Hochsensibel? 90 Symptome, die du unbedingt kennen solltest

Wenn ich hochsensibel bin – welche Symptome sind damit verbunden? Diese Frage wird mir häufig gestellt und es ist eine wichtige Frage! Denn, je besser du weißt, welche deiner Eigenschaften mit Hochsensibilität zu tun haben, umso besser kannst du dich selbst verstehen und dich so annehmen, wie du bist. In meinen Kursen und Coachings fällt mir immer wieder auf, dass den Hochsensiblen bei vielem, was sie an sich selbst wahrnehmen, nicht bewusst ist, dass dies mit ihrer Veranlagung zu tun hat. Dann gibt es immer ein großes „Hallo“ – ach, auch das ist ein Anzeichen der Hochsensibilität? Diese Erkenntnisse haben sich für die Betroffenen als enorm hilfreich erwiesen, da sie das, was in ihnen vor sich geht, viel besser einordnen können. Daraufhin stellen sie dann fest, dass sie einfach nur „ganz normal hochsensibel“ sind und nicht irgendwie seltsam oder verrückt… Deshalb werde ich in diesem Blog-Artikel einmal alle Symptome, die mir in meiner langjährigen Berufserfahrung als Coach für hochsensible Menschen (seit 2012) begegnet sind, auflisten, um sie für jede*n zugänglich zu machen.

Achtung: Diese Liste ist auf Vollständigkeit bedacht und umfasst das, was mir in den letzten 10 Jahren an Symptomen bei hochsensiblen Erwachsenen begegnet ist. Natürlich heißt das nicht, dass du all diese Symptome aufweisen wirst. Hochsensibilität kann sich individuell sehr unterschiedlich ausprägen: Z.B. sind viele hochsensible Personen (in der Folge abgekürzt mit HSP) sehr lärmempfindlich, während ich aber auch welche kenne, die ohne Gehörschutz auf Heavy-Metal-Konzerte gehen. Es geht hier vielmehr darum, dass du deine besonderen Eigenarten wiederfindest und ein Gefühl für deine persönliche Ausprägung der Hochsensibilität bekommst.

Die 4 Grund-Symptome der Hochsensibilität

Dr. Elaine N. Aron, Begründerin der Hochsensibilitätsforschung, hat ein sehr nützliches Modell entwickelt, das die grundsätzlichen Charakteristika hochsensibler Menschen beschreibt. Es nennt sich „DOES“-Modell und verweist auf folgende Schlüsselsymptome sensibler Menschen:

Das DOES-Modell von Elaine N. Aron

D depth of processing Verarbeitungstiefe
O overstimulation Ãœberstimulation
E emotional reactivity and empathy emotionale Reaktionsfähigkeit und Empathie
S sensing the subtle Erfühlen des Subtilen, Feinfühligkeit

Die neuere Hirnforschung bestätigt Arons DOES-Modell (s. Quellenangaben unten): Vieles deutet darauf hin, dass hochsensible Menschen mehr Botenstoffe im Gehirn bilden. Dadurch arbeitet ihr Gehirn aktiver. Die Reizschwelle sinkt, wodurch mehr Informationen ins Bewusstsein vordringen und auch noch sehr subtile Dinge empfunden werden können. Dies kann dann zu Überstimulation (auch Reizüberflutung oder Überreizung genannt) führen, einfach, weil die Festplatte hochsensibler Menschen dadurch schneller voll ist.

Das Mehr an Botenstoffen führt sowohl im Denken als auch im Fühlen zu einer erhöhten Gehirnaktivität: Die Verarbeitungstiefe von Informationen ist erhöht, ebenso das Fühlen, die Emotionalität. Wer mehr Informationen über andere hat und dabei viel fühlt, ist natürlich in der Folge auch besonders empathisch.

Die weiteren Symptome der Hochsensibilität lassen sich gut aus diesem grundlegenden DOES-Modell ableiten bzw. dadurch erklären.

Hochsensibel, hochsensitiv oder hypersensibel?

Oft ist unklar, ob sich die Symptome der Hochsensibilität von denen der Hochsensitivität unterscheiden. Das liegt daran, dass beide Begriffe schwer voneinander abzugrenzen sind. Meist werden „hochsensibel“ und „hochsensitiv“ jedoch einfach als Synonyme verwendet.

Doch einige Autor*innen schreiben „Hochsensibilität“ und „Hochsensitivität“ auch unterschiedliche Symptome, Eigenschaften und Anzeichen zu. Als hochsensibel definieren diese Autor*innen Menschen, die gemäß der o.g. DOES-Symptome besonders sensibel sind. Hochsensitivität wird so definiert, dass als zusätzliche Symptome noch Vorahnungen, außersinnliche Wahrnehmungen, Hellsehen, Aura-Sehen und weitere PSI-Fähigkeiten dazukommen.

Ich persönlich wüsste nicht, wo genau ich die Grenze zwischen Hochsensibilität und Hochsensitivität ziehen sollte. Die meisten Hochsensiblen haben durchaus Erlebnisse, die vom Verstand her nicht erklärbar sind. Sie träumen z.B. bestimmte Ereignisse voraus, haben das Gefühl, in Kontakt mit Verstorbenen zu sein oder erinnern sich an frühere Leben. Natürlich ist das bei manchen stärker, bei manchen schwächer ausgeprägt. Ich ziehe es vor, beides synonym zu verwenden.

Sind HSP hyper-sensibel? Oft wird auch der Begriff der Hypersensibilität als Synonym zur Hochsensibilität verwendet. Doch ich denke nicht, dass Hochsensible „zu sensibel“ oder „übersensibel“ sind und verwende deshalb den Begriff der Hypersensibilität nicht. Hochsensibilität ist keine Krankheit, sondern als Teil der menschlichen Neurodiversität zu sehen.

Hochsensibel – unterschiedliche Symptome bei Mann und Frau?

Die Symptome hochsensibler Erwachsenen sind bei Mann und Frau absolut identisch. Wobei Männer es in der Regel schwerer haben, die Anzeichen der Hochsensibilität nach außen hin zu zeigen. Frauen wird Sensibilität als Eigenschaft eher zugestanden, während hochsensible Männer meist dazu gezwungen sind, sich eine „maskuline“ Fassade zuzulegen. Denn eine hohe Empfindsamkeit passt leider nicht in das traditionelle Männerbild. Mehr dazu in meinem Blog-Artikel Hochsensible Männer – Männer und Hochsensibilität.

Hochsensibel? Die körperlichen Symptome

Hochsensibilität ist also die Folge einer genetischen Veranlagung, die unser Gehirn aktiver macht, mit allen Vor- und Nachteilen, die dies mit sich bringt. Es handelt sich dabei also nicht um eine rein psychische Angelegenheit, sondern es liegen handfeste körperliche Ursachen vor.

Deswegen beschränkt sich Hochsensibilität auch nicht auf die Psyche, sondern führt ebenfalls zu körperlichen Symptomen. Denn auch die Körperwahrnehmung und die körperliche Empfindsamkeit sind bei sensiblen Menschen erhöht.

