Smalltalk für Hochsensible – alles andere als oberflächlich

Ich habe lange Jahre nicht verstanden, was die Leute da reden. Da wurden lauter völlig unbedeutende Dinge besprochen, wie z.B. das Wetter, was gerade in den Nachrichten Thema ist und sonst so durch die Medien geht, über Kleidung und wer was an hat und warum das gut aussieht oder nicht, wie die Formel 1 gerade läuft und was im Fußball los ist. All das erschien mir reichlich oberflächlich. Ich fühlte mich unglücklich mit diesen Themen, die meine tiefe Sehnsucht nach authentischen Beziehungen und intensiven Kontakten unbefriedigt ließen. Ständig kämpfte ich darum, mehr „Tiefe“ in solche Gespräche hereinzubringen, in der Annahme, dass das doch für alle angenehmer sei. Doch es geschah das genaue Gegenteil dessen, was ich eigentlich erreichen wollte – statt meine Kontakte zu vertiefen eckte ich einfach nur an. Daran verzweifelte ich fast und fühlte mich als unglückliche Außenseiterin.

Warum die meisten Hochsensiblen keinen Smalltalk mögen

Als ich meine Hochsensibilität entdeckte, klärte sich das Geschehen für mich insofern auf, als mir meine vom Bevölkerungsdurchschnitt abweichenden Kommunikationsbedürfnisse bewusst wurden. Doch damit ging es mir vorerst nicht wirklich besser, weil ich noch immer nicht in der Lage war, an solchen Unterhaltungen teilzunehmen. Ich eckte zwar nicht mehr an, verstummte dafür aber weitgehend. Erst meine Beschäftigung mit dem Thema Smalltalk brachte die Lösung meiner Kommunikationsprobleme.

Durch meine Arbeit mit hochsensiblen Menschen weiß ich heute, dass dieses Kommunikationsverhalten typisch ist. Hochsensible untereinander gehen sehr schnell in die Tiefe und fühlen sich dort gemeinsam wohl. Sie verstehen oft nichts von Smalltalk. Mit unserer Art zu kommunizieren ecken wir jedoch bei der Mehrheit der Bevölkerung an, machen uns verletzlich und zu Außenseitern. Je nach persönlichem Temperament werden wir dann zu Rebellen oder verstummen ganz. Doch das muss nicht sein. Smalltalk kann man verstehen und wie eine Fremdsprache oder einen fremdartigen Brauch erlernen.

Was Smalltalk eigentlich ist

Kommunikation hat zwei Seiten – eine verbale und eine nonverbale. Die verbale Botschaft ist das, was an Fakten herübergebracht wird. Diese Botschaft ist die weniger wichtige. Die nonverbale Botschaft besteht aus Mimik, Gestik, dem Klang der Stimme, dem Tonfall, wie jemand sich gibt bis hin zu Gerüchen. Diese Botschaft hat Priorität – unbewusst nehmen wir das viel intensiver auf als die Fakten, die kommuniziert werden.

Ein Großteil der hochsensiblen Menschen erwartet, dass die verbale und die nonverbale Botschaft Hand in Hand gehen. Das ist beim Smalltalk nicht der Fall – dort spielt die verbale Botschaft kaum eine Rolle, was das Vermitteln von Fakten betrifft. Sie dient überwiegend als Trägerin nonverbaler Botschaften, quasi als Vorwand, dass man überhaupt miteinander spricht.

Smalltalk ist also eine Art der Kommunikation, bei der es weniger um den Austausch verbaler Botschaften geht, sondern hauptsächlich um die Vermittlung nonverbaler Kommunikation.

Smalltalk – eine Spielwiese der Kontaktaufnahme

Und hier liegt das Erfolgsgeheimnis des Smalltalks verborgen – dadurch, dass man bei der Faktenvermittlung oberflächlich und unverbindlich bleibt, hat man die Möglichkeit, andere auf der nonverbalen Ebene abzuklopfen. Wie reagiert dieser Mensch? Wie ist sein Tonfall? Was strahlt er aus? Könnte dieser Mensch zu mir passen? Stellt man fest, dass das nicht der Fall ist, hat man sich nichts vergeben. Man hat ja „nur“ ein wenig über das Wetter geplaudert und kann sich aus dieser Unterhaltung ganz leicht wieder lösen, ohne dass der andere sich zurückgewiesen fühlt.

