Stell‘ dich nicht so an (…sondern stell‘ dich lieber hinten an, so müsste es eigentlich heißen ;-) ). Warum bekommen hochsensible Menschen diesen Satz so oft zu hören? Stellen wir uns wirklich „so an“? Was will uns dieser Satz überhaupt sagen? Laut Duden handelt es sich bei diesem Spruch um ein Synonym für „sei nicht so wehleidig“ oder „zier dich nicht so“. Meine Google-Recherche hat ergeben, dass dieser Satz gar nicht so spezifisch für Hochsensible zu sein scheint, sondern recht weit verbreitet ist. Er wird vor allem in drei Zusammenhängen häufig genannt: In der Sexismusdebatte als Antwort darauf, wenn Frauen sich darüber beschweren, blöd angemacht zu werden, in der Kindererziehung als pädagogischer Zeigefinger und wenn Menschen immer wieder über einen schweren Schicksalsschlag berichten, über den sie nicht so leicht hinweg kommen. Das sagt recht viel über die eigentliche Bedeutung dieses Satzes aus: Es handelt sich dabei um
Dr. phil. Anne-Barbara Kern
Mein Mauerfall – Zeitgeschichte hochsensibel
Der Mauerfall jährt sich nun zum 30. Mal, und meine Erinnerungen daran werden durch die vielen Berichte im Fernsehen wieder lebendig. Diesen Blog-Artikel habe ich ursprünglich zum 25. Jahrestag geschrieben. Damals wurde mir bewusst, dass auch ich eine interessante Mauerfall-Geschichte aus meiner Sicht als Hochsensible erlebt habe. Jetzt habe ich diesen Artikel aktualisiert und um einen Absatz erweitert. Meine Mauerfall-Geschichte beginnt lange vor diesem Ereignis. Ich bin als Kind während des kalten Krieges aufgewachsen, ganz in der Nähe der BASF, einer riesengroßen Chemiefabrik. Ständig drohte der Atomkrieg, bei dem es sicher war, dass, wenn die Bomben fallen, dies in Deutschland geschehen würde. Und die BASF wäre wahrscheinlich eines der Hauptziele gewesen. Die Atmosphäre, in der ich aufgewachsen bin, war auf subtile Weise bedrückend, und ich als hochsensibles Kind habe das
Hochsensibilität und Selbstwertgefühl
Gestern hatte ich wieder Migräne, was gar nicht schön war. Mit meiner Migräne gehen stets Anfälle von Einbrüchen meines Selbstwertgefühls einher. Dieses recht jämmerliche Gefühl schreibt Hartmut Göbel, Leiter der Schmerzklinik Kiel und Autor des Buches „Erfolgreich gegen Migräne“, dieser Erkrankung als typisches Begleitsymptom zu. Obwohl das natürlich einen gewissen Trost darstellt, frage ich mich trotzdem, was zuerst da ist, das Huhn oder das Ei. Sprich: Ist die Migräne die Ursache für Einbrüche im Selbstwertgefühl oder können diese über negative Gedanken und den damit entstehenden Stress nicht auch Kopfschmerzen auslösen? Heute habe ich mich für die letztere Variante entschieden, und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich es dann in der Hand habe, etwas für mich zu tun. Dies habe ich zum Anlass genommen, mich einmal grundsätzlich mit dem Thema Hochsensibilität und Selbstwertgefühl zu beschäftigen, was ich ohnehin schon seit einer Weile
Kooperation als Prinzip des Überlebens oder Darwin’s Irrtum
Meine Eltern haben fest an Darwin geglaubt. Nur der Stärkere kann überleben, und so meinten sie auch, mich erziehen zu müssen. Sie dachten, dass sie mir einen Gefallen damit tun würden, mir meine Hochsensibilität „austreiben“ zu wollen. Gestützt wurde diese These durch die spezielle Art von Tierfilmen, wie sie in meiner Kindheit üblich waren. In Prof. Grzimeks Filmen über die Serengeti oder in Walt Disney’s „Die Wüste lebt“ wimmelt es von Szenen, in denen die „schwächsten“ aus einer Herde von Huftieren von wilden Raubkatzen, Hyänen und weiteren Bestien aller Art gejagt, erlegt und grausam in Stücke gerissen werden. Und so sollte ich ja nicht enden, meinten meine Eltern. Eine solche Sichtweise führt im Endeffekt dazu, dass Hochsensibilität als etwas nicht Überlebensfähiges eingestuft wird. Doch ist das Leben wirklich nur eine endlose Abfolge grausamer Schlachten ums Überleben?