Körperliche Symptome der Hochsensibilität
  • Geräuschempfindlichkeit, Lärmempfindlichkeit
  • Hyperakusis
  • Lichtempfindlichkeit
  • Stoffe kratzen auf der Haut, Etiketten müssen aus der Kleidung geschnitten werden
  • Berührungsempfindlichkeit; manchmal können sogar Zärtlichkeiten, die eben noch als schön empfunden werden, zu Reizüberflutung führen. Körperliche Nähe kann aufgrund dessen zwar als besonders schön erlebt werden, aber auch unangenehm werden.
  • Geruchsempfindlichkeit, besonders gegen künstliche Duftstoffe
  • Geschmacksempfindlichkeit: Dinge, die eine bestimmte Konsistenz oder einen bestimmten Geschmack haben, können nicht gegessen werden.
  • Unverträglichkeiten bestimmter Nahrungsmittel (Gluten- und Histamin-Sensitivität, Lactose-Intoleranz etc.)
  • Neigung zu Allergien
  • Reizmagen, Reizdarm
  • Schmerzen werden oft stärker empfunden (Schmerzempfindlichkeit).
  • Medikamentenunverträglichkeit oder dass bei Hochsensibilität Medikamente niedriger dosiert werden müssen
  • Hochsensible vertragen Alkohol und Kaffee oftmals schlechter.
  • 80% aller HSP leiden unter Migräne oder hatten zumindest bereits ein paar Migräne-Anfälle: dazu mein Blog-Artikel Hochsensibilitätsgen von der Migräneforschung gefunden?
  • Hunger wird als unerträglich empfunden.
  • Starke Körperwahrnehmungen, die andere nicht haben: Z.B. von Herzschlag, Blutdruck etc.

Emotionale Hochsensibilität

Alles, was wir fühlen, wird über unseren Botenstoffwechsel im Gehirn vermittelt. Ein erhöhter Botenstoffwechsel führt deswegen auch zu einer erhöhten Emotionalität, im Positiven wie im Negativen. Wir sind also auch emotional sehr sensibel! Im DOES-Modell von Elaine N. Aron wird dies durch das E beschrieben, unsere emotionale Reaktionsfähigkeit.

So kann bei feinfühligen Menschen das Gänseblümchen am Wegrand schon größte Freude hervorrufen, während der sterbende Käfer daneben uns zu Tränen rührt. Insgesamt verfügen wir also über eine hohe emotionale Beweglichkeit! Hier die emotionalen Symptome:

Emotionale Symptome der Hochsensibilität
  • Gefühle werden tiefer empfunden, sowohl die angenehmen als auch die unangenehmen.
  • HSP werden oft von ihren Gefühlen überwältigt! Manche beklagen sogar, sie würden zu viel fühlen. Oft wird Hochsensiblen auch eine emotionale Ãœberempfindlichkeit (Ãœberemotionalität) vorgeworfen. Doch das ist falsch! Wer sagt denn, wir seien „zu sensibel“? Vielleicht sind ja die anderen zu wenig sensibel! Lass dich also von solchen Aussagen nicht verunsichern. Es ist wunderbar, wenn du gefühlvoll bist! Mehr dazu erfährst du in diesem Blog-Artikel: Hochsensibel? So gehst du gut mit deinen Gefühlen um
  • hohe emotionale Beweglichkeit bis hin zu Stimmungsschwankungen
  • nah am Wasser gebaut – viele feinfühlige Menschen weinen schnell und leicht
  • Krimis, Thriller, Horrorfilme und schlechte Nachrichten im TV werden von Hochsensiblen oft schlecht vertragen. Sollte das bei dir der Fall sein, meide solche Sendungen!
  • Neigung zu Aufregung im Positiven wie im Negativen
  • erhöhte Verletzlichkeit; s. dazu meinen Blog-Artikel Hochsensibilität und Verletzlichkeit
  • starkes Wahrnehmen von Stimmungen
  • fühlen, was andere fühlen
  • Unter Stress kann es bei bestimmten Hochsensiblen (auch bei Erwachsenen!) zu Wutanfällen  und Aggressionen kommen, zu Ausrastern, die sie hinterher bereuen.
  • Bei anderen hochsensiblen Personen kann es auch zu gehemmter Aggression kommen, sodass sie sich zu wenig wehren und abgrenzen; s. meinen Blog-Artikel Hochsensibilität, Abgrenzung und Aggression
  • Viele HSP haben eine erhöhte Intuition mit Vorahnungen bis hin zu hellsichtigen Momenten.
  • Aufgrund der erhöhten Emotionalität besteht eine Neigung, Dinge persönlich zu nehmen und die Schuld bei sich zu suchen; dazu mein Blog-Artikel Hochsensibel? In drei Schritten aus der Opferrolle!
  • Fehler und Unstimmigkeiten werden stärker empfunden und deutlicher wahrgenommen. Dies führt zu einem gewissen Perfektionismus; dazu mein Blog-Artikel Hochsensibilität und Perfektionismus

Reizüberflutung und erhöhte Stressanfälligkeit

Unsere erniedrigte Reizschwelle führt dazu, dass wir weniger Information ausfiltern und mehr davon in unserem Bewusstsein landet. Das ist einerseits ein Vorteil, denn dadurch wissen und empfinden zartbesaitete Menschen mehr als andere.

Doch andererseits ist diese Reizempfindlichkeit auch ein Nachteil, denn wir neigen deswegen stärker als der Bevölkerungsdurchschnitt dazu, in Zustände der Reizüberflutung zu geraten. Das führt zu Stress. Während viele andere Symptome auch angenehm sein können oder sogar als Gabe zu sehen sind, ist unsere erhöhte Stressanfälligkeit wohl das, was hochsensiblen Menschen die meisten Probleme bereitet. Hier die wichtigsten Symptome der Überreizung, auch Überstimulation genannt:

Symptome der Reizüberflutung und der erhöhten Stressanfälligkeit
  • HSP fühlen sich schneller überfordert, gestresst und/oder genervt.
  • Müdigkeit, Erschöpfung, Abgeschlagenheit
  • Ãœberforderung im Alltag
  • Große Gruppen und Feste überfordern, weil dort die Reizüberflutung schneller einsetzt.
  • Oft bleibt kaum noch Kraft für Freizeitaktivitäten.
  • Vermeidungsverhalten aus Sorge, etwas könnte zu viel werden
  • innere Unruhe
  • Ab einem gewissen Stresslevel kann es bei Hochsensiblen zu Ängsten bis hin zu Panikattacken und Angststörungen kommen.
  • Stress führt zu körperlichen Symptomen wie Verdauungsproblemen, Herzrasen, etc.
  • Dinge, die eben noch Freude bereitet haben, werden plötzlich zu viel.
  • Auch plötzlich auftretende Konzentrationsschwierigkeiten können ein Hinweis auf Reizüberflutung sein.
  • Aufgrund ihrer größeren Stressanfälligkeit haben Hochsensible ein erhöhtes Risiko für Krankheiten wie Burnout, Depression, Herzkreislauf- und weitere stressbedingte Erkrankungen.

Aus dieser erhöhten Stressanfälligkeit ergibt sich insgesamt ein erhöhtes Bedürfnis nach Ruhe. Wenn du dich in diesen Kennzeichen der Hochsensibilität besonders wiederfindest, würde ich dir dringend raten, etwas dagegen zu unternehmen! Denn ein Leben im Dauerstress kann auf lange Sicht sehr ungesund für dich werden. So haben Hochsensible ein erhöhtes Risiko, depressiv zu werden. Bei meinen älteren Klient*innen, die erst spät von ihrer Veranlagung erfahren und sich teils jahrzehntelang überfordert haben, erlebe ich das immer wieder: Da entwickelt sich dann alles mögliche, von Burnout über Herzerkrankungen bis hin zu Krebs.

Deswegen würde ich dir unbedingt raten, meinen gratis Online-Kurs „70% weniger Stress in 2 Wochen“ zu machen. Dort findest du Lösungen für unsere erhöhte Stressanfälligkeit, das Hauptproblem hochsensibler Menschen. Ich gebe dir ein solides Starter-Kit mit, um mit deiner Hochsensibilität gesund zu leben:

Symptome der mentalen Hochsensibilität

In Elaine N. Arons DOES-Modell sind wir hier beim D wie „depth of processing“: Hochsensible Personen verarbeiten Informationen gründlicher und tiefgehender als der Bevölkerungsdurchschnitt. Sie sind dadurch in der Lage, vorausschauender und nachhaltiger zu denken.

Diese mentale Hochsensibilität ist eindeutig eine unserer großen Qualitäten! Doch oftmals werden wir mit unseren Gedanken dann nicht verstanden, oder wir bekommen vorgehalten, wir würden „zu viel“ denken. Doch ich glaube nicht, dass die Welt daran krankt, dass Menschen zu viel nachgedacht haben! Es loht sich also, dich mit deinen guten und nachhaltigen Ideen auch durchzusetzen. Wie du das schaffst, erfährst du in meinem Blog Artikel Hochsensibel? So behauptest du dich mit deinen guten Ideen!

Hochsensible Merkmale des Denkens und der erhöhten Verarbeitungstiefe
  • HSP brauchen länger, bis sie etwas gründlich durchgedacht haben. Deswegen fällt ihnen oft erst im Nachhinein ein, was sie hätten sagen sollen. Die Lösung: Sag es einfach im Nachhinein trotzdem noch!
  • Empfindsame Menschen haben ein großes Bedürfnis danach, Dingen auf den Grund zu gehen und sie wirklich bis in die Tiefe zu verstehen. Nimm dir die Zeit dafür und lass dir das nicht ausreden, auch wenn das für andere unbequem sein mag!
  • Die Kehrseite der Medaille ist, dass HSP auch dazu neigen, ins Grübeln zu geraten und sich zu viele Sorgen zu machen. Das Gedankenkarussell will dann nicht mehr aufhören, sich zu drehen. Wir kommen nicht zur Ruhe und überfordern uns weiter. Mehr dazu in meinem Blog-Artikel Hochsensibel? In 5 Schritten aus der Grübel-Falle!
  • Typisch für Hochsensible ist eine intensive Detailwahrnehmung. Dadurch kann es vorkommen, dass wir zu viel auf einmal im Kopf haben und dann den Blick für das Wesentliche verlieren.

Symptome der gesteigerten Empathie

Im DOES-Modell sind wir hier beim E wie hohe Empathie. Denn dadurch, dass hochsensible Menschen mehr von anderen mitbekommen und emotional stärker darauf reagieren, sind viele von ihnen hochempathisch.

Auch dieses Kriterium der Hochsensibilität ist eindeutig eine unserer großen Qualitäten! Wir dürfen es nur damit nicht übertreiben und uns gar ausnutzen lassen.

Symptome der hohen Empathie
  • überdurchschnittlich große Hilfsbereitschaft
  • Der große Gerechtigkeitssinn hochsensibler Menschen ist legendär und ist sicher eine Folge der hohen Empathie.
  • große Gewissenhaftigkeit, da HSP stets das Große Ganze im Blick haben und sich der Auswirkungen ihrer Handlungen bewusst sind
  • Die Empathie kann bei feinfühligen Menschen so stark ausgeprägt sein, dass sie geradezu schmerzhaft ist und als zu viel empfunden wird.
  • Viele HSP neigen dazu, sich ausnutzen zu lassen, weil sie aus Empathie bereit dazu sind, große Opfer zu bringen.
  • Hochsensible Persönlichkeiten haben eine erhöhte Neigung, ein Helfersyndrom zu entwickeln.
  • Zartbesaitete nehmen mehr Unglück und Probleme der Welt wahr als der Bevölkerungsdurchschnitt. Ãœbernehmen sie für all das auch die Verantwortung, werden sie zu „Weltenrettern“, die sich heillos überfordern. Mache dir bitte klar, dass du nicht alles, was du an Schwierigkeiten wahrnimmst, auch in Ordnung bringen kannst!

Bist du aufgrund deiner hohen Empathie ein Helfertyp und möchtest deine Gabe zum Beruf machen? Ich biete ab Oktober 2024 eine Ausbildung zum „hochsensibel sein Coach“ an. Solltest du dich dafür interessieren, trage dich hier unverbindlich in meine Warteliste ein. Du bekommst sofort ein PDF mit den FAQs zugeschickt.

Abgrenzung muss erst bewusst gelernt werden

Dadurch, dass HSP so empathisch sind und vieles wahrnehmen, was andere fühlen, können sie sich von Natur aus erst einmal nicht abgrenzen. Alle HSP, die ich in den letzten zehn Jahren kennengelernt habe, mussten Abgrenzung erst bewusst lernen!

Wie auch du Abgrenzung lernen kannst, erfährst du in meinem Blog-Artikel In drei Schritten zu mehr Abgrenzung bei Hochsensibilität.

Symptome fehlender Abgrenzung bei Hochsensibilität
  • Viele HSP können nur schlecht nein sagen und überfordern sich, indem sie sich zu viel aufladen.
  • Es fällt schwer, sich gegen Ãœbergriffe zu wehren.
  • Viele Empfindsame neigen dazu, sich in Gegenwart anderer oder bestimmter Menschen selbst zu verlieren.
  • 80% aller HSP sind überangepasst: Sie bemühen sich darum, so zu funktionieren, wie es die Bevölkerungsmehrheit von ihnen zu erwarten scheint. Dies geht auf Kosten ihrer eigenen Bedürfnisse!
  • Feinfühlige Menschen lassen sich leichter verunsichern und kommen dann von sich selber weg.
  • HSP müssen oft um ihre Selbstbestimmung ringen und dagegen ankämpfen, sich fremdbestimmen zu lassen.
  • Hochsensible müssen sich ihren Selbstschutz meist erst bewusst aneignen.
  • Die erniedrigte Reizschwelle kann aber auch Vorteile haben: So haben Hochsensible oft eine ausgeprägte Intuition mit Vorahnungen, die sich bewahrheiten. Sie fühlen die Schwingungen von Menschen, was andere fühlen bis hin zur Hellsichtigkeit.

Hochsensibilität und Selbstwertgefühl

Da hochsensible Menschen oftmals schon von Klein auf immer wieder vermittelt bekommen, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, fällt es ihnen nicht leicht, ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Wie dir das dennoch gelingen kann, erfährst du in meinem Blog-Artikel Hochsensibilität und Selbstwertgefühl.

Achte auf folgende Merkmale, denn sie können auf ein schlechtes Selbstwertgefühl hinweisen:

Indizien für ein schlechtes Selbstwertgefühl
  • HSP neigen dazu, sich selbst ständig zu hinterfragen, weil ihnen Fehler im allgemeinen und dadurch auch die eigenen Fehler stärker auffallen.
  • Viele lehnen ihre eigene Hochsensibilität ab.
  • Sie neigen dazu, Dinge zu tun, die ihnen schaden und die sie weiter in die Ãœberforderung treiben.
  • Viele HSP fühlen sich unsicher.
  • Mangelnder Selbstschutz kann auch ein Symptom eines schlechten Selbstwertgefühls sein: Denn nur, wenn ich etwas wert bin, bin ich es auch wert, mich zu schützen.
  • Viele zartbesaitete haben das Gefühl, „anders“ oder irgendwie „falsch“ zu sein und nicht dazu zu gehören.
  • Intensive Schamgefühle
  • ein großer Rechtfertigungs- und Selbsterklärungsdruck, der nur dazu führt, dass man noch weniger verstanden wird
  • Ein schlechtes Selbstwertgefühl führt auch dazu, dass man sich aufgrund der Hochsensibilität benachteiligt fühlt: Man erkennt dann nur die Nachteile der eigenen Veranlagung, sieht aber deren Vorteile nicht.

Hochsensibilität in Beziehungen

Die Hochsensibilität bringt bestimmte Symptome mit sich, die auch die Art, wie Beziehungen geführt werden, bestimmen. An dieser Stelle kommen alle Punkte des DOES-Modells zum Tragen! Denn natürlich sind Verarbeitungstiefe, Reizüberflutung, Emotionalität, Empathie und Feinfühligkeit Eigenschaften, die sich stark auf das menschliche Miteinander auswirken.

Dennoch kann man Hochsensiblen keine bestimmten Charaktereigenschaften zuordnen. Wir sind grundverschieden und haben nur unsere erniedrigte Reizschwelle gemeinsam!

Hochsensibel? Verhalten von HSP in Beziehungen
  • HSP neigen dazu, eher wenige, dafür aber sehr tiefgehende Freundschaften zu pflegen.
  • Es besteht einerseits ein Bedürfnis nach totaler Nähe, Authentizität und Offenheit, andererseits brauchen hochsensible Menschen aber auch immer wieder Raum für Rückzug und Regeneration. Nur in der Ruhe finden sie wieder zu sich selbst und erholen sich von der Ãœberstimulation. Diese beiden widersprüchlichen Bedürfnisse gilt es bei Hochsensiblen besonders in der Partnerschaft gut auszubalancieren!
  • Hochsensible Persönlichkeiten tendieren dazu, anderen Menschen sehr nah zu kommen. Oft wird dies als „zu nah“ empfunden, besonders, wenn das Gegenüber nicht hochsensibel ist.
  • Aufgrund ihrer erhöhten Verletzlichkeit können Hochsensible auch Angst vor Nähe entwickeln und sich dafür entscheiden, lieber Single zu sein.
  • Wenn in Beziehungen ein Problem auftritt, haben hochsensible Menschen ein großes Bedürfnis danach, dies tiefgehend und umfassend zu klären. Damit bleiben sie oftmals unverstanden.
  • Manche HSP neigen dazu, aufgrund ihres großen Harmoniebedürfnisses Konflikten auszuweichen.
  • Andere wiederum sind aufgrund ihres hohen Gerechtigkeitssinns sehr streitbar.
  • Wenn das Selbstwertgefühl gelitten hat, können empfindsame Menschen ausgesprochen schüchtern sein.

Solltest du gerade zufällig auf der Suche nach gleichgesinnten Freund*innen oder Partner*innen sein, es gibt eine Partnervermittlung speziell für hochsensible Menschen:

Hochsensible im Beruf

Man kann nicht sagen, dass es bestimmte Berufe gibt, für die hochsensible Menschen besonders geeignet wären. Denn bis auf unsere erniedrigte Reizschwelle sind wir genauso verschieden wie alle anderen Menschen auch. Es sind eher bestimmte Qualitäten, die Hochsensible in ihre berufliche Aktivität einbringen. Außerdem haben sie aufgrund ihrer Stressanfälligkeit und der Neigung zu Reizüberflutung besondere Bedürfnisse, was ihren Arbeitsplatz betrifft.

Hochsensible: Eigenschaften im Beruf
  • Sensible Menschen sind gewissenhaft und detailgenau. Wo diese Qualitäten geschätzt werden, sind sie am richtigen Platz.
  • Hochsensible sind sehr gut darin, Fehler aufzuspüren. Deswegen fühlen sie sich in Unternehmen mit einer offenen Fehlerkultur wohl.
  • Da HSP vorausschauender und nachhaltiger denken, sollten sie auch diese Qualitäten beruflich einbringen können. Sie sichern ihrem Unternehmen so eine langfristige Perspektive.
  • Viele sehr sensible Menschen sind ausgesprochen kreativ, künstlerisch und musisch begabt. Diese Kreativität sollten sie beruflich in irgendeiner Form einbringen können.
  • Großraumbüros sind für zartbesaitete Menschen unerträglich. Sie leiden dort schrecklich unter Reizüberflutung.
  • Hochsensible sind qualitativ leistungsfähiger als andere, quantitativ aber weniger leistungsfähig. Das heißt, sie können oft Dinge schaffen, die andere gar nicht hinbekommen, benötigen dafür aber mehr Pausen.
  • Für viele HSP ist eine selbstständige Tätigkeit ideal, weil sie sich so die Bedingungen schaffen können, die sie brauchen. Ob das bei dir auch der Fall ist, erfährst du in meinem Blog-Artikel Hochsensibel – selbständig oder angestellt? Mache den Test!

Besondere Bedürfnisse hochsensibler Menschen

Aufgrund der DOES-Charakteristika ergeben sich für HSP einige besondere Bedürfnisse, die für ihre Gesundheit ausgesprochen wichtig sind. Denn ihre erhöhte Stressanfälligkeit kann sie sonst auf die Dauer krank machen.

Besondere Bedürfnisse bei Hochsensibilität
  • HSP benötigen mehr Pausen. Ihr Gehirn ist aktiver und muss sich deswegen öfter regenerieren.
  • Hochsensible Menschen brauchen ausreichend Zeit für sich, um wieder zu sich selbst zu kommen und ihre intensiven Eindrücke zu verarbeiten.
  • Viele empfindsame Menschen berichten auch über einen erhöhtes Schlafbedürfnis. Minimum sind 7 Stunden pro Nacht, es dürfen aber auch gern 8 oder mehr sein.
  • Regelmäßige Mahlzeiten mit ausreichend Protein helfen dem hochaktiven Gehirn dabei, den Botenstoffwechsel aufrecht zu erhalten. Mehr dazu in meinem Blog-Artikel 5 Bausteine einer gesunden Ernährung für hochsensible Menschen

Dein persönliches Hochsensibilitäts-Profil

Noch eine Anregung zum Abschluss: Erstelle dir doch einfach dein persönliches Hochsensibilitäts-Profil! Kopiere dir dazu alle Symptome, die auf dich zutreffen, in ein eigenes Dokument. So hast du eine Übersicht, wie dein Hochsensibel-Sein ausgeprägt ist.

Achte darauf, welche besonderen Bedürfnisse sich daraus ergeben und berücksichtige diese in deinem Alltag! So kannst du auch als „high sensitive person“, wie Elaine N. Aron uns nennt, ein glückliches und gesundes Leben führen.

Sollten dir noch weitere Merkmale, Zeichen und Symptome der Hochsensibilität einfallen, schreib mir doch bitte einen Kommentar! Ich nehme das dann ggf. noch in den Artikel auf.

Und wenn du bestimmte Eigenschaften an dir entdeckst, die dir besonders auffallen, versuche doch einmal, das DOES-Modell darauf anzuwenden. Vielleicht findest du so heraus, dass auch dieses Anzeichen etwas mit deiner Hochsensibilität zu tun hat! So brauchst du nicht alles auswendig zu wissen, sondern kannst deine Hochsensibel-Symptome einfach selbst herleiten.

Ãœber die Autorin

Dr. phil Anne-Barbara Kern
Dr. phil. Anne-Barbara Kern begann ihre berufliche Laufbahn als Gesangscoach und arbeitete später als freiberufliche Kunsthistorikerin. Seit 2012 ist sie als Coach für hochsensible Menschen tätig und hilft diesen dabei, ihr Potenzial auf die Erde zu bringen. Auf ihrem beliebten Blog informiert sie umfassend zum Thema Hochsensibilität und ist dadurch einem breiten Publikum bekannt. Außerdem gibt sie Einzelcoachings und Kurse.

Quellenangaben

DOES-Modell:

https://sensitiveevolution.com/sensitive-evolution-library/does-model-elaine-aron/

Erhöhter Botenstoffwechsel bei Hochsensibilität:

Aron, Elaine N.: Hochsensibilität in der Liebe, München 2006; im Vorwort schreibt die Autorin über Gene, die den Botenstoffwechsel erhöhen

Göbel, Hartmut: Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne, Heidelberg 2012, s. meinen Blog-Artikel Hochsensibilitätsgen von der Migräneforschung gefunden?

Pluess, Michael u.a.: 5-HTTLPR moderates effects of current life events on neuroticism: Differential susceptibility to environmental influences, 2010,

Pluess, Michael u.a.: Childhood Quality Influences Genetic Sensitivity to Environmental Influences across Adulthood: A Life-Course Gene-Environment Interaction Study, 2017

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38 Gedanken zu „Hochsensibel? 90 Symptome, die du unbedingt kennen solltest“

  1. Liebe Anne-Barbara!

    Vor Jahren bin erstmalig durch eine Suchmaschine auf einem Blog-Artikel hier angekommen. Sehr viele Beiträge über HSP habe ich hier oder anderorts gelesen, auch ungezählte Bücher.
    Seinerzeit hatte es mein Leben verändert. Es war sehr bedeutend – teilweise beruhigend aber auch beängstigend – für mich zu erkennen, mit etlichen der oben von Dir benannten Symptomen nicht allein zu sein. Sich das nicht einzubilden oder irgendwo in Richtung Verrückt bzw. psychotisch zu sein.

    Diesen neuen Artikel habe ich heute mehrfach mit Pausen gelesen und bin *immer noch* nicht durch – also ich meine: Es ist so eine Essenz, daß mein Gehirn tatsächlich Stunden braucht, um diese schier unendliche Menge an Details verarbeiten zu können. Ich werde ihn noch einige Male lesen müssen …

    Für Mitleser füge ich erste Gedanken an:

    HSP haben ein anderes Betriebssystem (BS). Diese Software (SW) arbeitet anders und möglicherweise hat ein HSP dazu genetisch auch eine modifizierte Hardware zur Verfügung gestellt bekommen – egal wie: Diese ander SW sorgt für viele wenn nicht alle Symptome, die oben gelistet sind.

    Schön, wenn HSP soweit damit klar kommen und auch ihre Umgebung (Familie, Freunde, Kollegen bzw. siehe Kreis-Modell „Nähe und Distanz“).
    Jedoch: Wenn es nicht so ist, dann führt dieses andere BS zu Begrenzungen bis hin zu Problemen – für die HSP wie für die anderen.

    Dabei gilt es aus meiner eigenen Erfahrung vor allem den anderen Menschen verständlich zu machen, daß es sich *auch* für die HSP als unangenehm bis belastend oder gar lebensbehindernt auswirkt, dieses andere Betriebssystem zu besitzen. Und auch wenn die HW vielleicht „besser“ als bei Neurotypischen sein würde, reicht sie vermutlich *nie* aus…

    HSP leiden möglicherweise selber mehr unter diesem anderen Betriebssystem, als ihre Umwelt. Daher sehe ich diesen Artikel auch als große Chance, daß Mitmenschen besseren Zugang zur Ambivalenz der HS bei HSP haben.

    Sofern HS nicht komplett als *Ressource* (Anne-Barbara, das stammt von Dir) dient, würde es jeder HSP unbedingt helfen, wenn nich zusätzlich noch der soziale Druck auf ihr lastet, daß sie „anders“ ist. Sondern so angenommen wird oder gar unterstützt wird, wie es diese Software erfordert oder ermöglicht. Denn es gibt keine andere SW zum Installieren, kein Update, keinen Patch ;-)

    Wenn man das weiß, kommt man mit dieser SW vermutlich besser klar – daher ist die Symptomliste sehr wertvoll. Und auch wenn sich das BS nur in gewissen Grenzen justieren lassen kann bleibt m.E. das Lernen, mit ihr umzugehen.

    Liebe Anne-Barbara,
    Dir ist mit diesem Artikel etwas ganz außergewöhnliches gelungen!
    Danke!
    Henry

    Antworten
    • Lieber Henry,

      danke dir von Herzen für dein nettes Feedback, das mich ganz außerordentlich freut! Es ist schön für mich zu lesen, dass diese Liste so wertvoll für dich ist und sich die Mühe gelohnt hat.

      Danke dir auch für deine Gedanken zu „Betriebssystem“ und „Software“. Ja, wir gehören zu einer Minderheit und es ist nicht immer leicht, im sozialen Gefüge klar zu kommen. Wichtig ist, dass wir wissen, was mit uns los ist, und dass wir uns voll und ganz so annehmen, wie wir sind. Dann verliert alles, was von außen kommt, seinen Stachel. Denn: Was andere über dich denken, ist deren Problem, mit dir ist alles gut! So, wie du bist, bist du genau richtig.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Es überrascht mich immer wieder zu lesen, wir wären eine Minderheit. Woher kommt dieser Gedanke nur??

      Ich kann nur vermuten, dass jeder, der einen derartigen Gedanken verfasst, alle Menschen auf diesem Planeten eingehend studiert und befragt hat, um dieser Schlussfolgerung nachzuhängen. Als Gedankenstütze erwähne ich vorsorglich „Dunkelziffer“ und auch, dass vielen Betroffenen gar nicht bewusst ist, hochsensibel zu sein.

      Liebe Grüße
      Manuela

    • Hallo Manuela,

      dass Hochsensible eine Minderheit von ca. 15-20 % der Bevölkerung darstellen, wurde in einigen Studien wissenschaftlich eruiert. Von daher sollte dies als gesichert gelten.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  2. 90 Symptome! Das klingt erst einmal viel, aber in diese Blöcke sortiert erschließt es sich sofort. Ich scanne neugierig die einzelnen Rubriken und finde mich in der Mehrzahl der Punkte wieder … Dann gleich ein paar Tipps zur Erinnerung noch mit dabei, und schon bin ich wieder ein bisschen besser eingenordet auf meine HSP-Gabe. Danke für diesen tollen Ãœberblick, Anne-Barbara! Du gibst so kontinuierlich eine Orientierung über Hochsensibilität, das tut einfach gut.

    Antworten
    • Liebe Jana,

      vielen Dank für dein nettes Feedback, das mich sehr freut! Super, dass du jetzt wieder „eingenordet“ bist… :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  3. Liebe Anne-Barbara,

    auf Anhieb fällt mir noch ein wichtiges, körperliches Symptom ein, dass ich aus Erfahrung noch vor der Kenntnis meiner HS immer wieder erlebt habe: der überaus empfindliche Geruchssinn! Zeit meines Lebens konnte ich nicht an Parfümerien o.ä. vorbeigehen, ohne die Luft anzuhalten… oder z. B. den Atem meines mittlerweile 25jährigen Neffens aushalten (er roch als Baby so nach Mais…) Bei Mahlzeiten verlasse ich mich z. B. auch seit einem unglücklichen Spaghetti-Zwischenfall immer auf meine Nase :-)

    Ansonsten bin ich nachdenklich gestimmt, wenn ich hs Kinder sehe, die bei vermeintlichen „normalsensiblen“ Eltern aufwachsen, diese aber in keinster Weise Ahnung davon haben, wie wichtig es ist, HS zu verstehen und ihre Kinder zu unterstützen… Vor einer Stunde erst wieder so eine Situation gehabt…

    Ich wüsste so gern, wie man da helfen kann. Ich hatte in dem besagten Fall die Mutter direkt darauf angesprochen, ob ihr Sohn hs sei. Sie kannte den Begriff so ungefähr, aber es schien sie nicht zu kümmern, außer, dass der Junge endlich artig in die Kita geht und sich besser in ihren Alltag einfügt, sonst hätte sie beruflich was ändern müssen… Wenn ich an meinen Mann und mich denke… ich habe meine Karriere komplett aufgegeben, wir ernten oft verächtliche Blicke und Sprüche… wir leben einfach, aber gewählt, um unserer Jungen Willen. Die beiden sind sehr glücklich und machen auch ihre Fortschritte, aber eben nach hs- Manier. Ich bin schlicht erstaunt, für mich ist es so natürlich (aber nicht einfach!), mein Leben umzugestalten, um den Kindern eine bessere Chance zu geben, dass ich jedes Mal stutze, wenn ich bemerke, dass es scheinbar nicht so natürlich ist…

    Antworten
    • Liebe Maja,

      vielen Dank für deinen Hinweis auf den Geruchssinn! Das ist ein ganz häufiges Symptom und mir doch glatt durch die Lappen gegangen… Ich habe es sofort im Blog-Artikel ergänzt!

      Was diese Eltern von hs Kindern betrifft, denke ich, tust du schon das bestmögliche. Du kannst ja nicht mehr machen als diese Leute darauf ansprechen. Und auch, wenn du damit nicht wirklich durchdringst, hast du dennoch einen Impuls gesetzt. Wahrscheinlich sind in solchen Fällen mehrere Impulse nötig, bis sich die Leute bewegen…

      Schön, dass Ihr Euren Jungs ein gutes Leben ermöglicht! :-)

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  4. So ein interessanter Artikel. Und genau „auf den Punkt“. Beim Lesen ertappe ich mich zustimmend nickend und muss schmunzeln.
    Vielen Dank für das Sammeln und Zusammenfassen der Symptome. :)

    Antworten
    • Liebe Mandy,

      vielen Dank für dein nettes Feedback, das mich sehr freut! :-) Freut mich, dass sich die Mühe gelohnt hat…

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  5. Hallo,
    Ist die Ãœbersetzung von Hyperakusis nicht Geräuschempfindlichkeit? Das dachte ich immer. Hier steht es aber getrennt als zwei verschiedene Symptome im Artikel…
    Liebe Grüße,

    Antworten
    • Hallo Tatjana,

      Hyperakusis und Geräuschempfindlichkeit sind nicht das Gleiche. Geräusch- und Lärmempfindlichkeit sind individuelle Besonderheiten, d.h. der eine erträgt mehr, der andere weniger. Es hält sich aber noch in normalen Grenzen.

      Hyperakusis bedeutet wörtlich übersetzt „zu viel hören“. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung. Unsere Ohren verfügen über ein Schalldämpfungssystem, das aktiv wird, sobald es lauter zugeht. Bei Hyperakusis ist dieses Schalldämpfungssystem geschädigt. Es werden deshalb schon Geräusche als schmerzhaft laut empfunden, die für andere ganz normal sind.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  6. Liebe Anne-Barbara,

    danke für die präzise Trennung der beiden Begriffe – mir war das früher auch nicht klar, aber mit so einfachen Worten erklärt sich das Nicht-Betroffenen besser!

    Meine Lösung ist seit Jahren (leider), entweder mit echten Kopfhörern musikhörend unterwegs zu sein – die dann auch gern laut sein darf :-)

    Oder – vor allem natürlich wenn ich selber das Auto steuere oder Radfahre, mit Schutzeinrichtung. Entweder auf Wachs/Silikonbasis oder – viel besser – speziellen Ohrschutz von Alpine „Partyplug“ (keine Reklame, sondern eine echte Empfehlung für alle Mitleser!). Die gibt es auch schon für Kinder und dämpfen die Sprache nur unwensentlich, so daß man sich nicht so abgeschottet fühlt, wie bei massiven „Stöpseln“.

    Der Hyperakustikus schlägt bei mir mit/durch Windgeräuschen bei geschlossenen Fenstern und Meeresrauschen auf Distanz schon zu. Armbanduhr bei Menschen im selben Zimmer, Kühlschrank im Nebenraum… Dagegen kann ich stundenlang lauter Musik ausgesetzt sein, wenn ich das selber möchte und es nicht der Nachbar ist ;-)

    Das verwirrt viele Menschen, weil es inkonsistent scheint. Ist aber m.E. genau der praktische Beleg dafür, daß das zwei getrennte Dinge sind.

    Liebe Grüße
    Henry

    Antworten
    • Lieber Henry,

      ich denke, wenn du laut Musik hören kannst, hast du sicher keine Hyperakusis. Denn das ist organisch und du könntest dann keine lauten Geräusche ertragen, noch nicht einmal Musik, die du magst! So, wie du es beschreibst, leidest du unter Geräuschen, die du nicht kontrollieren kannst und bei denen es ungewiss ist, wie lange sie noch dauern werden. Schaltest du hingegen eine Musik ein, die du liebst, ist das o.k.! Du könntest sie ja aber auch jederzeit abstellen, wenn sie dich zu nerven anfangen würde.

      Von daher ist das bei dir eine Frage, wie dein Gehirn das Geräusch bewertet. Das ist weit verbreitet! Bei Schmerz gibt es das gleiche Phänomen. Wenn man sich selbst zwickt, tut das vielen Menschen wesentlich weniger weh wie wenn jemand anderes sie mit der gleichen Kraft zwicken würde. Das Gehirn bewertet beides einfach völlig unterschiedlich und das wirkt sich auf die Intensität unseres Erlebens aus!

      Danke dir für den Tipp mit den Ohrstöpseln, solche habe ich auch:

      Für Erwachsene

      Für Kinder

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  7. Guten Abend,

    auf der Suche nach einer möglichst vollständigen und guten Darstellung von Merkmalen der Hochsensibilität bin ich auch auf Ihre Seite gestoßen. Die von Ihnen gelisteten Merkmale haben im Vergleich zu anderen Seiten immerhin einen ordentlichen Umfang, überschneiden sich aber des Öfteren. Von einer Vollständigkeit ist Ihre Liste noch ein gutes Stück entfernt. Auf anderen Internetseiten habe ich innerhalb kurzer Zeit auch Merkmale gefunden, die nicht bei Ihnen zu finden sind. Vielleicht könnten Sie auf diese Weise Ihre Liste noch etwas vervollständigen.

    Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich eine intensive Wetter- /Jahreszeitenfühligkeit sowie verstärkte Wahrnehmungen von Wärme und Kälte (auch in den Innenräumen) der Hochsensibilität zurechnen. Darüber hinaus können Hochsensible gegenüber fremden Menschen sehr stark mit Zuneigung oder Abneigung reagieren, bevor sie auch nur ein Wort mit ihnen gesprochen haben. Im weiteren Sinn kann man dies einer erhöhten Menschenkenntnis zurechnen. Im Bereich störender Geräusche gehört sicher die Misophonie, von der ich selbst stark betroffen bin, dazu.

    Schönen Gruß
    Thomas

    Antworten
    • Hallo Herr Lewinson,

      vielen Dank für Ihr Interesse! Natürlich kann auch diese sehr ausführliche Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben. Sie beruht auf meinen persönlichen Erfahrungen. Andere Webseiten haben andere Schwerpunkte. Mein Ziel ist es, hier einzigartigen Content zu bieten. Etwas von anderen Webseiten zu kopieren, würde mir widerstreben.

      Danke für Ihre Anregungen! Die von Ihnen genannten Symptome kenne ich vereinzelt auch von HSP, sie sind mir aber zu speziell, als das ich sie in diesen allgemeinen Katalog aufnehmen würde. Ich bitte um Ihr Verständnis!

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara Kern

  8. Hallo,
    ich habe diese Website verschlungen. Und tue es noch. HSP mögen das große Ganze und hier ist es zu finden. In den bisherigen Kommentaren lese von den Anstrengungen der Reizoffenheit und dessen Verarbeitung.
    Ich bin erst mit 54 Jahren auf dieses Thema gekommen. Scheinbar arttypisch im Rahmen eines Burnout Coachings. Ich habe, wie ich jetzt weiss, aber schon immer mehr oder weniger nach meiner Natur gelebt (HSP + High Sensation-Seeker) und bin damit sehr glücklich. Mit der Fähigkeit zur Resilienz ist sicherlich nicht jeder gesegnet. Aber schafft man das, kann Hochsensibilität auch ein Leben mit tiefer Empfindung für Natur, Musik, Kunst und Licht und ausgesuchten Menschen sein, das sehr, sehr erfüllend ist. Ich geniesse es sehr, meine Umwelt und Mitmenschen zu lesen und zu verstehen. Und zu spüren, was ein freundlicher Satz, ein Blick oder erst recht ein taktvolles, sensibles Gespräch bewirken kann. Ist die Kraft aufgebraucht kommt der Rückzug. Seit 2 Jahren ist das nun eine bewußte Handlung. Damit geht es großartig. Ich habe mich von der Quantität verabschiedet (und ein Architekturbüro mit 14 Mitarbeitern verkauft) und mich der Qualität verschrieben (Begleitung on ausgesuchten, komplexen Projekten). Die beste Entscheidung der letzten Jahre.
    In sich und seiner Haut zu leben, das zu tun, wofür man gemeint ist, verhindert so viel kraftraubende Negativität. Es geht….. :-)

    Viele Grüße

    Markus Ernstng

    Antworten
    • Lieber Markus,

      vielen herzlichen Dank für dein nettes Feedback und das Teilen deiner Geschichte! Du hast in Bezug auf deine Hochsensibilität alles richtig gemacht. Ja, es geht – man kann sich ein gutes Leben aufbauen, wenn man sich selbst versteht. Und dann geht es einem wie dir – dass du deine Hochsensibilität als Ressource empfindest. Ich finde es schön, wie dir das gelungen ist…

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  9. Hallo Anne,
    vielen Dank für diesen schön strukturierten und übersichtlichen Blogbeitrag. Seit meines späten Jugendalters bin ich immer wieder in Therapie und habe schon sehr viele Diagnosen bekommen, die dann auch wieder verworfen wurden. Erst vor ein paar Monaten gab mir eine Therapeutin den Tipp, ich solle mich bei der Heiligenfeld Klinik um eine Aufnahme bemühen, da sie nicht glaubt, dass ich z.B. Borderlinerin bin sondern eher vermutet, hochsensibel zu sein. Natürlich hatte ich schon einmal davon gehört aber nie daran gedacht, dass ich das sein könnte.
    Leider scheitert der Klinikaufenthalt nun an der Kostenübernahme der Beihilfe.