Fühlt man sich hingegen zu diesem Menschen hingezogen, kann man vorsichtig auf der verbalen Ebene eine Etage tiefer rutschen und damit beginnen, über Dinge zu sprechen, die einem schon etwas mehr am Herzen liegen. Wieder schaut man auf die nonverbalen Botschaften: Verändert sich die Tonlage? Wird die Stimmung warmherziger oder distanzierter? Je nachdem kann man wieder auf die Smalltalk-Ebene zurückgehen und nichts ist passiert, oder man kann die Unterhaltung behutsam weiter vertiefen.

Normalsensible Menschen fühlen sich unangenehm berührt, wenn man ihnen zu schnell ans „Eingemachte“ geht. Sie sind in diesen Tiefen nicht so zu Hause und fühlen sich dort nicht so sicher wie hochsensible Menschen. Unsere differenzierte Wahrnehmung kann Normalsensiblen schnell zu viel werden – was von uns empathisch gemeint ist, können sie als Übergriff verstehen, oder sich bei etwas ertappt fühlen, das sie nach außen hin eigentlich nicht zeigen wollten. Über den Smalltalk und die Achtsamkeit auf nonverbale Reaktionen kann ich als hochsensibler Mensch genau erkennen, wie nah ich einem Menschen kommen darf.

15-20% aller Menschen sind hochsensibel. Über Smalltalk kann ich mich vorsichtig an tiefere Gefilde herantasten. Treffe ich auf Gesprächspartnerinnen oder -Partner, die ebenfalls hochsensibel sind, ist die Smalltalk-Phase sehr schnell beendet.

Smalltalk lernen in 4 Schritten

Nach meiner Erfahrung kann die Mehrzahl der hochsensiblen Menschen das nicht von allein. Smalltalk zu lernen ist für die meisten ein bewusster Akt, doch es ist mit dem hier beschriebenen Hintergrundwissen nicht weiter schwer.

Schritt 1: Analyse von verbaler und nonverbaler Kommunikation

Als erstes richtet man seine Achtsamkeit darauf, was in einer Kommunikation verbal und nonverbal geäußert wird. Am besten beobachtet man einige Gespräche, die man zufällig mitbekommt, und macht sich bewusst, was verbal gesagt wurde und was nonverbal abgelaufen ist. Beispiel: Zwei Männer in der Straßenbahn unterhalten sich über Fußball. Wie ist ihre Stimmung dabei? Kommen sie sich dadurch näher? Fühlen sie sich wohl miteinander? Oder kommt vom Tonfall her eine gewisse Schärfe hinein? Gehen sie humorvoll oder bissig miteinander um? Etc…

Schritt 2: Rollenspiel

Nun kann man damit beginnen, mit der eigenen verbalen und nonverbalen Kommunikation zu arbeiten. Dazu nimmt man sich irgendeinen beliebigen Satz, z.B. „Heute bin ich sehr früh aufgestanden“. Jetzt kannst Du Dich in verschiedene Stimmungen versetzen und den Satz immer wieder aussprechen.

Zuerst stellst Du Dir einen wunderschönen Sonnenaufgang vor, den Du erlebt hast, weil Du früh aufgestanden bist, und sagst diesen Satz. Dann stellst Du Dir vor, dass Du ganz schlecht geschlafen hast, und dass der Wecker ausgerechnet da klingelte, als Du endlich wieder eingeschlafen bist. Sprich den Satz in dieser Stimmung erneut aus und achte auf die Unterschiede in Deiner Stimme, der Energie, die Du herüber bringst, etc. Stell‘ Dir vor, du sagst diesen Satz zu jemandem, den Du nicht magst, und zu jemandem, den Du sehr magst, und achte auf die Unterschiede.

Du kannst Dich dabei vor den Spiegel stellen, oder Dich dabei aufnehmen oder filmen. Vielleicht hast Du auch einen Partner oder Freund, der Dir ein Feedback geben kann, wie der Satz jeweils auf ihn wirkt. Ziel der Übung ist es, dass Dir bewusst wird, wie verschieden der immer gleiche Satz klingen kann, je nachdem, wie Du nonverbal kommunizierst.

Schritt 3: Smalltalk-Themen zurechtlegen

Jetzt überlegst Du Dir gezielt einige Themen, die für Smalltalk geeignet sind. Das können Dinge sein, die gerade Thema in den Nachrichten sind oder durch die Medien gehen, oder Dein Hobby betreffen, kulturelle oder sportliche Veranstaltungen, die gerade in Deiner Umgebung laufen etc. Im Prinzip ist alles dafür geeignet, was allgemeine Gültigkeit hat, was jeder mitbekommt und was relativ unstrittig ist. Selbst das Wetter kann ein gutes Smalltalk-Thema sein, aber eher bei außergewöhnlichen Wetterlagen und wenn man es damit nicht übertreibt. Schreibe Dir diese Themen auf und präge sie Dir gut ein, damit Du sie parat hast, wenn Du auf potenzielle Gesprächspartner triffst.

Schritt 4: Smalltalken!

Jetzt hast Du Dein Handwerkszeug beisammen. Bei der nächsten Gelegenheit kannst Du loslegen! Beginne einen Smalltalk mit einem Menschen, der Dir sympathisch ist, den Du aber noch nicht näher kennst. (Solltest Du Dir das zu Anfang noch nicht zutrauen, kannst Du auch diesen vierten Schritt erst einmal mit einem Partner im Rollenspiel üben.)

Auf der verbalen Ebene sprichst Du über eines der Themen, die Du Dir in Schritt 3 zurechtgelegt hast. Nonverbal signalisierst Du diesem Menschen mit allem, was Du hast, wie sympathisch Du ihn findest. Das kannst Du bewusst tun, indem Du Deine Stimme besonders warm färbst und einen guten Augenkontakt herstellst. Oder Du konzentrierst Dich beim Sprechen einfach auf das Gefühl der Sympathie, das Du für diesen Menschen hast, dann folgen Dein Blick und die Klangfarbe Deiner Stimme dem ganz automatisch. Mache einfach das, was Dir besser liegt.

Während Dein Gesprächspartner antwortet, achtest Du genau darauf, wie seine Stimme klingt, wie er Dich anschaut etc., also auf die nonverbalen Botschaften. Da Ihr ja nur über Belanglosigkeiten sprecht, benötigst Du nicht viel Hirnkapazität, um die verbale Botschaft zu verstehen. Du hast also ganz viel freien Speicher, um auf das Nonverbale zu achten.

Deine Antwort machst Du dann wieder davon abhängig, wie diese nonverbale Reaktion Deines Gegenübers ausfällt. Du wirst erstaunt sein, was sich daraus alles entwickeln kann!

Smalltalk – nur an der Oberfläche oberflächlich…

Inzwischen dürfte klar geworden sein, dass Smalltalk nur scheinbar eine oberflächliche Sache ist, nämlich ausschließlich dann, wenn man nicht versteht, was dabei alles auf der nonverbalen Ebene abläuft. Nach anfänglichen Fehlversuchen und Stolperern ist Smalltalk für mich inzwischen zu einem faszinierenden Präzisionsinstrument des menschlichen Miteinanders geworden.

Mit Smalltalk kann ich erreichen, dass auch anders gestrickte Gesprächspartner sich mit mir wohl fühlen, weil ich stets auf der Kommunikationsebene bleibe, wo man etwas gemeinsam hat. Auch wenn mir das nicht immer gelingt, klappt es doch immer öfter, und das fühlt sich gut an!

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18 Gedanken zu „Smalltalk für Hochsensible – alles andere als oberflächlich“

  1. Hach, mir ist ein ganzer Kronleuchter aufgegangen. Ich kann zwar halbwegs Smalltalk, aber ich hatte den Sinn nie verstanden und es eher mit Unbehagen absolviert. Aber jetzt! Auf zur nächsten Gartenfeier! Vielen Dank für diesen und andere wirklich hilfreiche Artikel! Marie

    Antworten
    • Hallo Marie,

      das freut mich und viel Spaß bei der nächsten Gartenparty! :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  2. schöner artikel, allerdings würde ich gern die frage in den raum stellen ob es euch kein unbehagen bereitet, das wir tiefgründigen, sensiblen uns immer an den oberflächlichen kleingeist der masse anpassen müssen und zwar deshalb, weil sie in der überzahl sind und wir nicht einsam sein wollen? wir hochsensiblen denken in großen zusammenhängen, versuchen kausalitäten zu verstehen etc… ich empfinde dies für mich persönlich als gabe und sehe darin großes potential für menschliche weiterentwicklung. habt ihr nicht das gefühl das ihr im gespräch mit den „normalen“ euer geistesniveau „downgraden“ müsst, damit man auf eine kommunikationsebene kommt? mir bereitet es magenschmerzen, weil ich ganz platt gesagt, das gefühl hab ich muß erst dumm sein oder mich dumm stellen, damit ich nicht einsam sein muß….
    frank

    Antworten
    • Hallo Frank,

      ich persönlich empfinde es als Bereicherung, mit Menschen zu kommunizieren, die anders gestrickt sind als ich. Denn ich denke nicht, dass wir Hochsensiblen die besseren Menschen sind. Mehr dazu findest Du hier:

      Sind Hochsensible die besseren Menschen?

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Hallo Frank, habe den Artikel erst jetzt gelesen, hoffe, mein Komentar ist noch interessant. Ich verstehe was Du meinst, ehrlich gesagt, ergeht es mir da genauso. Nicht immer, aber doch oft. Die Erfahrung hat mich gelehrt, mich dumm zu stellen damit eine Art Akzeptanz mit Kollegen oder Bekannten zustande kommt. Das empfinde ich schon als belastend und frustrierend und als Verschwendung meiner Ressourcen. Es kommt mir dann so vor, als würde immer nur von meiner Seite Toleranz und Verständis erwartet, ich bekomme das nie von meinem Gegenüber. Und selbstverständlich ist das ein auf Dauer untragbarer Zustand, auf Fragen, die man mit Leichtigkeit und gern beantworten könnte, zu sagen:…weiss ich nicht, keine Ahnung. Und dann ist man plötzlich akzeptiert….Aber es gibt auch die wenigen anderen, mit denen es eine Freude ist, sich im Gespräch zu verlieren, seinen Verstand galoppieren zu lassen, nichts auf irgendwelche Goldwaagen legen zu müssen. Und es gibt auch die wenigen Normalsensitiven, die tatsächlich Akzeptanz zeigen und mit denen Freundschaft möglich ist.
      Der Artikel zum Smalltalk enthält sehr wesentliches, etwas, was man schon wusste und vll. sogar schon anwendete, was einem aber nie so bewusst war. Er ist sehr wertvoll, danke. Er bestätigt und gibt Kraft. Es ist gut, sich nicht so allein und so falsch zu fühlen.

    • Liebe Sandy,

      danke dir für deinen Bericht, dein nettes Feedback zum Artikel und deine Antwort auf Frank!

      Klar, dass andere von dir gern hätten, dass du Verständnis und Toleranz zeigst. Es ist etwas sehr angenehmes, das von einem hochsensiblen, empathischen Menschen zu bekommen. Ob du dazu nun bereit bist oder nicht, ist aber deine Entscheidung. Niemand ist auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Mit Deiner Lebensenergie darfst du das tun, was du möchtest. :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  3. Liebe Anne-Barbara,
    danke, so habe ich es noch nicht gesehen da es sich anders anfühlt. Danke für Dein Verständnis…;o)
    Danke auch für Deine wunderbaren Artikel, sie sprechen soviel aus und bestätigen einen Alien, geben Kraft und Mut und zeigen, es gibt noch andere, es gibt Möglichkeiten, ich bin ok, ich höre die Flöhe tatsächlich husten und das ist fantastisch..;o), sie erklären und bestätigen, zeigen Wege….
    Danke, dass es Dich gibt und Du tust, was Du tust.
    LG Sandy

    Antworten
    • Liebe Sandy,

      wow, danke Dir für dieses superliebe Feedback! Mir ist ganz warm ums Herz… <3 :-D

      Ja, es gibt viele andere! Ich bin selbst immer wieder erstaunt, wie viele Parallelen es unter uns Hochsensiblen gibt. Dabei dachte ich früher auch, ein Alien zu sein… Wie schön, dass wir jetzt in Verbindung sind! :-D

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  4. Liebe Anne-Barbara,
    vielen Dank für die „Reanimation“ dieses zurückliegenden Artikels druch den Newsletter.

    Das Thema ist brisant und für HSP auf zeitlos. Wenngleich ich zumindest für mich keinen Erkenntniszugewinn finde.

    Smalltalk mag ich nicht, weder dabei zuzuhören müssen, noch selber welchen zu führen. Deine genannte Technik zum vorsichtigen Abklopfen von sympatischen Personen habe ich bereits vor meinem ComingOut unbewußt angewendet. Nun habe ich etwas Basiswissen dazu, das ist gut.

    Was aber, wenn man bereits erkennt, daß die Person(en) def. nicht zu den sympatischen Zeitgenossen gehört(gehören) bzw. das Abklopfen ganz offensichtlich zu keinem tiefenren Sinn führen kann – eben weil es schon ersichtlich ist, daß es über den Smalltalk nicht hinaus gehen wird?

    Genau das ist HSP – oder zumindest mir persönlich – schon vorab der Grund, das es nicht zum Smalltalk kommt und ich dann – selbstverständlich – von meiner Umgebung als merkwürdig, überheblich o.a. angesehen werde.
    Dies ist i.d.R. für mich keine Problematik, da ich damit letztlich das erreiche, was ich will: keinen Kontakt.
    Bspw. aber für enge Freunde und die Familie führt das zuweilen zu Nebeneffekten, denn es bleibt nicht aus, daß sich als so abgewiesen fühlende Personen dies dann auf mehr als eine Person (mich) übertragen.

    Demnach aus politischen Gründen in einen Smalltalk zu verfallen, könnte zwar Präventiv sein – geht dann aber wieder in den Bereich der Selbstmißachtung.

    Vielen Dank für diese Gelegenheit.
    Herzliche Grüße
    Henry

    Antworten
    • Lieber Henry,

      danke für Dein nettes Feedback und Deinen Bericht!

      So wie Du es beschreibst, hast Du gar kein Problem mit Smalltalk, denn wenn Du Dich für jemanden interessierst, kannst Du das ja anscheinend recht gut. Es klingt eigentlich eher nach einem Abgrenzungs-Thema, dass Dir Strategien fehlen, wie Du Dich gegen Menschen, mit denen Du nicht in Kontakt treten möchtest, auf eine Weise abgrenzt, ohne dass das negative Konsequenzen hat. Mehr dazu erfährst Du in diesem Blog-Artikel:

      In drei Schritten zu mehr Abgrenzung bei Hochsensibilität

      Für Dich ist besonders der dritte Schritt wichtig.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  5. Hallo Henry,
    es ist Ihr gutes Recht und Ihnen selbst gegenüber auch Ihre Pflicht (Selbstfürsorge), authentisch zu sein und Situationen/Menschen zu meiden, die Ihnen nicht guttun oder Ihnen nichts bedeuten. Sich anderen Menschen zum Gefallen zu verbiegen bzw. Dinge zu tun, die man eigentlich nicht tun möchte, ist nie eine gute Lösung. Das würde zu Ihren Lasten gehen, und Sie sind ausschließlich für Ihr eigenes Wohl verantwortlich.

    Wenn Sie also keinen Kontakt/Smalltalk möchten mit bestimmten Menschen – völlig egal ob Familie, Freunde oder Fremde – dann sollten Sie weiterhin den Mut und die Stärke aufbringen und zu sich selbst und Ihren andersartigen Bedürfnissen stehen. Und dabei ist es nicht Ihre Aufgabe und Verantwortung, sich darüber Gedanken oder Sorgen zu machen, wie/ob die anderen damit umgehen können oder gfs darunter leiden. Lassen Sie sich bitte nichts einreden!