Ideologiefreie Ernährung für Hochsensible
Ich lese immer wieder, dass hochsensible Menschen einen Hang zum Vegetarismus haben und dass es unter ihnen auch viele Veganer geben soll. Meine Erfahrung bestätigt dies. Es sieht so aus, als würden wir deutlicher wahrnehmen, was wir essen, und könnten das Leid, das durch unangemessene Tierhaltung und Tötung entsteht, weniger ausblenden. Ich habe auch einige hochsensible Menschen kennen gelernt, die eine starke energetische Wahrnehmung vom Essen haben, wie das auch bei mir der Fall ist. Das hat den Vorteil, dass man sich praktisch automatisch gesund ernährt, weil die Wahrnehmung, welche Energie eine Mahlzeit einem gibt, den Geschmack der Mahlzeit dominiert. Solchen Menschen ist es nur in zweiter Linie wichtig, wie das Essen schmeckt. Es scheint also, als hätten viele hochsensible Menschen einen besonderen Draht zum Thema Ernährung. Doch gibt es „die“ „richtige“ Ernährung für Hochsensible? Nehmen wir doch einmal die vegetarische und die vegane Ernährung genauer unter die Lupe:
Carl Rogers: aktive Empathie für Hochsensible
Der Titel dieses Artikels ist bewusst doppeldeutig gewählt, denn hochsensible Menschen sind einerseits dazu in der Lage, besonders empathisch zu sein, benötigen aber auch selbst besonders viel Empathie. Ein Klima der Empathie ist für uns wie das Wasser für den Fisch, bildet eine Wohlfühlwolke, in der wir uns richtig geborgen und anderen wirklich nah fühlen. Aufgrund unserer Disposition können wir hochsensible Menschen sehr feine Veränderungen der Stimmungen um uns herum wahrnehmen. Wir spüren, wie andere sich fühlen und bemerken jede kleine Unstimmigkeit. All das hat einen unmittelbaren Einfluss auf unser Wohlbefinden. Nur wie kann man an dieser Stelle eingreifen, ohne andere zu verunsichern oder gar vor den Kopf zu stoßen? Für mich hat die Beschäftigung mit Carl Rogers, seinem Verständnis von Empathie und seiner Technik des aktiven Zuhörens eine große
Das Leben ist eine Weltreise – Hochsensibilität und Berufung
Hochsensible Menschen haben im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt eine erniedrigte Reizschwelle. Dies hat zur Folge, dass mehr Reize aufgenommen und auch verarbeitet werden müssen. Um sich vor nervlicher Überreizung zu schützen, suchen viele hochsensible Menschen deshalb eher die Stille. Es fällt uns einfach schwerer, wirklich in der Welt zu sein, unseren Platz in der Welt zu finden. Von daher ist das Leben an sich für viele von uns schon eine Weltreise, nämlich eine Reise auf die Welt und in die Welt. Und wenn man sich die Welt so betrachtet, wie sie heute ist, mit Konkurrenz- und Verdrängungskämpfen, Globalisierung und all den internationalen Problemen und Konflikten, stellt man sich als hochsensibler Mensch tatsächlich die Frage: Wo ist mein Platz in dieser Welt? Gibt es überhaupt einen Platz für mich? Werde ich gebraucht, kann ich helfen, meine Qualitäten
Das bildest du dir ein: Hochsensibilität und Wahrnehmung
