Weihnachten ist das Fest der Geschenke, und das nicht erst im Christentum. Schon die alten Römer feierten um diese Jahreszeit die Saturnalien und beschenkten ihre Kinder mit Wachslichtern und Tonpüppchen. In Germanien verpflichteten die Dienstherren zwischen dem 25. Dezember und dem 1. Januar ihr Gesinde aufs Neue und beschenkten dieses mit neuen Gewändern oder anderen nützlichen Dingen für die Aussteuer. Im Christentum war eigentlich Nikolaus der Schenkheilige, so dass es ursprünglich nur am 6. Dezember Geschenke gab. Martin Luther schaffte die Heiligenverehrung ab, weil er Christus in den Mittelpunkt stellen wollte. Er verschob deshalb den Schenktermin auf den 24. Dezember. Die Zeit um die Sonnenwende herum ist also schon seit langem eine Zeit des Schenkens. Für Hochsensible kann der Rummel und der Kommerz, der darum betrieben wird, recht unangenehm werden, wie man z.B. in meinem Artikel Hochsensibel in der Weihnachtszeit nachlesen kann, in dem ich von einem Weihnachtsmarkterlebnis der anderen Art berichte. :-)
Dieses Jahr haben wir unsere Winterkleidung rechtzeitig eingekauft und uns von allem Rummel fern gehalten. Und aus dieser inneren Ruhe heraus kommt mir der Gedanke, dass im Grunde genommen jeder Mensch schon ein Geschenk ist, weil jeder von uns einen Wert an sich hat. Doch warum ist es so schwer, sich und andere als Geschenk wahrzunehmen? Warum erkennen wir unseren wahren Wert oft nicht und quälen uns stattdessen mit Selbstzweifeln herum?
[Quellen zur Geschichte des Schenkens: Abendblatt.de, Geschenke zum Fest – ein alter Brauch und Weihnachtsmarkt.net, Weihnachtsgeschenk]Warum Leistungsdenken uns von unserem wahren Wert entfremdet
In unserer Leistungsgesellschaft wird der Mensch danach bewertet, welche Leistung er erbringen kann. Das führt dazu, dass schon Kinder in der Schule nach ihren Noten bewertet werden. Natürlich sind gewisse Bewertungskriterien nötig, um den richtigen Menschen an den richtigen Arbeitsplatz zu bringen.
Das Problem ist aber, dass Kinder deshalb schon früh nicht mehr zwischen ihrer Leistung und ihrem Wert an sich unterscheiden können. Sie denken, dass ihr Wert rein auf ihrer Leistung beruht. Als Folge entfremden wir uns von uns selbst, indem wir einen inneren Kritiker etablieren, mit dem wir uns ständig auf unsere Leistung hin bewerten bzw. leider meist entwerten. (Mehr dazu kann man in meinem Artikel Mehr Leichtigkeit durch weniger Urteilen nachlesen.)
Worin unser wahrer Wert besteht
Dabei vergessen wir, dass jeder Mensch einen Wert an sich hat, einen Wert, der einfach da ist, nur weil wir auf der Welt sind. Denn jeder Mensch hat mit seinem ureigenen Wesen gepaart mit seinen persönlichen Erfahrungen einen einzigartigen Blick auf die Welt. Da wir alle nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit erfassen können, steckt in jeder dieser Sichtweisen ein Puzzle-Teil des großen Ganzen. Weil also jeder Mensch, der uns begegnet, eines dieser Puzzle-Teile in sich trägt, stellt auch wirklich jeder Mensch, der uns begegnet, eine Bereicherung dar.
Und das trifft nicht nur auf Menschen zu, die wir mögen, sondern gerade auch auf die, die uns Schwierigkeiten bereiten. Denn das tun sie ja genau deswegen, weil ihr Blick auf die Welt sich in höherem Maß von unserem unterscheidet, als das bei Menschen, die uns liegen, der Fall ist. In solchen Begegnungen liegt demnach ein hohes Potenzial, den eigenen Standpunkt zu erweitern. Diese Unterschiede beruhen auf unterschiedlichen Landkarten, die wir in unseren Köpfen anlegen. (Mehr dazu kann man in meinem Artikel Die Landkarte ist nicht das Gebiet nachlesen.)
In Begriffen von Glaube und Religion ausgedrückt ist also jeder von uns wie ein Auge Gottes, mit dem er die Welt und damit sich selbst betrachtet. In jedem steckt ein Puzzleteil des großen Ganzen, auch in uns selbst. Und das ist unser wahrer Wert, unser Wert an sich, der unabhängig von dem existiert, was wir in der Außenwelt leisten.
Das Geschenk der Hochsensibilität
Hochsensible Menschen haben eine im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt erniedrigte Reizschwelle. Sie nehmen mehr und feinere Reize auf und haben dadurch ihren ganz eigenen Blick auf die Welt. Meist sind uns eher die Schwierigkeiten bewusst, die uns aufgrund dieser Veranlagung entstehen, wie z.B. Reizüberflutung und schnellere Ermüdbarkeit. Diese Nachteile lassen uns, wenn wir ins Leistungsdenken verfallen, vermeintlich schlechter abschneiden.
Was uns meist weniger im Bewusstsein ist, ist der Wert an sich, der durch unsere Veranlagung entsteht. Denn unsere hochsensible Veranlagung erweitert unsere Weltsicht und bereichert sie dadurch. Und dieser Wert an sich ist ein Geschenk für uns und für alle.
Gerade für Hochsensible ist es also sehr wichtig, sich vom allgemeinen Leistungsdenken zu lösen und sich auf ihren Wert an sich zu konzentrieren. Denn so können wir respektvoll mit uns selbst und mit allen Wesen umgehen. Und das ist ein wirkliches Geschenk. In dieser Hinsicht wünsche ich allen eine besinnliche Zeit.
Clipart von Merlin525 auf freesvg.org
Zurück zu hochsensibel sein
Hallo Frau Kern,
>>ich bin´s nochmal<<
und erneut -so wie vor ca. 5 Wch.- durchaus mit keinen ´Sensationen´ … aber mit großer! Dankbarkeit für das, was Sie Ihren ´im Geiste verbundenen´ Lesern – und wenn wir ( ) ehrlich sind: Hilfe-Suchenden – jeden Tag schenken***
Ihre Artikel sind eine derartige! Bereicherung für mich …
Abschließend 1 kurzer Satz zur Fortsetzung des von Ihnen inspirierten und von mir ausprobierten Experiments – mir ´´in der Vorstellung einen Schutz-Regenschirm aufzuspannen´´ wenn ich mich abschirmen möchte vor bspw. unausgesprochenen Forderungen anderer … In dieser Übung mache ich mich Schritt für Schritt immer besser ;-) …
Lieben Dank noch einmal …
und grade denke ich … wenn ich Ihnen vielleicht auch gerne etwas *geben* würde … … … da hätte ich nun nicht´besonders intelligente´ Texte … wohlmöglich ´wissenschaftlich fundierte´ zu bieten … nee nee … leider nicht …
aber ich mache ganz schöne Bilder … … …
nur mal angenommen, es ´gäbe Ihnen etwas´… da könnte ich Ihnen vielleicht mal eines senden? ist nur grad so ein Gedanke … habe aber nicht im Sinn, mich Ihnen aufzudrängen …
Liebe Grüße :-) und alles Gute!
Petra Lohmann
Hallo Frau Lohmann,
vielen Dank für Ihre nette Rückmeldung, ich bin wirklich gerührt! Ihre Worte zeigen mir, dass sich die Mühe lohnt, und das ist der größte Dank für mich, den es gibt. Sie machen schöne Bilder? Ich bin neugierig! Bitte senden Sie mir doch einmal welche zu. :-)
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara Kern
Hallo,
ich finde Ihre Artikel sehr zutreffend und aufbauend!!Nur finde ich die „Klopfpunkte“ nicht mehr..auch nicht wenn ich einen download mache…..?
Leider konnte ich es bisher nur einmal versuchen,es hat jedoch sehr mein Interesse geweckt.Ansonsten habe ich versucht alles „wegzutanzen“ nach dem Prinzip von G.Roth,dieses ist auch sehr hilfreich,nur muss man Zeit dazu haben…es wäre sehr nett,wenn Sie diese klopfpunkte nochmal aufzeigen könnten? :)
P:s Bekommen Sie auch des öfteren den „Vorwurf“..HSP gibt es gar nicht..das wäre dann ADS oder Reizüberflutung!? Schade,“man“ fühlt sich dann noch mehr „anders“.Deshalb freut mich Ihre Aufklärung ganz besonders ;)
Hallo Susanne,
vielen Dank für Ihre Rückmeldung, die mich sehr freut! Wegtanzen klingt super, ich finde sowieso, dass wir viel zu wenig tanzen und singen. ;-)
Dass es HSP nicht gibt, ist eine leider immer noch weit verbreitete Meinung. Es ist tatsächlich so, dass es Überschneidungen zwischen Phänomenen wie ADS, Trauma, Asperger etc. und Hochsensibilität gibt. Doch Hochsensibilität ist ein eigenes Phänomen, das vollkommen unabhängig von all diesen Störungen vorkommt und sogar recht weit verbreitet ist. Meine Kontakte zu vielen Betroffenen zeigen das immer wieder. Mit der Zeit wird sich das auch durchsetzen, es fehlt halt noch an der nötigen Grundlagenforschung.
Tut mir leid, dass es bei Ihnen zu einem Problem mit dem Download gekommen ist. Ich sende Ihnen das PDF per Email zu. Und wenn Sie noch Fragen haben, immer gern!
Herzliche Grüße,
Anne-Barbara