    Ich neige auch zu diesem Muster von Mitgefühl für andere und kann es gut nachempfinden, wenn man einen geschätzten oder lieben Menschen zurückweisen muß und ihm nichts Unangenehmes „antun“ möchte. Das kostete mich kürzlich bei einer Freundin auch große Überwindung. Aber wer mich wirklich mag/respektiert, der nimmt mich so an, wie ich bin und möchte auch, daß ich mich wohlfühle im Miteinander. Und wenn er das nicht kann oder will, dann darf er gern auf Distanz gehen oder ich tue es, wenn meine Grenzen/Bedürfnisse mißachtet werden bzw. ich mich mit einem Menschen nicht wohlfühle. Dann harmoniert es einfach nicht.

    Aber ich mache mir dann immer wieder bewußt, daß ich nicht in böser Absicht handle, niemanden ärgern und verletzen will und es auch 100%ig so in mir fühle, daß dies die Wahrheit ist. Ich bin einfach nur ehrlich und achte auf mein eigenes Befinden – was ich mühsam lernen mußte. Und solche Grenzen zu ziehen dient dem eigenen Schutz und Wohlbefinden. Das ist kein Egoismus (wie andere gern versuchen es zu verdrehen), sondern Fürsorge für mich selbst. Und wenn andere dafür kein Verständnis haben, okay, dann ist es eben so. Das kann/sollte man auch nicht erwarten, und das müssen Sie dann aushalten und wäre Ihr Lernprozeß, um darin zunehmend sicherer und gelassener zu werden.

    Wenn andere Menschen sich durch Ihre Ehrlichkeit und Klarheit abgewiesen fühlen und diese Zurückweisung auch noch auf andere Leute projizieren, ist das ganz allein deren psychologisches Problem. Das ist überhaupt nicht Ihre Baustelle!

    Sie würden doch vermutlich auch nicht einen anderen Menschen dafür verantwortlich machen, wenn sein Verhalten bei Ihnen irgendwelche unangenehmen Gefühle auslöst, sondern dann würden Sie in sich selbst nach der wahren Ursache forschen mit der Frage „warum tut es mir jetzt weh bzw. macht mir zu schaffen, daß Person XY sich so verhalten hat?“
    In der Regel ist eine eigene ungeheilte, alte Wunde (Kindheit) der Grund dafür, wenn man durch Verhaltensweisen anderer leidet. Insbes. zurückgewiesene Zuneigung ist ja geradezu ein Klassiker in der Psychotherapie und betrifft sehr viele erwachsene Menschen.

    Es klingt so, als wenn es Ihnen schwerfällt, ganz bei sich selbst zu bleiben und es nicht an sich heranzulassen, wenn andere Leute wegen Ihnen leiden oder versuchen, Ihnen ein schlechtes Gewissen zu machen und nicht fähig sind, Sie in Ihrem Sein so anzunehmen, wie Sie sind.

    So, nun aber genug geschrieben ;-) Ich hoffe, daß Sie es lesen werden und etwas damit anfangen können…
    Alles Gute!
    Ramona

    Antworten
    • Liebe Ramona,

      vielen Dank für das Teilen Deiner Gedanken!

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  6. Liebe Anne-Barbara,

    was für eine Fundgrube – sowohl der Artikel als auch die Kommentare. Wow.
    Mit Smalltalk habe ich auch ziemliche Probleme, aber es ist im Lauf der Jahre besser geworden. Ich kann ebenfalls ganz gut „vorsortieren“ im Sinne von mich abgrenzen.

    Ich bin wegen meiner kürzlichen Trennung (hochsensibel vs. normalsensibel) stark gebeutelt, aber ich freue mich schon darauf, deinen Onlinekurs zu machen, sobald ich (wieder) dazu in der Lage bin.

    Herzliche Grüße
    Patricia

    Antworten
    • Liebe Patricia,

      danke Dir für Dein nettes Feedback, das mich sehr freut! Ich finde es super, dass Du Dich informierst und auch bald den Online-Kurs machen wirst, denn dann hast Du eine prima Ausgangslage, um beziehungstechnisch einen Neustart hinzulegen, was Deine Hochsensibilität betrifft. Beim nächsten Mann wird alles besser! :-D

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  7. Liebe Anne-Barbara, vielen herzlichen Dank. Durch deine Artikel beginne ich endlich, mich selbst zu verstehen. Irgendwie habe ich mich quasi mein ganzes Leben lang immer als Außenseiter gefühlt. Nicht nur, dass ich mich so gefühlt habe, andere Menschen haben mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass ich auf die eine oder andere Art nicht dazu gehöre.
    Ich bin extrem empfänglich für was auch immer von anderen rüberkommt, kann mich darum eigentlich auf jeden einstellen. Und sofern die andere Person nicht völlig „dicht macht“ bin ich in der Lage mich auf jeden einzustellen, ein Gesprächsthema zu finden. Das kommt mir zugute wenn ich Workshops oder Vorträge gebe, denn irgendwie weiß ich immer, was gerade gebraucht wird.
    Privat sieht es aber so aus, dass ich mehr oder weniger allein bin. Freunde sind rar, da sind einige wenige „gute Bekannte“, aber es ist selten oder sogar fast nie so, dass man viel Zeit miteinander verbringt, oder dass der Austausch von deren Seite aus in eine Richtung geht, in der ich mich wohlfühle.
    Ich war vor mehr als zwanzig Jahren so froh eine Gemeinschaft von Menschen gefunden zu haben, deren Glaube/Weltanschauung mir entspricht, mit denen ich gemeinsam auf mein persönliches Ziel zugehen kann. Das ist ja sch einmal etwas. Aber schon bald musste ich feststellen dass sich in Bezug auf Beziehungen für mich kaum etwas geändert hat.
    Das mag einer der Gründe sein, warum ich (nicht erst seit) heute, mit 68 Jahren, am liebsten allein bin. Mich aber gleichzeitig wieder minderwertig fühle, weil ich hier eine der wenigen Menschen bin, die so isoliert sind. Dabei bin ich eigentlich recht zufrieden damit, mein Leben weitestgehend unabhängig von anderen gestalten zu können, aber es fehlt halt etwas, das wird mir immer deutlicher bewusst.
    Irgendwie schizophren,oder wie könnte man das sonst bezeichnen?
    Gerade ist wieder eine Freundschaft dabei, sich zu entwickeln, was daraus wird das steht allerdings „in den Sternen“, denn diese gute Bekannte wird wohl im Sommer in ihr Land zurückkehren, weil sie dort eine Art Rente beantragen muss. Und ob sie jemals zurück kommt???
    Das muss wohl mein Karma sein, so etwas erlebe ich nicht zum ersten Mal.
    Anders zu sein als die überwiegende Mehrheit ist nicht besser oder schlechter. Vielleicht sollte ich mal daran arbeiten, all die selbstkritischen Überzeugungen loszulassen, zu denen mich meine Situation jahrzehntelang gebracht hat?
    Fragen über Fragen, das dreht sich immer im Kreis. Ich habe sogar schon an eine Therapie gedacht, um diese ständig immer wieder hochkommende Selbstkritik hinter mir lassen zu können. Aber dann befürchte ich wieder an den falschen Therapeuten zu geraten, der entweder irgendwelche schrägen modernen konzepte zu übermitteln versucht, oder den Versuch unternimmt meine gesamte Weltanschauung auf den Kopf zu stellen.
    Ich glaube fast, das war jetzt so etwas wie therapeutisches Schreiben, einige Dinge sind mir dabei etwas klarer geworden. Ich freue mich aber trotzdem über jeden hilfreichen Tip, um aus meiner Selbstisolation wieder herauszukommen.
    Herzlichen dank schon mal🤗🤗🤗