„Das bildest du dir ein“ ist sicher einer der Top-Ten-Sätze, den ein hochsensibler Mensch im Laufe seines Lebens zu hören bekommt. Auch mir ist es nicht anders ergangen. Grund dafür ist unsere im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt erniedrigte Reizschwelle. Dadurch können wir schon sehr viel feinere Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben, und das mit größter Selbstverständlichkeit. Wenn wir hochsensible Menschen dann über solche Dinge sprechen, die für uns in etwa so klar sind, wie dass der Himmel blau ist, stoßen wir auf großes Unverständnis. Gewiss, das Gegenüber kann nicht aus seiner Haut, jeder setzt seine Sicht der Welt spontan für absolut. Es erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion, um zu erkennen, wie subjektiv das eigene Weltbild ist. Das Problem für hochsensible Menschen ist, dass wir aufgrund der fehlenden Bestätigung für unsere Wahrnehmung
Hochsensible Kriegsenkel
Neulich hatte ich ein intensives Gespräch mit einer Freundin, in dem wir uns über das Thema Kriegsenkel ausgetauscht haben. Die Eltern von uns Kriegsenkeln haben die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg als Kinder noch miterlebt. Im Zeitraum zwischen den späten 1950ern und der Mitte der 1970er Jahre wurde dann unsere Generation der Kriegsenkel geboren. Obwohl unsere Großeltern die eigentlichen Kriegsakteure waren, wirken die NS-Zeit und der Krieg dennoch massiv auf uns nach, wenn diese Wirkungen auch sehr subtil und schwer erkennbar sind. Die Geschichte, die meine Freundin mit mir in diesem Gespräch herausgearbeitet hat, hat mir eindringlich vor Augen geführt, in welchem Maß gerade wir Hochsensiblen von diesem Thema betroffen sind. Aus diesem Grund habe ich meine Freundin, die auch hochsensibel ist, gefragt, ob ich ihre Geschichte aufschreiben und hier veröffentlichen darf. Dem hat meine Freundin unter der Bedingung, dass sie anonym bleibt, zugestimmt, wofür ich ihr an dieser Stelle danke. Ich hoffe, dass durch diese Geschichte verständlicher wird, warum gerade unsere Generation der Hochsensiblen auf besondere Schwierigkeiten stößt. Hier nun Lisas Geschichte (Name geändert):
Das Alien-Gefühl: Ursachen erkennen und auflösen
Viele hochsensible Menschen leben mit dem Empfinden, anders zu sein, sich fremd zu fühlen oder irgendwie nicht hierher zu gehören. Dieses Gefühl wird oft als „Alien-Gefühl“ beschrieben, oder man wäre irgendwie „außerirdisch“. Ich kenne das aus eigener Erfahrung, als ich noch nichts von Hochsensibilität wusste. Was andere freut, war mir einfach nur zu viel, was mich freut, ließ andere kalt. Andere können weiß ich was alles machen, ohne dass es ihnen zu viel wird, während ich mich auf weniges konzentriere. Wenn ich auf einem Rockkonzert oder in einem Festzelt war, konnte ich nicht verstehen, warum die Menschen dort glücklich sind, war aber sehr darum bemüht, so zu tun, als wäre es dort schön für mich, um den anderen nicht die Laune zu verderben. Dazu kommt noch, dass mir meine Eltern vermittelt haben, ich solle mich nicht so anstellen, kein Theater machen etc. Sie stellten hohe Erwartungen an mich, ohne mir den Raum und die Bedingungen geben zu können, unter denen ich funktionieren kann. Die Summe all dieser Erlebnisse führt dazu, dass man denkt, es stimmt etwas nicht mit einem, man ist irgendwie „nicht richtig“. Nach meiner Erfahrung ergibt sich aus den folgenden Faktoren ein regelrechter Alien-Gefühl-Teufelskreis: