganz erfüllt sind, unser Leben einen Sinn macht und wir wissen, warum und wozu wir da sind. Doch dann gibt es da auch diese andere Seite. Dort fühlen wir uns niedergeschlagen, isoliert und voller Angst, was bis hin zur Feindseligkeit gegen andere gehen kann. Wenn es uns so geht, sind wir gar nicht gut drauf. Aber warum ist das so? Oft scheint es uns, als seien äußere Umstände dafür verantwortlich, das Wetter, Pech oder Glück, jemand hat uns freundlich zugelächelt oder es traf uns ein feindseliger Blick. In Wahrheit liegt der Schlüssel zu diesem höchst unterschiedlichen Erleben in uns selbst. Es existieren zwei Systeme, in denen man leben kann: Das System der Liebe und das System der Angst. Und je nachdem, in welchem System wir uns gerade bewegen, kommt uns das Leben ‘mal so und ‘mal so vor. Doch wie kommt es zu diesen beiden