    Antworten
    • Liebe Renate,

      vielen Dank für dein nettes Feedback und deinen Bericht! Freut mich, dass dieser Artikel dazu beigetragen hat, dass du dich ein wenig besser verstehst. Es ist vollkommen o.k., wenn du lieber allein bist! Die meisten Hochsensiblen tendieren dazu, nur wenige Freunde zu haben und viel Zeit für sich allein zu brauchen. Bei mir ist das auch so! Ich habe immer nur „Minimalnetzwerke“, wie ich es nenne, aber erstaunlicherweise bekomme ich darüber stets alles, was ich brauche. Wenn du das Gefühl hast, ein wenig Austausch unter Gleichgesinnten brauchen zu können, kann ich dir meine sehr nette Facebook-Gruppe empfehlen:

      https://www.facebook.com/groups/gemeinsamhochsensibel

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  8. Liebe Anne-Barbara! Ich musste 50 Jahre alt werden, um HSP zu erkennen! Dies gelang mir durch eine Hypno Therapie. Mein Therapeut ist selbst eine HSP und der brachte mich auf den Weg der Erleuchtung ;-)

    Ich hatte vorher nur sehr wenig in der Richtung gehört und mich auch bis dato nicht adäquat informiert!
    Durch verschiedene Tests (und meine Therapie) die alle das Gleiche Ergebnis wieder spiegelten, bin ich auf allen Kanälen zu fast 100% zuhause und das ergab/ergibt immer wieder neue Situationen. Negativ wie positiv!

    Wenn ich jetzt rekonstruiere, was alles in der Vergangenheit geschah fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Hier aber eher negativ wie positiv! Die Vergangenheit ist aber nicht mehr zu ändern. Die Gegenwart und die Zukunft auf jeden Fall :-)

    Da ich mich umgehend sehr intensiv mit dem Thema befasste (immer noch denn es ist eine Quelle der Freude und auch der Last) und viel für die Hochsensibilität tat bzw immer noch investiere, ist es wirklich zu einer Gabe mit Licht und natürlich auch Schatten geworden, den ich allerdings akzeptiere und versuche den Umgang damit zu erlernen.

    Ich mag dieses fokussieren, wenn Wolken zb. plötzlich aussehen wie aus einem Zeichentrickfilm, in Kombination mit Musik (als Musiker) bei einem Spaziergang, muss ich nicht sagen was da so rüberkommt an Emotionen die so manche Träne vor Freude und Glück kullern lassen :-) Das sind alles sehr sehr schöne Dinge! Das verschmelzen mit der Musik bei einem Konzert auf der Stage oder in der Probe ist ein unfassbares Glücksgefühl!

    Jedoch bin ich auch jemand der wenn es zu viel wird, auch schon einmal kmpl die Nerven verliert und dann den Raum (die Situation) verlassen muss (z.b. wenn plötzlich mehrere Personen auf mich einreden und alles auf mich einstürzt).

    Mein(gigantischer)Regenschirm ist erst recht seit der Pandemie fast immer geöffnet! Ansonsten muss ich zu viel investieren zb beim einkaufen oder generell beim flanieren…

    Ich mag eigentlich keine Menschen und lese schon sehr oft in den Gesichtern was da am Start ist… Es ist fast schon so wie eine negative Aura die da ausgestrahlt wird! Farben verblassen dann phasenweise regelrecht!
    Dann lieber nicht hinsehen und links liegen lassen, was natürlich nicht immer funktionieren kann!

    Ich meditiere sehr viel um mich zu erden, aber es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen ;-) !

    Ich hoffe mein Beitrag ist nicht zu lang ausgefallen!

    Herzliche Grüße Mic Winter

    Antworten
    • Lieber Mic,

      vielen Dank für deinen Bericht, in dem so vieles aufscheint, was typisch für Hochsensible ist! Gut, dass du jetzt weißt, was mit dir los ist. Denn jetzt weißt du über diese Licht- und Schattenseiten Bescheid und brauchst dich nicht mehr über dich selbst zu wundern. Mach einfach weiter so – wenn etwas zu viel ist, nimm dich aus der Situation ‚raus und wenn etwas schön ist, genieße es in vollen Zügen! Wenn du ein paar Werkzeuge gebrauchen kannst, um mit den Nachteilen deiner Hochsensibilität besser zurecht zu kommen, kann ich dir meinen gratis Online-Kurs empfehlen:

      Gratis Online-Kurs für Hochsensible

      Dort gebe ich allen ein Starter-Kit mit. Und wenn du noch Fragen hast, immer gern! :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

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