    Ich hoffe, dass ich noch irgendwo anders unterkommen und die Kosten dann getragen werden.

    Wer mir bei der langsamen Akzeptanz bzw. der Erkennung der Hochsensibilität geholfen hat, war meine Großmutter. In meiner Kindheit war ich viel bei meinen Großeltern. Meine Oma war Erzieherin im Kindergarten und hat 7 Enkel. Bis heute sagt sie mir, dass sie noch nie so ein Kind wie mich erlebt hat. Ich hatte nie Angst vor Insekten/Kriechtiere. Ich habe sie gesammelt, beobachtet, war fasziniert von der Natur. Konnte mich stundenlang alleine beschäftigen (malen, zeichnen, Handwerken), hab nie gemeckert… schüchtern war ich aber nie. Eher habe ich Menschen immer an die Hand genommen.

    Vielleicht kannst du hierzu deine Erfahrungen mitteilen, was andere Patienten/Clienten hier aus ihrer Kindheit erfahren haben?

    LG
    Sissy

    Antworten
    • Liebe Sissy,

      vielen Dank für dein nettes Feedback zu meinem Artikel! Tut mir leid, dass es dir gerade nicht gut geht. Heiligenfeld ist eine sehr gute Adresse, da hat eine Klientin von mir sehr gute Erfahrungen gemacht. Schade, dass die Kosten nicht übernommen werden. Ich drücke dir die Daumen, dass du anderswo gut unterkommst!

      Zu deiner Frage kann ich dir keine pauschale Antwort geben. Denn Hochsensible haben genauso unterschiedliche Kindheiten wie alle anderen Menschen auch. Was man sagen kann, ist, dass eine gute Kindheit bei Hochsensiblen dazu führt, dass sie psychisch stabiler sind als andere. Eine schwierige, belastende Kindheit führt allerdings dazu, dass ein höheres Risiko für spätere psychische Erkrankungen besteht.

      Wenn deine Oma sagt, dass du sehr anders als andere Kinder warst, ist es gut möglich, dass bei dir außer Hochsensibilität noch mehr Dinge los sind. Oft kommt z.B. noch Asperger dazu, oder ADS/ADHS. Einen Asperger-Test findest du hier:

      Hast du Asperger-Züge? Mache den Test!

      Das ist nämlich sehr schwer zu diagnostizieren. Normale Therapeut:innen oder Neurolog:innen können das nicht. Man braucht eine jahrelange Spezialausbildung dafür. Deswegen wird es oft übersehen. Also wenn du magst, sieh dir den Artikel einmal an.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

    • Hallo Angelica,

      natürlich ist Hochsensibilität eine Gabe:

      Hochsensibilität als Gabe

      Und vieles, was ich im Artikel beschreibe, nimmt ja Bezug auf diese Gaben, z.B. die hohe Empathie, die hohe Emotionalität, das Wahrnehmen von Stimmungen, hohe Intuition, Dingen wirklich auf den Grund gehen, große Hilfsbereitschaft, Gewissenhaftigkeit, vorausschauendes und nachhaltiges Denken etc. Vielleicht versöhnt dich das ja ein wenig mit dem Begriff „Symptome“…

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  10. Liebe Anne-Barbara,

    danke für diesen Blogg. Du hast dich merkbar tiefgründig mit dem Thema auseinander gesetzt, ich finde ihn sehr angenehm zu lesen.

    Was mir noch einfällt, kann natürlich auch subjektiv sein, ist ein Bedürfnis nach guter Luft. ZB Bergluft, eine Meeresbrise oder der Geruch eines Waldes nachdem es geregnet hat.
    Ausserdem die Gabe mit Tieren tiefe Freundschaft zu schließen, selbst mit traumatisierten oder vernachlässigten Tieren.

    Auch fehlt mir wie besonders leistungsstark Hsps in einem guten Umfeld sind und umgekehrt. Wenn ich zB mit Menschen arbeite die mich wertschätzen, bin ich zu herausragenden Leistungen fähig und kann ungute Menschen gut abblocken. Aber wenn ich mich abgelehnt fühle, kann meine Arbeitsleistung ins Bodenlose sinken. Das betrifft auch besonders die Kindheit, Schulleistungen und prinzipiell Lernbereitschaft.
    Ich finde das sehr wichtig, aber zu Beurteilen inwieweit das allgemein zutrifft überlasse ich gerne dir (;

    Jetzt werde ich mich noch durch die weiterführenden Artikel klicken (:

    Liebe Grüße Agnes

    Antworten
    • Liebe Agnes,

      vielen Dank für dein nettes Feedback, das mich sehr freut! :-) Danke auch für deine wertvollen Anregungen. Ich überlege, wie ich das noch in den Artikel einbaue…

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

  11. Liebe Anne-Barbara,
    du schreibst von schneller Ãœberforderung, Reizüberflutung, nah am Wasser gebaut. Der Artikel ist so detailliert, dass er genau diese Symptome bei mir hervorruft. Und doch bin ich dankbar, ihn gelesen zu haben. Mit solchen (scheinbaren?) Widersprüchen bin ich öfter konfrontiert. Hat das auch mit dieser Veranlagung zu tun??? Ich habe dabei den Eindruck, als ob sich das System, hochsensibel zu sein, selber immer wieder neu erzeugt. Es ist wie in einem Strudel: die Drehung wird immer schneller, bis das Nervensystem – z. B. mit Tränen – die Notbremse zieht. Und dann will ich alleine sein, bzw. was Körperlich- Physisches machen, um den Ausgleich herbeizuführen. Ich erlebe mich als Objekt meiner eigenen Forschung. — Danke für deine Ge-DANKE-n.

    Antworten
    • Lieber Markus,

      vielen Dank für dein nettes Feedback! Bist du sicher, dass das Gelesene diese Symptome erzeugt? Oder ist es so, dass dir der Artikel die Symptome nur bewusst macht, und du sie zuvor vielleicht ein wenig in den Hintergrund gedrängt hast, weil du dann im Alltag besser funktionierst? Das könnte sich nämlich genauso anfühlen, wie du es beschreibst… Es ist gut, wenn du in diesen Fällen für dich sorgst, dich zurückziehst und dich körperlich betätigst. All das dient dem Stressabbau und bringt dich wieder ins Gleichgewicht.

      Denk daran, dass Hochsensibilität keine Einheitslösung hat. Es ist eine einzigartige Reise für jeden, und du entwickelst deine eigenen Strategien, um damit umzugehen. Bleib offen für Selbstakzeptanz und Mitgefühl gegenüber dir selbst, während du diesen Weg beschreitest. Danke, dass du deine Gedanken geteilt hast, und ich stehe dir gerne weiterhin zur Verfügung, wenn du Fragen oder Bedenken hast.

      Herzliche Grüße,
      Anne-Barbara

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